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Hessische Biografie

Portrait

Emich I. Graf von Nassau-Hadamar
(um 1267–1334)

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Nassau-Hadamar, Emich I. Graf von [ID = 2295]

* um 1267, † 7.6.1334
Andere Namen | Wirken | Familie | Nachweise | Leben | Zitierweise
Wirken

Werdegang:

  • 1303-1334 Graf von Nassau-Hadamar
Familie

Vater:

Nassau-Dillenburg, Otto I. Graf von, † vor 19.3.1290

Mutter:

Leiningen, Agnes Gräfin von, Tochter des Grafen Emich IV. von Leiningen († 1299)

Partner:

Verwandte:

Nachweise

Literatur:

Leben

Emich I., Begründer der älteren Linie der Grafen von Nassau-Hadamar, regierte nach dem Tode seines Vaters 1289 bis 1303 gemeinsam mit seiner Mutter und den beiden Brüdern. Im Jahre 1292 unterstütze die Familie die Wahl ihres Vetters Adolf von Nassau (1250–1298) zum deutschen König tatkräftig, welcher im Nachhinein im Streit mit Erzbischof Siegfried von Köln vermittelte und ihnen das Bergregal des „Ratzenscheid“ im westlichen Siegerland als Reichslehen gab. Nach dem Tod der Agnes von Leiningen im Jahre 1303 teilten die Brüder das Erbe untereinander auf.

Aus Dank für die Unterstützung förderte Adolf von Nassau Emich I., indem er sich für eine Eheverbindung mit den Burggrafen von Nürnberg einsetzte. Am 28.8.1295 führte König Adolf mit dem Burggrafen Friedrich von Hohenzollern-Nürnberg auf der Cadolzburg über Nürnberg Verhandlungen über eine Verheiratung von Emich I. mit dessen Tochter Anna. Für die Einwilligung des Burggrafen zahlte der König 1000 Mark Silber und um 1295/96 erfolgte die Heirat. Diese Heirat verschaffte der unbedeutenden, jungen Linie von Nassau-Hadamar politisches Gewicht, da die Burggrafen von Nürnberg zu den damaligen reichsten Adelsfamilien gehörten.

Durch seine Heirat mit Anna von Hohenzollern-Nürnberg, der Tochter des Burggrafen Friedrich III., 1295/96 hatte Emich I. bereits vor der Erbteilung einen Hof bei Nürnberg und später die Burg Kammerstein als Reichspfand mit den dazugehörenden Dörfern und Marktflecken, Schwalbach, Heroldsberg und Kornburg sowie Scheide und Altdorf in Franken gewinnen können.

Bei der Erbteilung 1303 erhielt Emich I. Driedorf, die Esterau, die Vogteien Dietkirchen, Giershausen, Isselbach, Weidenhahn und (Bad) Ems sowie die grundherrlichen Rechte der Familie im Kirchspiel Frickhofen und den Vier Zehnten. Außerdem bekam er das Leininger Erbe seiner Mutter in der Pfalz sowie die ottonischen Anteile an den Gerichten Nassau und Dausenau. Kurze Zeit später trat sein Bruder Johann seinen Anteil am Trierer Lehen Nassau an ihn ab. Zu den genannten Orten gehörten 17 Dörfer, der Zehnte in 12 weiteren Dörfern, 4 Mühlen und weitere Einzellehen. 1326 erwarb der Graf einen Hof samt Zubehör hinter der St.-Lorenz-Kirche in Nürnberg, der die Größe eines ganzen Straßenblocks hatte. Die Burg Kammerstein diente Emich und seiner Frau als Residenz, wenn sie sich nicht in Dreidorf oder später in Hadamar aufhielten.

Driedorf, welches die Landgrafen von Hessen als ihr Lehen zurückforderten, musste der Graf im Laufe der Dernbacher Fehde gegen jene und die Herren von Greifenstein verteidigen. Ab 1303 diente das dortige Junkerschloss als Residenz und 1305 erwirkte Emich für den Ort die Stadtrechtsverleihung durch König Albrecht I. (1255–1308). 1316 erwarb der Graf den Greifensteiner Anteil an Driedorf für 250 Mark.

Schon 1313 hatte Emich vom Kloster Schönau die Höfe zu Obernhof und Wiesacker erworben. Von 1317 bis 1332 hatte der Nassauer die Vormundschaft über Graf Gerhard VI. von Diez (regierte 1317, † 17. Oktober 1343) inne, welchen er 1324 mit seiner Tochter Jutta († nach 1359) vermählte. In diesem Zeitraum baute Emich I. seine Besitzungen im Raum Hadamar massiv aus. Im Jahre 1320 erwarb er dort für 1350 Mark den Musterhof des Kloster Eberbachs, an dessen Stelle er sich eine 1336 erstmals urkundlich erwähnte Burg als neue Residenz errichten ließ. In den folgenden Jahren konnte der Graf eine ganze Reihe von Höfen in diesem Raum erwerben und 1324 bei König Ludwig IV. dem Bayern (1281/82–1347) die Verleihung des Stadtrechts für Hadamar und Ems bewirken. Kurz nach der Stadtwerdung ließ Emich I. Hadamar mit Wehranlagen befestigen. 1332 erreichte er sogar von den Grafen von Diez den Verzicht auf deren Herrschaftsrechte über Hadamar.

Nach einunddreißigjähriger Regierungszeit, in der Emich I. sein Territroium beständig ausgebaut hatte, starb der Graf am 7. Juni 1334. Er wurde im Kloster Arnstein beerdigt, in dessen Nekrolog er unter dem 7. Juni Erwähnung findet. Emich I. pflegte intensive Kontakte zur Prämonstratenserabtei an der Lahn, für die er, wie die gesamte ottonische Linie des Hauses Nassau, als Schutzherr auftrat.

Oliver Teufer

Zitierweise
„Nassau-Hadamar, Emich I. Graf von“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/138719691> (Stand: 28.11.2023)