Hessische Biografie
Weitere Informationen
GND-Nummer
119064375
Brun Candidus [ID = 9717]
- * um 770/80, † 845 Fulda (?), katholisch
Mönch, Priester, Magister, Maler, Schriftsteller - Andere Namen ↑
-
Weitere Namen:
- Brun
- Brunan
- Bruun
- Fulda, Brun Candidus von
- Wirken ↑
-
Werdegang:
- um 770/80: Geburt und frühe Kindheit wohl in einem adligen Hause
- Um 780-800: Nach eigener Auskunft Erziehung im Benediktinerkloster Fulda, wohin ihn seine Eltern wohl noch im Kindesalter als Oblate schickten.
- Frühestens 802: Da Brun Candidus durch besondere Begabung auffiel, schickte ihn der neue Abt Ratger zur Vervollständigung seiner Bildung an die Hofschule Karls des Großen nach Aachen, wo er vom gelehrten Schulleiter Einhard unterrichtet wurde
- spätestens 811 Ende der Weiterbildung an der Aachener Hofschule und Rückkehr in seine Heimatabtei Fulda, wo er Mönch wurde
- 811-813: Mehrfacher Nachweis einer Tätigkeit von Brun Candidus als Fuldaer Urkundenschreiber, sodass er schon früh im klösterlichen Skriptorium wirkte. Daneben kopierte er einen noch erhaltenen Codex der „Regula S. Benedicti“.
- Wohl 810er: Brun Candidus empfing mit mindestens 30 Jahren die Priesterweihe, worauf er zur engsten Führungsschicht des Klosters gehörte: Er nannte sich „magister“ und leitete zuletzt ein Zentrum der Wirtschaftsverwaltung außerhalb des Hauptklosters („officium“). Auch stand er vermutlich einer der Fuldaer Schulen für Nichtkonventuale („scholae exteriores“) vor.
- 812-817: Brun Candidus wurde Zeuge der Revolte einer Mönchsgruppe um Eigil gegen den baufreudigen Abt Ratger, worüber er später in seiner Lebensbeschreibung des Oppositionsführers berichtete. Zwar übte Brun Candidus in der „Vita Aegil“ scharfe Kritik an Ratgers Amtsführung, doch spielte er in der Krise selbst offenbar eine Vermittlerrolle, indem er die geflohenen Mönche zur Rückkehr veranlasste.
- 1.11.819: Weihe der vom Vorgängerabt errichteten neuen Klosterkirche („Ratger-Basilika“), die laut „Vita Aegil“ nach einer Bauunterbrechung 817/18 in Eigils Auftrag durch den Architektenmönch Rachulf vollendet wurde. Brun Candidus berichtete aber nicht nur darüber, sondern wirkte auch als Maler in der Apsis des Westchors.
- 822-842: Eigils Nachfolger wurde Schulleiter Hrabanus Maurus, der die Abtei weiter ausbaute und kulturell förderte. Davon profitierte auch sein Freund Brun Candidus, der nun seine schriftstellerischen und künstlerischen Fähigkeiten entfaltete
- um 840: In bereits fortgeschrittenem Alter erreichte er mit der „Vita Aegil abbatis Fuldensis“ den Höhepunkt seines schriftstellerischen und künstlerischen Schaffens
- 845: unter diesem Jahr Todeseintrag von Brun Candidus in den Fuldaer „Totenannalen“
-
Netzwerk:
- Einhard <Lehrer>
-
Werke:
- Vita Aegil abbatis Fuldensis (um 840)
-
Lebensorte:
- Fulda; Aachen
- Nachweise ↑
-
Quellen:
- Catalogus Abbatum Fuldensium: edidit Georg Waitz; in: Monumenta Germaniae Historica; Scriptores; Band 13; Hannover 1881, S. 272-274, hier S. 272
- Stengel, Edmund E. (Bearb.): Urkundenbuch des Klosters Fulda: Teil 1: Die Zeit der Äbte Sturmi und Baugulf; Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen und Waldeck; Band 10,1; Marburg 1958, Nr. 166, S. 246-254
- Becht-Jördens, Gereon: Vita Aegil abbatis Fuldensis a Candido ad Modestum edita proasa et versibus. Ein Opus geminum des IX. Jahrhunderts. Einleitung und kritische Edition; Selbstverlag, Marburg 1994
-
Literatur:
- Neue deutsche Biographie, Bd. 2, Berlin 1955, S. 691 f. (Alois Wachtel)
- Gereon Becht-Jördens, Die Vita Aegil des Brun Candidus als Quelle zu Fragen aus der Geschichte Fuldas im Zeitalter der anianischen Reform; in: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 42 (1992), S. 19-48, hier S. 23 f., 47 f.
- Ders.: Litterae illuminatae. Zur Geschichte eines literarischen Formtyps in Fulda; in: Schimpf, Gangolf (Herausgeber): Kloster Fulda in der Welt der Karolinger und Ottonen; Fuldaer Studien; Band 7; Frankfurt am Main 1996, S. 325-364, hier S. 343-352
- Josef Leinweber, Die Fuldaer Äbte und Bischöfe, Frankfurt am Main 1989, S. 13-24
- Sauer, Christine: Allerheiligenbilder in der Buchmalerei Fuldas; in: Schimpf, Gangolf (Herausgeber): Kloster Fulda in der Welt der Karolinger und Ottonen; Fuldaer Studien; Band 7; Frankfurt am Main 1996
- Weiterführende Literatur:
- Christine Ineichen-Eder, Künstlerische und literarische Tätigkeit des Brun Candidus von Fulda; in: Fuldaer Geschichtsblätter; Band 56; Fulda 1980, S. 201-217; auch in: Böhne, Winfried (Herausgeber): Hrabanus Maurus und seine Schule; Festschrift der Rabanus-Maurus-Schule 1980; Selbstverlag, Fulda 1980; ohne Anmerkungen, aber mit Bildern
- Sandmann, Mechthild: s. v. „Brun Candidus“; in: Schmid, Karl (Hrsg.): Die Klostergemeinschaft von Fulda im früheren Mittelalter; Münstersche Mittelalterschriften 8; 1978; hier Band 2.1, S. 238 f
- Becht-Jördens, Gereon: Die Vita Aegil abbatis Fuldensis des Brun Candidus. Ein Opus geminum aus dem Zeitalter der anianischen Reform in biblisch-figuralem Hintergrundstil; Fuldaer Hochschulschriften 17; Josef Knecht, Frankfurt am Main 1992
- Ders.: Text, Bild und Architektur als Träger einer ekklesiologischen Konzeption von Klostergeschichte. Die karolingische Vita Aegil des Brun Candidus von Fulda (ca. 840); in: Kerscher, Gottfried (Herausgeber): Hagiographie und Kunst. Der Heiligenkult in Schrift, Bild und Architektur; Dietrich Reimer, Berlin 1993, S. 75-106
- Ders.: Sturmi oder Bonifatius. Ein Konflikt im Zeitalter der anianischen Reform um Identität und monastisches Selbstverständnis im Spiegel der Altartituli des Hrabanus Maurus für die Salvatorbasilika zu Fulda. Mit Anhängen zur Überlieferung und kritischen Edition der Tituli sowie zu Textquellen zur Architektur und Baugeschichte der Salvatorbasilika; in: Aris, Marc-Aeilko u. Bullido Del Barrio, Susanna (Herausgeber): Hrabanus Maurus in Fulda. Mit einer Hrabanus Maurus-Bibliographie (1979-2009); Fuldaer Studien 13; Josef Knecht, Frankfurt am Main 2010, S. 123-187
- Franz Brunhölzl, Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters, Bd. 1, München 1975, S. 341-343, 557
- Zitierweise ↑
- „Brun Candidus“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/119064375> (Stand: 28.11.2023)