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Hessische Biografie

Portrait

Otto I. Landgraf von Hessen
(um 1272–1328)

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GND-Nummer

138459290

Hessen, Otto I. Landgraf von [ID = 2406]

* um 1272, † 17.1.1328, Begräbnisort: Marburg Elisabethkirche, katholisch
Andere Namen | Wirken | Familie | Nachweise | Leben | Zitierweise
Wirken

Funktion:

  • Hessen (Oberhessen), Landgrafschaft, Landgraf, 1308–1328
  • Hessen (Niederhessen), Landgrafschaft, Landgraf, 1311–1328
Familie

Vater:

Hessen, Heinrich I. Landgraf von, * 24.6.1244, † Marburg (?) 21.12.1308

Mutter:

Braunschweig, Adelheid Herzogin von, † 1274

Partner:

Verwandte:

Nachweise

Literatur:

Leben

Für den zweiten Sohn Landgraf Heinrichs I. hatte der Vater an sich eine geistliche Laufbahn vorgesehen. Otto erhielt dazu am 1. Februar 1293 die Expektanz auf ein Kanonikat in Würzburg. Er entzog sich aber, um sich gemeinsam mit dem älteren Bruder Heinrich und dem Schwager Otto von Waldeck gegen die Bestrebungen der Stiefmutter Landgräfin Mechthild zu wehren, die zumindest Teile des hessischen Erbes für die Kinder aus der Zweit-Ehe Landgraf Heinrichs I. sichern wollte. Der zeitweilig zum offenen Krieg gewordene Konflikt wurde mit Einschaltung König Adolfs im Sommer 1296 auf der Reichsversammlung in Frankfurt und einem nachfolgenden Schiedstag vor Burg Staufenberg so beigelegt, dass Otto und seine Geschwister das „Oberland“ um Marburg, ihre Halbgeschwister aus der zweiten Ehe des Vaters das „Niederland“ mit Kassel und Gudensberg bekamen. Als Heinrich der Jüngere im August 1298 starb, übernahm Otto, der sich damals im Gefolge des neu gekrönten Königs Albrecht in Aachen und Köln aufhielt, seine Rolle als Mitregent und künftiger Erbe Oberhessens.

Der Familien-Zwist flammte erneut auf, als sich Otto, der aus seiner Ehe mit Adelheid von Ravensberg inzwischen bereits zwei Söhne hatte, aufgrund von Meldungen über eine tödliche Erkrankung Landgraf Heinrichs in verschiedenen Städten Niederhessens voreilig huldigen ließ. Nach der Genesung des Vaters kam es unter dem Druck der Landschaft, um einen offenen Krieg zu vermeiden, zu einem erneuten Vergleich, der Otto, der Anfang 1303 einen Waffenhilfe-Vertrag mit Erzbischof Wigbold von Köln geschlossen hatte, zum Rückzug nach Biedenkopf zwang. Erst mit dem Tod Landgraf Heinrichs im Dezember 1308 wurde Otto wirklich Herr seines oberhessischen Erbes und firmierte nun endgültig als herre Hessenlandis. Nach dem Pest-Tod Landgraf Johanns in Kassel im Februar 1311 übernahm er auch dessen Erbe und vereinte damit wieder die gesamte Landgrafschaft in einer Hand. Allerdings überließ er die Stadt Marburg nebst Einkünften in Ebsdorf und Wetter im Herbst 1311 Johanns Bruder Bischof Ludwig von Münster zur Versorgung der jüngeren Halbgeschwister.

Obwohl Otto zwei Jahre zuvor ein Bündnis mit Erzbischof Peter von Mainz geschlossen hatte, gab es in der Folge erneuten Streit mit dem Erzstift, das die Nachfolge Ottos in den für heimgefallen erklärten Mainzer Lehen nicht anerkennen wollte. Nachdem sich Erzbischof Peter schon 1317 mit Graf Johann von Ziegenhain gegen Otto verbündet hatte, kam es unter dem Nachfolger Erzbischof Matthias von Buchegg zum offenen Kampf. Auch die nach einer Niederlage Landgraf Ottos in den Lahnbergen 1324 mit einer Reise nach Avignon erwirkte Einschaltung Papst Johannes XXII. blieb zunächst ohne Erfolg. Die Stadt Gießen wurde 1327 vorübergehend von Mainzer und Trierer Truppen erobert. Erst nach Ottos Tod zu Beginn des Folgejahres konnte der Sohn und Nachfolger Landgraf Heinrich „der Eiserne“ den Konflikt mit seinem Sieg bei Wetzlar beenden. Ein Grabmal Landgraf Ottos ist nicht erhalten.

Eckart G. Franz

(Text identisch mit: Franz, Das Haus Hessen, S. 22 f.)

Zitierweise
„Hessen, Otto I. Landgraf von“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/138459290> (Stand: 25.3.2024)