Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Biografie

Portrait

Ludwig Landgraf von Hessen
(1282/83–1357)

Symbol: Anzeigemodus umschalten Symbol: Anzeigemodus umschalten Symbol: Druckansicht

GND-Nummer

137957068

Hessen, Ludwig Landgraf von [ID = 2416]

* 1282/83, † 18.8.1357 Münster (Westfalen), Begräbnisort: Münster (Westfalen) Dom, katholisch
Kanoniker, Bischof
Andere Namen | Wirken | Familie | Nachweise | Leben | Zitierweise
Wirken

Werdegang:

  • Kanoniker zu Chartres
  • Kanoniker zu Trier
  • 1.6.1307 von Papst Clemens V. mit einem Kanonikat im Mainzer Dom providiert, das er nicht erlangte
  • 31.10.1308 Scholaster zu Mainz
  • 18.3.1310 Ernennung zum Bischof von Münster durch Papst Clemens V.
  • 23.9.1310 Weihe durch den Kölner Erzbischof
  • 2.10.1311 durch seinen Halbbruder Otto I. mit Marburg abgefunden
Familie

Vater:

Hessen, Heinrich I. Landgraf von, 1244–1308

Mutter:

Kleve, Mechthild Gräfin von, † 21.12.1309

Verwandte:

Nachweise

Literatur:

Bildquelle:

Siegel Bischof Ludwig von Münster, Landesarchiv Nordrhein-Westfalen/Staatsarchiv Münster, Stift Notteln Urk 58, in: Franz, Das Haus Hessen. Ein biographisches Lexikon, Darmstadt 2012, S. 26

Leben

Für Ludwig, den jüngeren Sohn aus der zweiten Ehe Landgraf Heinrichs, erwirkte König Philipp IV. „der Schöne“ von Frankreich, wohl als Dank für die politische Unterstützung des Vaters für die rheinisch-französische Partei, bei Papst Clemens V. zunächst ein Kanonikat in Chartres, dazu 1307 die Anwartschaft auf ein zweites in Mainz, die im Folgejahr in die Berufung zum Domscholaster umgewandelt wurde; dabei wurde Ludwig für die weitere Studienzeit von der Residenzpflicht befreit. Zugleich Domherr in Trier, im Februar 1309 aufgrund der preces primariae König Heinrichs VII. auch in Münster, wurde er mit Unterstützung seines Vetters Graf Otto von Kleve dort noch kurz vor dessen Tod 1310 zum Bischof gewählt, was Papst Clemens trotz der noch fehlenden Priester-Ordination alsbald genehmigte. In den Auseinandersetzungen um das niederhessische Erbe des im Februar 1311 gestorbenen Bruders Johann firmierte Ludwig so bereits als electus et confirmatus des Bistums Münster.

Der am 2. Oktober 1311 geschlossenen Vertrag mit Landgraf Otto über die Ansprüche Ludwigs und seiner Schwestern auf Johanns Erbe überschrieb Ludwig, neben der Übernahme aller in Hessen aufgelaufenen Schulden, auf Lebenszeit die Stadt Marburg samt Zehnten zu Ebsdorf und einem Anteil an Wetter. Bei der Wahrnehmung der Stadtherrschaft in Marburg, für die Bischof Ludwig bis zu seinem Tod zuständig blieb, wurde er in den ersten Jahrzehnten von der verwitweten Schwester Agnes von Nürnberg unterstützt, die ihren Witwensitz im Marburger Deutschordenshof hatte. Als Schlichter in innerfamiliären Streitigkeiten ist Ludwig, zum Teil gemeinsam mit dem Neffen Erzbischof Otto von Magdeburg, auch später noch bezeugt. Im Gegenzug beklagte sich das Münsteraner Domkapitel im Vatikan, dass der Bischof seine Familie bei der Vergabe von Pfründen unangemessen bevorzuge. Die fast ein halbes Jahrhundert umspannende Regierungszeit Ludwigs als Bischof von Münster war vor allem in den ersten Jahrzehnten von sehr weltlichen Fehden mit benachbarten Territorialherren wie den Grafen von Jülich, Berg, auch Arnsberg und Kleve belastet, bei denen auch die unterschiedliche Haltung im Streit ums deutsche Königtum eine Rolle spielt. Ein 1319 erreichter Landfrieden mit den Amtsbrüdern in Köln und Osnabrück und den Städten Münster, Osnabrück und Dortmund schaffte für einige Zeit Ruhe. Doch 1323 kam es zu einer neuen Fehde mit den von Holland unterstützen Grafen von Geldern, in der Bischof Ludwig sich nach einer militärischen Niederlage für 5.000 Silbermark und ersatzweise Gebietsabtretungen aus der Gefangenschaft des Grafen von der Mark freikaufen musste. 1341 verursachte ein Aufstand der Friesen größeren Ärger. Trotz hoher Verschuldung konnte der Bischof die Kollegiatkapitel in Dülmen und Horstmar sowie die Beginenhäuser Hofringe und Reine in der Stadt Münster gründen. Seine Fürsorge für Kranke und Arme in den Pest- und Hungerjahren schrieb die Chronik seiner Abstammung von der Heiligen Elisabeth zu.

Eckhart G. Franz

(Text identisch mit: Franz, Das Haus Hessen, S. 25 f.)

Zitierweise
„Hessen, Ludwig Landgraf von“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/137957068> (Stand: 25.3.2024)