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Hessische Biografie

Portrait

Erdmuthe Dorothea Gräfin von Zinzendorf und Pottenstein
(1700–1756)

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Zinzendorf und Pottenstein, Erdmuthe Dorothea Gräfin von [ID = 4280]

* 7.11.1700 Ebersdorf, † 22.9.1756 Herrnhut, evangelisch
Pietistin, Kirchenlieddichterin
Andere Namen | Wirken | Familie | Nachweise | Leben | Zitierweise
Andere Namen

Geburtsname:

Reuß-Ebersdorf, Erdmuthe Dorothea Gräfin zu

Familie

Vater:

Heinrich X., Reuß-Ebersdorf, Graf, GND, * Lobenstein 29.11.1662, † Ebersdorf 10.6.1711

Mutter:

Erdmuthe Benigna, Reuß-Ebersdorf, Gräfin, GND, * Wildenfels 13.4.1670, † Ebersdorf 14.9.1732

Partner:

  • Zinzendorf, Nikolaus Ludwig von, GND, Heirat Ebersdorf 7.12.1721

Verwandte:

Nachweise

Literatur:

Bildquelle:

UnknownUnknown author, Erdmuthe Dorothea, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons (beschnitten)

Leben

Heinrich XXIX. aus der Familie der Reuß zu Köstritz hatte sich mit Hermann August Francke befreundet und beeinflusste auch seine Mündel, zunächst Heinrich II. Reuß in Obergreiz, dann Heinrich XXIX. Reuß-Ebersdorf entsprechend. Mit dem Graf Henckel-Donnersmarck und Francke in Halle führte er seit 1714 die „geschlossene Korrespondenz“, in der diese alles zur Ausbreitung und Organisation des Pietismus erörterten. „Die drei Triumvirn bilden Jahre hindurch eine Art von geheimer Kirchenregierung“ mit großem Einfluss im gesamten Reich. Der Haushalt in Köstritz galt als vorbildlich für einen frommen Hof. Zahlreiche Kinder befreundeter Grafen waren zur Miterziehung hier versammelt.

1721 kam Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf, einer Lebensgefahr entronnen, auf einer Reise durch das Vogtland nach Ebersdorf zu seinem Freund Heinrich XXIX. Zunächst von dessen Schwester Benigna Maria gefesselt, die ihm Jesus Christus als den lebendigen Herrn vor Augen stellte, gewann er Erdmuthe Dorothea als Ehefrau. Er erwartete von seiner Frau, dass sie ihn voll vertreten könne und ihm alle Freiheit lasse, das Zeugnis Jesu Christi ohne Rücksicht auf Haus, Hof, Gattin und Familie jederzeit nach den Bedürfnissen seines Herzens den Völkern verkündigen zu können. Sie entschloss sich gegen die Bedenken ihrer Familie zur Ehe und stand Zinzendorf in jeder Hinsicht fest und treu zur Seite.

Sie kümmerte sich vornehmlich um das Vermögen, Haus und Gesinde und erhielt 1732 die Gutsherrschaft Berthelsdorf übertragen. Bei den Brüdern wurde sie „Gemeinhelferin“ und „Mitältestin“, bei Abwesenheit von Nikolaus Ludwig „Viceältestin“, zuletzt auch noch „Fremdenältestin“. Während der Nord-Amerikareise von Nikolaus Ludwig war sie in diplomatischem Auftrag in Ebersdorf, Kopenhagen, Livland und Russland unterwegs. England hat sie etwa sechsmal besucht.

Zugleich war sie liebevolle Mutter für zwölf Kinder, von denen sie allerdings zu ihrem größten Schmerz die meisten im Kindesalter wieder verlor.

Aus der Kraft des religiösen Gemüts kamen auch ihre Lieder, die sie für die Brüdergemeinde und für sich selbst zur freudigen Erhebung über das Weltliche dichtete; „Es bleibt dabei, daß nur ein Heiland sei“; „Das, was ich, treuer Gott, hier Sorge nenne“; „Was liebst du, großer Seelenmann“. Dies alles brachte ihr einen weltweiten Ruf als Mutter der Brüdergemeinden ein. Sie hat sich allerdings bei diesen Aufgaben auch aufgezehrt und starb 55-jährig 1756 in Herrnhut. Dem Sarg, den 24 Geistliche trugen, folgten 1.800 Personen auf den Friedhof von Herrnhut.

Lupold von Lehsten

Zitierweise
„Zinzendorf und Pottenstein, Erdmuthe Dorothea Gräfin von“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/118808494> (Stand: 28.11.2023)