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Hessische Biografie

Portrait

Johannes Dyba
(1929–2000)

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Dyba, Johannes [ID = 1082]

* 15.9.1929 Berlin, † 23.7.2000 Fulda, Begräbnisort: Fulda Dom, Johanneskapelle, katholisch
Dr. jur. – Jurist, Theologe (katholisch), Diplomat, Erzbischof, Bischof, Militärbischof
Andere Namen | Wirken | Familie | Nachweise | Leben | Zitierweise
Andere Namen

Weitere Namen:

  • Neapolis in Proconsulari, Titularerzbischof Johannes Dyba
  • Fulda, Bischof Johannes Dyba
Wirken

Werdegang:

  • 15.9.1929: Geburt in Berlin als Kind eines Lehrerehepaares
  • wenig später römisch-katholische Taufe in der Pfarrkirche St. Georg in Berlin.
  • Ab etwa 1935: Dyba besuchte im nationalsozialistischen Dritten Reich in Berlin zunächst die Volksschule und dann die Oberrealschule für Jungen
  • 1941: Im Zweiten Weltkrieg wechselte Dyba aus dem zunehmend gefährdeten Berlin an die Oberrealschule nach Heiligenstadt im katholischen Eichsfeld (Nordwestthüringen).
  • 1947: Nach verschiedenen Unterbrechungen absolvierte Dyba das Abitur in Heiligenstadt. Daraufhin floh er aus dem nun zur sowjetischen Besatzungszone gehörigen Heiligenstadt in den übergeordneten Bischofssitz Fulda am Rande der amerikanischen Besatzungszone
  • ab 1947 Studium im oberfränkischen Erzbischofssitz Bamberg Rechts- und Staatswissenschaften an der Philosophisch-Theologischen Hochschule
  • 14.5.1949: In Bamberg Aufnahme als Urmitglied bei der Katholischen Deutschen Studentenverbindung (K.D.St.V.) Fredericia im Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen (CV)
  • daneben gehörte Dyba dem Allgemeinen Studentenausschuss an.
  • 1948: Im Wahlkampf hielt er Reden für die neue Christlich Soziale Union (CSU)
  • 1949 im Rahmen des Demokratieförderprogramms der amerikanischen Regierung erhielt Dyba ein Stipendium an der Duke University in Durham in den Vereinigten Staaten.
  • 1950: Wechsel zur University of Denver
  • Nach der Rückkehr Immatrikulation an der Universität Heidelberg, wo Dyba Mitglied des Bundesvorstandes und zeitweilig Pressereferent des Ringes Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) sowie Mitglied der K.D.St.V. Arminia zu Heidelberg im CV war
  • 1952 Ablegung des ersten juristischen Staatsexamens in Heidelberg
  • Sommer 1953: Um Priester zu werden, trat Dyba in das Kölner Diözesankonvikt Albertinum in Bonn ein und nahm an der Universität seine theologischen Studien auf
  • 1954 Promotion zum Doktor der Rechtswissenschaften in Heidelberg mit einer Arbeit über den „Einfluß des Krieges auf die völkerrechtlichen Verträge“.
  • 1957: Nach Abschluss des Theologiestudiums nahm man Dyba in das Kölner Priesterseminar in Bensberg auf
  • 2.2.1959 Priesterweihe im Kölner Dom durch Erzbischof Joseph I. Kardinal Frings
  • 1959: Dyba wurde zunächst kurz pastoral in Köln eingesetzt
  • dann Kaplan in Wuppertal
  • September 1960: Dyba wurde zum Dienst an der Kurie freigestellt, worauf er das Studium des Kirchenrechts (Kanonistik) an der Lateran-Universität aufnahm und die Päpstliche Diplomatenakademie besuchte
  • 1962 Abschluss seiner kirchenrechtlichen Studien mit der Promotion zum Doktor des kanonischen Rechts. Seine Dissertation behandelte die Frage nach den „Gründen für die einseitige Aufhebung von internationalen Verträgen und Konkordaten“.
  • Daraufhin arbeitete Dyba als Attaché in der deutschsprachigen Abteilung der zweiten Sektion des Päpstlichen Staatssekretariates mit, die er später sogar leitete.
  • 1967: Durch Kurienreform Versetzung in den Außendienst und Berufung an die Apostolische Nuntiatur in Buenos Aires.
  • 1968: Dyba wechselte als Botschaftssekretär nach Den Haag
  • Sommer 1972: Dyba wurde als Uditore an die Nuntiatur nach Kinshasa versetzt, wo er in schwieriger Lage nach Abberufung des Nuntius interimistischer Geschäftsträger wurde
  • 1974 Versetzung als Nuntiaturrat nach Kairo
  • 1976: Ernennung zum Päpstlichen Ehrenprälaten durch Papst Paul VI.
  • 1977: Bestellung zum Vizesekretär der Päpstlichen Kommission „Iustitia et Pax“ in Rom
  • 25.8.1979: Papst Johannes Paul II. ernannte ihn zum Apostolischen Pronuntius in Liberia und Gambia sowie Apostolischen Delegaten für Guinea und Sierra Leone. Zudem wurde Dyba zum Titularerzbischof von Neapolis in Proconsulari (Nordafrika) bestimmt
  • 13.10.1979 Bischofsweihe durch Kardinalstaatssekretär Agostino Casaroli im Kölner Dom
  • anschließend vertrat er von Monrovia aus den Heiligen Stuhl als Apostolischer Pronuntius in Liberia und Gambia sowie als Apostolischer Delegat für Guinea und Sierra Leone
  • 25.3.1981 Dyba weihte den Spiritanerpater Michael J. Cleary zum Bischof von Banjul
  • 1982 Dyba errichtete im päpstlichen Auftrag die Erzdiözese Monrovia mit dem Suffraganbistum Cape Palmas
  • 1983 nach der altersbedingten Resignation des Fuldaer Bischofs Eduard Schick wurde Dyba vom dortigen Domkapitel zu dessen Nachfolger gewählt
  • 4.6.1983 Dyba wurde vom Papst zum Bischof von Fulda ernannt, wobei er aber den persönlichen Titel eines Erzbischofs behielt.
  • 4.9.1983 Offizielle Amtseinführung Dybas durch seine Inthronisation auf der Fuldaer Kathedra, womit auch die Administration Schicks endete.
  • 1983-1989: Dyba leitete innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz die „Arbeitsgruppe für das neue Kirchenrecht“ und gehörte der „Kommission Weltkirche“ an.
  • 30.11.1990: Dyba wurde zusätzlich mit dem Amt des katholischen Militärbischofs für die Deutsche Bundeswehr betraut
  • 1.1991-1999 Mitglied des Rates des Zentralbüros der Militärordinariate in Rom
  • September 1993: Dyba trat aus der staatlichen Schwangerschaftskonfliktberatung aus.
  • 27.10.1993: Der Papst berief ihn zudem in die römische Kongregation für die Bischöfe, in der er bei der Auswahl von Bischofskandidaten mitwirkte.
  • 15.9.1994: Bundesverteidigungsminister Volker Rühe verlieh Militärbischof Dyba das Bundesverdienstkreuz.
  • 5.12.1996: Kritiker warfen Dyba vor, Geistliche zu lax zu behandeln, die des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger verdächtigt wurden (ARD-Panorama-Beitrag)
  • 13.6.1998 Der Fuldaer Bischof bezeichnete den für straffreie Abtreibung nach dem Gesetz benötigten Beratungsschein als „Lizenz zum Töten“ („Berliner Zeitung“)
  • 12.7.1998: Dyba weihte den zweiten Fuldaer Weihbischof Ludwig Schick im dortigen Dom zum Bischof.
  • 9.8.1999: Dyba warf dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, dem Mainzer Bischof Karl Lehmann, Etikettenschwindel vor, als dieser die Beratungsscheine der Schwangerschaftskonfliktberatung mit dem Zusatz versehen wollte: „nicht zur Durchführung straffreier Abtreibungen“ (Interview mit Dyba in „Die Welt“)
  • 2000 Dyba wurde zum kompromisslosen Kämpfer gegen die von der rot-grünen Bundesregierung geplante Gleichstellung homosexueller Partnerschaften
  • 8.7.2000: In einem Gastbeitrag in „Der Spiegel“ bezeichnete der Fuldaer Bischof „Homosexualität als eine Degeneration“ und fügte an, „importierte Lustknaben“ hätten keinen Anspruch auf die Fürsorge der Gemeinschaft („Der Spiegel“, Nr. 28/2000)
  • 16.7.2000: Dyba gab bekannt, dass er aus Altersgründen bald auf das Amt des Militärbischofs verzichten wollte („Spiegel-Online“).
  • 23.7.2000: Überraschender Tod in Fulda, wo er im Schlaf einem Herztod erlag
  • daraufhin wurde Dyba in der Johanneskapelle des Fuldaer Doms beigesetzt.

Funktion:

  • Neapolis in Proconsulari, Titularerzbischof, 1979-2000
  • Fulda, Bischof, 1983-2000 (persönlich weiter Erzbischof)
  • Deutsche Bundeswehr, Katholischer Militärbischof, 1990-2000

Werke:

  • Der Einfluß des Krieges auf die völkerrechtlichen Verträge (1954)
  • Die Gründe für die einseitige Aufhebung von internationalen Verträgen und Konkordates (1962)

Lebensorte:

  • Berlin; Heiligenstadt; Fulda; Bamberg; Durham; Denver (Colorado/USA); Heidelberg; Bonn; Bensberg; Köln; Wuppertal; Rom; Buenos Aires; Den Haag; Kinshasa; Kairo; Liberia; Gambia; Guinea; Sierra Leone; Neapolis in Proconsulari; Monrovia
Familie

Vater:

Dyba, Felix, Studienrat in Berlin

Mutter:

Brüll, Johanna, Lehrerin in Berlin, seit etwa 1925 verheiratete Dyba

Nachweise

Literatur:

Bildquelle:

Pegnitzer at German Wikipedia, Johannes Dyba, CC BY-SA 3.0 DE (beschnitten)

Zitierweise
„Dyba, Johannes“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/119089246> (Stand: 28.11.2023)