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Hessische Biografie

Portrait

Susanne (Susette) Gontard
(1769–1802)

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Gontard, Susanne (Susette) [ID = 4238]

* 9.2.1769 Hamburg, † 22.6.1802 Frankfurt am Main, evangelisch
Hölderlins Diotima
Andere Namen | Wirken | Familie | Nachweise | Leben | Zitierweise
Andere Namen

Geburtsname:

Borkenstein, Susanne (Susette)

Weitere Namen:

  • Borckenstein, Susanne

Pseudonym(e):

Diotima

Familie

Vater:

Borkenstein, Hinrich, * Hamburg 21.10.1705, † 29.11.1777, Kaufmann in Hamburg, Commerzienrat, Lustspieldichter

Mutter:

Brugier, Susanne, 1741–1793, Freundin Klopstocks

Partner:

Nachweise

Literatur:

Bildquelle:

Elisabeth Sömmering (um 1770-1802), Susette Gontard 1, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons (beschnitten)

Leben

„Susette wird als eine vollendete Schönheit von edler griechischer Gestalt geschildert. Ihr langes schwarzes Haar und ihr sprechendes Auge von gleicher Farbe erhöhten nun um so mehr die blendende Weiße ihres Teints, und je länger man die wundervollen Formen dieser Gesichtsbildung betrachtete, je mehr steigerte sich der bezaubernde Eindruck, den das Imponierende dieser Erscheinung auf jeden machte, der sich ihr nahte.“1

Susette Borkenstein, die einzige Tochter, wurde von der verwitweten Mutter in jeder Hinsicht ausgesucht und vollkommen erzogen. Der Bankier Friedrich Jakob Gontard war auf der Reise nach London im Haus Borkenstein in Hamburg zu Gast und gewann das Eheversprechen der Susette. Die Trauung fand in Ottensen bei Klopstock statt, doch sollte die Mutter mit nach Frankfurt am Main ziehen und im Haushalt Gontard leben.

Schon 1793 verstarb die Mutter an Brustkrebs und die Tochter vereinsamte innerlich.

Im Januar 1796 wurde Hölderlin als Hofmeister (Erzieher) des Sohnes Heinrich (Henry) (* 1787) der Susette engagiert und entflammte in einer schwärmerischen Liebe zu ihr, die er in dem Briefroman „Hyperion oder der Eremit in Griechenland“, begonnen 1792, 1797/99 abgeschlossen, verarbeitete. Susette Gontard erwiderte seine Zuneigung. Als Diotima setzte Hölderin ihr ein literarisches Denkmal. Im September 1798 verließ Hölderlin fluchtartig das Gontard’sche Haus, wechselte aber weiterhin heimlich Briefe mit Susette Gontard. Diese starb allerdings 1802, durch Schwindsucht geschwächt, an einer Ruhrepidemie. Bald darauf verfiel Hölderin in eine lebenslange geistige Verwirrung.

Die Töchter der Susette, Henriette (* 1789), Johanna Helene (* 1790) und Friederike Amalie (* 1791), waren Marie Rätzer aus Bern anvertraut, die ihrerseits für Hölderlin schwärmte.

Lupold von Lehsten


  1. Carl Jügel, Das Puppenhaus, ein Erbstück in der Gontard’schen Familie, 1921, S. 349.
Zitierweise
„Gontard, Susanne (Susette)“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/118540726> (Stand: 28.11.2023)