Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessischer Städteatlas

Rotenburg an der Fulda – Landgraf Moritz von Hessen, Das Rotenburger Schloss, Federzeichnung vor 1612

Landgraf Moritz von Hessen, Das Rotenburger Schloss, Federzeichnung vor 1612

(HStAM Best. 7d, Bildersammlung, Nr. 322; Ausschnitt).
Diese Federzeichnung gehört zu dem umfangreichen Bestand von Architekturzeichnungen, die Moritz möglicherweise im Zusammenhang mit seiner geplanten „Bibliotheca Architectonica“ ab dem Anfang des 17. Jahrhunderts anfertigte (vgl. Hanschke, Bibliothecam S. 282-284). Die Ansicht ist in der Kavaliersperspektive gezeichnet und zeigt die Gesamtanlage des Schlosses. Der westliche Vorhof ist mit „Proaulium Molendinum & equitis“ beschrieben. Das ab 1612 errichtete Marstallgebäude, das den Vorhof nach Westen abgrenzt, ist noch nicht dargestellt, die Zeichnung muss also kurz davor entstanden sein. Bei dem linken Bau an der Fulda handelt es sich um die alte Mühle und rechts dürfte der ältere Pferdestall stehen, also dort wo Ende des 18. Jahrhunderts das Weiße Haus gebaut wurde. Der südliche Hof, also rechts vom Schloss, wird als Vorhof der Meierei und des Schafstalls bezeichnet. Der dahinter liegende kleine Hof wird als „Pomerilium per lignis“ bezeichnet und diente also als Lagerplatz (Maueranger) für das Brennholz. Rechts davon, bereits außerhalb des Schlossbezirkes, ist das Obertor mit aufgenommen worden. Hinter dem Schloss, zu dem formalen ummauerten Renaissancegarten mit Treillagen, Pavillons und zwei größeren Gebäuden (Orangerie, Gärtnerhaus und Kräuterhaus?) hin, befindet sich ein mit „Fossa“ bezeichneter Graben. Dabei dürfte es sich um die Reste des mittelalterlichen Stadtgrabens handeln, der im Zuge des Schlossneubaues und der Gartenanlage unter Landgraf Wilhelm IV. ausgemauert wurde und der Haltung wilder Tiere diente.


Hessischer Städteatlas. III,3: Rotenburg an der Fulda
Bearb. von Uta Löwenstein und Holger Th. Gräf, Marburg 2012
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