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Hessische Biografie

Portrait

Louis Earl Mountbatten of Burma
(1900–1979)

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GND-Nummer

118584561

Mountbatten of Burma, Louis Earl [ID = 16406]

* 25.6.1900 Windsor, † 27.8.1979 Classiebawn, Irland
Andere Namen | Wirken | Familie | Nachweise | Leben | Zitierweise
Andere Namen

Geburtsname:

Battenberg, Ludwig Prinz von

Weitere Namen:

  • Mountbatten, Ludwig Prinz von
  • Mountbatten, Louis Prinz von
  • Battenberg, Louis Prinz von
  • Battenberg, Ludwig Prinz von
  • Mountbatten of Burma, Louis Earl
Wirken

Werdegang:

  • ab 1939 Kapitän einer britischen Kriegsflottille
  • ab 1843 Oberster alliierter Befehlshaber in Südostasien
  • 1947 Ernennung zum "Earl Mountbatten of Burma"
  • ab 1947 Generalgouverneur Britisch-Indiens
  • 1955-1959 First Sea Lord und Flottenadmiral
  • 1959-1965 Chef des obersten Verteidigungsstabs
Familie

Vater:

Battenberg, Ludwig* Alexander Prinz von, 1854–1921

Mutter:

Hessen und bei Rhein, Viktoria Prinzessin von, 1863–1950

Partner:

  • Ashley, Edwina Cynthia Annette, 1901-1960, GND

Verwandte:

Nachweise

Literatur:

Bildquelle:

Louis von Battenberg/Mountbatten, Foto Staatsarchiv Darmstadt D 27B 2002 ÜF (beschnitten), in: Franz, Das Haus Hessen, Darmstadt 2012, S. 385

Leben

Als nachgeborener jüngster Sohn teilte Dicky, wie er in der Familie zeitlebens genannt wurde, das familiäre Leben „im Umherziehen“, zu dem auch regelmäßige Besuche bei den deutschen und russischen Verwandten zählten. Auf 2 ½ Prep-School-Jahre im Internat Locker’s Park in Hertfordshire folgten im März 1913 (wie einige Jahre zuvor bei Bruder George) der Eintritt ins Naval College in Osborne, Ende 1914 der Wechsel auf die Academy in Dartmouth und die Ernennung zum Seekadetten im Sommer 1916. Nachwirkender Schock war die Entlassung des Vaters aus dem Amt des First Sea-Lord im Oktober 1914. Die zwei letzten Kriegsjahre als Midshipman auf dem Schlachtkreuzer „Lion“, dann auf dem Flaggschiff „Queen Elizabeth“ in Scapa Flow, waren Routinedienst. Mehr Spannung brachte die zweimonatige Abordnung des frischgebackenen Leutnants Mountbatten auf das U-Boot K 6 im Sommer 1918, Anregung zu einem zweimonatigen Ingenieur-Studium in Cambridge im Winter 1919.

Auf die sechsmonatige Reise nach Australien und Neuseeland 1920 als Adjutant bei David, dem zum persönlichen Freund gewordenen Prinzen Edward von Wales (1894–1972), folgte im Herbst 1921 eine zweite Reise auf der „Renown“ nach Indien, Singapur und Japan. Einige Monate vorher hatte Mountbatten in London Edwina Ashley, Enkelin und Erbin des ursprünglich aus Köln stammenden Bank-Magnaten Ernest Cassel (1852–1921), kennengelernt, die ihm nach Indien nachreiste, um sich dort am Valentinstag 1922 mit ihm zu verloben. Auf die von der Presse als wedding of the century gefeierte Trauung in Westminster folgte eine Hochzeitsreise, die zunächst mit neuem Rolls Royce zum Ashley-Landsitz Broadlands und von da nach Madrid und Darmstadt, dann weiter per Schiff nach Amerika führte. Mountbattens weitere Laufbahn, zunächst geprägt von seinen technischen Interessen, wechselte zwischen Lehrtätigkeit an der Marine-Nachrichtenschule in Portsmouth und Einsätzen als Funk- und Nachrichtenoffizier der Mittelmeerflotte. Thronkrise und Abdankung König Edward VIII. erlebte er als Chef der Marineflieger-Abteilung in der Admiralität. Die erste Tochter Patricia wurde 1924 in London, die jüngere Pamela 1929 in Barcelona geboren.

Mit Kriegsbeginn 1939 übernahm Mountbatten als Kapitän zur See das Kommando einer Zerstörerflottille auf der zur Legende gewordenen „Kelly“, die 1941 vor Kreta von deutschen Stukas versenkt wurde. Nach zwei Jahren als Chief of Combined Operations, der mit der Vorbereitung der Invasion in Frankreich betraut war, machte ihn Winston Churchill im August 1943 zum Obersten alliierten Befehlshaber in Südostasien. An die erfolgreiche Rückeroberung Burmas, die zur von Mountbatten entgegengenommenen Kapitulation Japans in Singapur im Herbst 1945 führte, erinnerte die Ernennung zum „Earl Mountbatten of Burma“ im Oktober 1947, noch während Mountbattens Tätigkeit in Indien. An der unter Zeitdruck vollzogenen Überleitung des Subkontinents in die Unabhängigkeit samt Abtrennung Pakistans hatte er als letzter Vizekönig Britisch-Indiens (ab Februar/März 1947), dann Generalgouverneur Indiens (ab August 1947) maßgeblichen Anteil. Nach der Rückkehr im Sommer 1948 wieder in der Mittelmeerflotte eingesetzt, wiederholte er die seinerzeit abgebrochene Laufbahn des Vaters, zunächst als Befehlshaber im Mittelmeer, dann 1955–1959 als First Sea Lord und Flottenadmiral. 1959/1965 folgten noch sechs Jahre als Chef des obersten Verteidigungsstabs.

Louis Mountbatten, „Lord Louis“, wie man ihn gemeinhin titulierte, war schon mit dem Eintritt des in seiner Marineausbildung von ihm betreuten Neffen Philipp in die britische Königsfamilie in die Rolle eines Seniorchefs hineingewachsen, die sein Biograf Ziegler mit Shop-steward of Royalty umschreibt. Der erste Versuch, den vom künftigen Prinzgemahl Philipp beim Verzicht auf den Geburtsnamen „Prinz von Griechenland und Dänemark“ 1947 angenommenen Namen „Mountbatten“ zum neuen Namen der Windsors zu machen, war am Widerstand der Königin-Mutter gescheitert. Doch Anfang 1960 konnte Louis seiner Frau Edwina, im wohl letzten Brief vor ihrem Tod, mit Stolz mitteilen, dass Königin Elisabeth kurz vor der Geburt ihres zweiten Sohns Andrew verfügt habe, dass ihre Nachkommen sich künftig „Mountbatten-Windsor“ nennen sollten. Zu den Aufgaben, die Lord Louis auch in den Jahren des sogen. Ruhestands in Broadlands wahrnahm, gehörte neben der Sicherung der Familientradition die Präsidentschaft der „United World Colleges“. 1979 kam er bei einem Sprengstoff-Attentat der IRA auf seine Yacht im Hafen vor dem Feriensitz der Familie in Nordwest-Irland zu Tode, zusammen mit seinem Enkel Nicholas Knatchbull. Dessen Mutter Patricia (1924–2017), die mit John Knatchbull Baronet Brabourne verheiratete älteste Mountbatten-Tochter, übernahm, wie schon bei der Verleihung vorgesehen, den Titel einer „Countess Mountbatten of Burma“.

Eckhart Franz

(Text identisch mit: Franz, Das Haus Hessen, S. 384 f.)

Zitierweise
„Mountbatten of Burma, Louis Earl“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/118584561> (Stand: 25.3.2024)