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Hessische Biografie

Portrait

Margaret Prinzessin von Hessen und bei Rhein
(1913–1997)

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Hessen und bei Rhein, Margaret Prinzessin von [ID = 1329]

* 18.3.1913 Dublin (Irland), † 26.1.1997 Wolfsgarten bei Langen Schloss
Adlige
Andere Namen | Wirken | Familie | Nachweise | Leben | Zitierweise
Andere Namen

Geburtsname:

Campbell Geddes, Margaret

Wirken

Werdegang:

Familie

Vater:

Campbell 1. Baronet Geddes of Rolvenden, Rt. Hon. Sir Auckland, * Edinburgh 21.6.1879, † 1954, of Rolvenden, Kent, Dr. med., Dr. med. h.c. (unter anderem London, Freiburg im Breisgau, Bern, Wien), ordentlicher Professor der Anatomie in Edinburg, 1909 Royal College of Surgeons, Irland, 1913 Mc Gill-University Montreal (Kanada), M.P. 1917/20, P.C. 21.12.1917, 1917–1920 Generaldirektor und Minister of National Service, 1919 Minister für Wiederaufbau, 1919 Handelsminister, 1920–1924 Botschafter

Mutter:

Gamble Ross, Isabella, ⚭ 8.9.1906, Tochter des William A. Ross, of Staten Island (New York)

Partner:

Nachweise

Literatur:

Bildquelle:

Das kulturelle Erbe des Hauses Hessen, S. 144. - Aufnahme von 1986.

Leben

Die letzte Trägerin des Namens „von Hessen und bei Rhein“ war die Tochter eines schottischen Mediziners, der in den Jahren 1909/13 als Anatomie-Professor am Trinity College in Dublin, dann an der McGill-University in Montreal (Kanada) unterrichtete. Mit Kriegsbeginn 1914 eingezogen, ging er nach zwei Jahren als Minister im Kabinett Lloyd George 1919 als britischer Botschafter nach Washington; er musste die Diplomatenlaufbahn 1922/23 wegen einer Augenverletzung aufgeben, erhielt aber 1942 einen Sitz im Oberhaus. Margarets Personalunterlagen belegen Unterricht an der „Royal Academy of Music“, aber auch einen Pflegerinnenkurs beim Britischen Roten Kreuz, der zum Einsatz in der Fürsorge für jugendliche Strafgefangene führte. Auf erste Bildungsreisen in die Schweiz, nach Frankreich und Italien folgte im Mai 1931 eine mehrmonatige Reise nach Nordamerika. Beim Besuch der Winterolympiade in München Anfang 1936 lernte sie Prinz Ludwig kennen, mit dem sie sich im Juli im Haus Hirth in Untergrainau verloben sollte. Die Großherzogsfamilie wie Ludwig und seine Studienfreunde waren Stammgäste bei Johanna Hirth-Preetorius (1889–1977), die 1924 von Darmstadt nach Bayern gezogen war; unter den zahlreichen englischen Namen in ihrem Gästebuch finden sich auch Margarets Brüder Alexander, John und David Geddes.

Zur Verantwortung, die das junge Ehepaar mit der Rückkehr nach Darmstadt übernahm, gehörte neben der Beisetzung der bei der Katastrophe von Ostende zu Tode gekommenen Familie1 auch die Fürsorge für die verwaiste Nichte Johanna (* 20. September 1936); dass sie schon im Juni 1939 an Meningitis verstarb, war umso schmerzlicher, als den Adoptiveltern eigene Kinder versagt blieben. Der kurz darauf ausgebrochene Krieg zwang die feindliche Ausländerin zur Zurückhaltung; den Kontakt zu den englischen Verwandten vermittelte Cousine Louise in Stockholm. Erst mit Kriegsende wuchs Margaret die soziale Rolle zu, die im Erbe der Haus-Heiligen Elisabeth vorgezeichnet war. In Wolfsgarten trat nach den Jahren des Familien- „Asyls“ unter der Tutel von Tante Peg an die Stelle des einige Jahre in Nebengebäuden untergebrachten Altersheims für mehrere Jahrzehnte die von Prinzessin Margaret eingerichtete DRK-Sondertagesstätte für behinderte Kinder. Schon seit 1949 war Margaret Vorstandsvorsitzende der „Stiftung Alice-Hospital“. Mit der neu begründeten „Alice-Schwesternschaft“ war sie im Deutschen Roten Kreuz 1952–1967 Vizepräsidentin des Landesverbands Hessen und ab 1958 gut zwei Jahrzehnte Mitglied des Bundes-Präsidiums. Die 1944 durch Bomben zerstörte Kinderklinik des einstigen „Eleonorenheims“ im Bereich des Alice-Hospitals, die 1956 neu eingeweiht werden konnte, führt seit der Zusammenlegung mit der Städtischen Kinderklinik 1997 den Namen „Darmstädter Kinderkliniken Prinzessin Margaret“.

Vorrang im kulturellen Einsatz hatte eindeutig die Musik. Die Lebensfreundschaft mit dem englischen Komponisten Benjamin Britten (1913–1976) und seinem Partner, dem Tenor Peter Pears (1910–1986), begann 1951/52 mit einer Aufführung von Brittens „Raub der Lucrezia“ in der Darmstädter Orangerie und der Mitwirkung Prinz Ludwigs und Margarets beim „Aldeburgh Festival of Music and Art“ in Südengland, das künftig fast alljährlich besucht wurde. Der 1959 von Margaret organisierte „Hesse Fund“ finanzierte die Teilnahme hessischer Schüler und Musik-Studenten, der sogenannten Hesse Students. Noch 1986 wurde Margaret, die zwei Jahre zuvor die jährliche „Prince of Hesse Memorial Lecture“ gestiftet hatte, Präsidentin der „Aldeburgh Foundation“. Unter den Musik-Koryphäen, die häufiger nach Wolfsgarten kamen, befanden sich neben BenPet unter anderem der Komponist Hans Werner Henze, Yehudi Menuhin, der Gitarrist Julian Bream und der Cellist Mstislav Rostropovitch. Zu den „highlights“ in Wolfsgarten gehörten neben den Hauskonzerten auch Lesungen von Dichtern und Schriftstellern, zu denen als regelmäßige Besucher Golo Mann und Dolf Sternberger zählten. Unterstützt wurde Margaret nach Prinz Ludwigs Tod durch den zur Sicherung der Familientradition schon 1960/61 adoptierten Landgrafen Moritz von Hessen, der unter anderem den Vorsitz des Instituts für neue technische Form übernahm, sowie die von ihm geführte Hessische Hausstiftung.

Eckhart G. Franz

(Text identisch mit: Franz, Das Haus Hessen, S. 389 f.)


  1. Vgl. Eleonore Großherzogin von Hessen und bei Rhein und Georg Donatus Erbgroßherzog von Hessen und bei Rhein.
Zitierweise
„Hessen und bei Rhein, Margaret Prinzessin von“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/11953665X> (Stand: 25.3.2024)