Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Biografie

Portrait

Ulrich Wilhelm Erfurth
(1910–1986)

Symbol: Anzeigemodus umschalten Symbol: Anzeigemodus umschalten Symbol: Druckansicht

Erfurth, Ulrich Wilhelm [ID = 9904]

* 22.3.1910 Elberfeld heute Wuppertal, † 19.9.1986 Hamburg
Prof. – Schauspieler, Dramaturg, Regisseur, Drehbuchautor, Oberspielleiter, Schauspieldirektor, Intendant, Generalintendant
Andere Namen | Wirken | Familie | Nachweise | Leben | Zitierweise
Wirken

Werdegang:

  • Erwerb einer höheren Schulbildung
  • Studium der Germanistik und Kunstgeschichte an den Universitäten Köln und Berlin
  • in den Semesterferien Arbeit als Regieassistent am Stadttheater in Wuppertal
  • nach Abschluss des Studiums Schauspielunterricht
  • anschließend vor allem Bühnenregisseur (Werktreue statt Experimente)
  • Herbst 1931 Anstellung als Hilfsdramaturg der Wuppertaler Bühnen
  • 1932 erste Regiearbeit am Stadttheater Wuppertal
  • 1934-1935 Oberspielleiter in Koblenz
  • 1935 Ruf an das Preußische Staatstheater in Berlin, wo ihm Intendant Gustaf Gründgens eine Beschäftigung als Hilfsspielleiter anbot
  • später bis 1945 dessen Oberspielleiter
  • 1939-1944 Regieassistent, Dialogregisseur und schließlich Regisseur für einige deutsche Filme im Zweiten Weltkrieg
  • 1945/1946 nach Kriegsende Landarbeiter in Oberbayern
  • 1946-1949 Regisseur bei den Hamburger Kammerspielen unter Ida Ehre
  • 1949 Gründgens holte ihn als Oberspielleiter an das Schauspielhaus Düsseldorf
  • 1951 Schauspieldirektor am Schauspielhaus Düsseldorf
  • 1955 zusammen mit seinem Lehrmeister Gründgens am Schauspielhaus Hamburg, wo er als Schauspieldirektor gleichzeitig dessen Stellvertreter als Intendant war
  • 1948-1959 künstlerischer Leiter des „Real-Film“
  • 1949 Rolle im Film „Zukunft aus zweiter Hand“
  • 1949-1962 Produktion von drei Hörspielen mit bekannten Schauspielern, die er meist schon aus dem Theater und Film kannte
  • 29.6.-28.7.1957 Gastregisseur bei den 7. Bad Hersfelder Festspielen, wobei er erfolgreich „Die Jungfrau von Orleans“ von Friedrich Schiller inszenierte
  • 28.6.-27.7.1958 Inszenierung sowohl der deutschen Erstaufführung der Tragödie „Medea“ nach Euripides von Robinson Jeffers und Eva Hesse als auch „Die Verschwörung des Fiesko zu Genua“ von Friedrich Schiller, wobei trotz gleich hoher Qualität nur Letzteres beim Publikum ankam bei den 8. Bad Hersfelder Festspielen
  • Frühjahr 1960: Als Johannes Klein die Intendanz in Bad Hersfeld ruhen ließ, war Erfurth Wunschkandidat der Stadt, lehnte dies aber ab.
  • 1964: Erfurth verließ den Posten als Schauspieldirektor des Hamburger Schauspielhauses und wurde Leiter des Instituts Schauspiel an der Folkwang-Hochschule Essen.
  • 1965-1968: Erfurth war Regievorstand und Vizedirektor am Wiener Burgtheater
  • 1965/66: Nachdem William Dieterle mit mehreren Neuerungen nur gemischten Erfolg gehabt hatte, übernahm Erfurth doch noch die Bad Hersfelder Festspiele.
  • 1966: Zu Erfurths Einstand bei den 16. Festspielen vom 1. Juli bis 3. August übernahm er bei zwei der vier Stücke selbst Regie, den Ortspremieren „Faust II“ von Johann Wolfgang von Goethe und „Die Troerinnen“ von Euripides. Daneben verpflichtete er Werner Kraut als Gastregisseur für die erfolgreiche Komödie „Was ihr wollt“ von William Shakespeare
  • 1967: Bei den 17. Bad Hersfelder Festspielen vom 2. Juli bis 6. August brachte Erfurth in Eigenregie erstmals „König Lear“ von William Shakespeare und „Mutter Courage und ihre Kinder“ von Bertolt Brecht auf die Bühne der Stiftsruine.
  • 1968: Bei den 18. Bad Hersfelder Festspielen vom 5. Juli bis 4. August bot Erfurth eine moderne Version von „Das Salzburger Große Welttheater“ Hugo von Hofmannsthals, als Ruinenneuheiten „Der Widerspenstigen Zähmung“ von William Shakespeare (Eigenregie) und „Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats“ von Peter Weiss sowie als Wiederaufnahme „Mutter Courage und ihre Kinder“ von Bertolt Brecht (Eigenregie).
  • 1968-1972: Erfurth war Generalintendant der Städtischen Bühnen in Frankfurt am Main
  • 1969: Anlässlich der 19. Bad Hersfelder Festspiele führte Intendant Erfurth selbst bei der Ortspremiere von „Cäsar und Cleopatra“ sowie bei der Wiederaufnahme von Shakespeares „Der Widerspenstigen Zähmung“ Regie.
  • 1970: Bei den 20. Bad Hersfelder Festspielen vom 2. Juli bis 2. August bot Erfurth ohne Eigenregie die drei Ortspremieren „Richard III.“ von William Shakespeare, „Amphitryon“ von Heinrich von Kleist und „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“ von Bertolt Brecht sowie als Wiederaufnahme „Der Besuch der alten Dame“ von Friedrich Dürrenmatt
  • 1971: Während der 21. Bad Hersfelder Festspiele von 1971 brachte Erfurth mindestens die drei Ortspremieren „Der Tod des Handlungsreisenden“ von Arthur Miller, „Peer Gynt“ von Henrik Ibsen und „Der tolle Tag oder Figaros Hochzeit“ von Pierre Augustin Caron de Beaumarchais auf die Bühne, von denen er Ersteres auch selbst inszenierte
  • 1972: Zu den 22. Bad Hersfelder Festspielen vom 29. Juni bis 30. Juli bot er je erstmals „Dantons Tod“ von Georg Büchner, „Dreigroschenoper“ von Bertolt Brecht (Eigenregie) und „Prinz Friedrich von Homburg“ von Heinrich von Kleist sowie als Wiederaufnahme „Der tolle Tag oder Figaros Hochzeit“ von Pierre Augustin Caron de Beaumarchais
  • 1973: Bei den 23. Bad Hersfelder Festspielen zeigte Erfurth mindestens die Ortspremieren „Viel Lärm um Nichts“ von William Shakespeare (Eigenregie), „Cyrano de Bergerac“ von Edmond Rostand und als Wiederaufnahme Brechts „Dreigroschenoper“ (Eigenregie)
  • 1973: Erfurth spielte einen „Minister“ im TV-Film „Immobilien“.
  • 1974: Bei den 24. Bad Hersfelder Festspielen führte Erfurth nur bei einem der wohl vier Stücke Regie, nämlich bei „Herr Puntila und sein Knecht Matti“ von Bertolt Brecht (und Kurt Weill).
  • 1975: Mit den 25. Bad Hersfelder Festspielen vom 3. Juli bis 3. August beging Erfurth seine 10. und letzte Spielzeit als Intendant, wozu er auch das Bundesverdienstkreuz erhielt. Unter den vier Stücken ragte die selbst inszenierte Zweit-Uraufführung von Carl Zuckmayers „Der Rattenfänger“ heraus, wozu der Autor selbst anwesend war.
  • ab 1975 Gastregisseur an verschiedenen Bühnen
  • 1978: Erfurth spielte den „Wasmut“ im TV-Zweiteiler „Die Kur“

Funktion:

  • Bad Hersfeld, Festspiele, Intendant, 1966-1975

Werke:

  • Erzieherin gesucht (1944)
  • Finale (1948)
  • Du kannst mir viel erzählen (1949)
  • Keine Angst vor großen Tieren (1953)
  • Columbus entdeckt Krähwinkel (1954)
  • Rittmeister Wronski (1954)
  • Eine Frau genügt nicht (1955)
  • Reifende Jugend (1955)
  • Geheimnisse einer Ehe (1956)
  • Heidemelodie (1956)
  • Drei Birken auf der Heide (1956)
  • Minna von Barnhelm oder: Das Soldatenglück (1957)
  • Helden (1957)
  • Colombe (1958)
  • Die Sechste Frau (1959)
  • Der Urfaust (1959)
  • Himmel, Amor und Zwirn (1960)
  • Sie sind doch auch so eine Art Frau ?! (1960)
  • Mein Mann, das Wirtschaftswunder (1961)
  • Der Hochtourist (1961)
  • Der tolle Tag (1962)
  • Faust - Die Tragödie (1962)
  • Signor Rizzi kommt zurück (1963)
  • Das Leben ein Traum (1963)
  • Die Dubarry (1963)
  • Das wissen die Götter (1964)
  • Die Reise auf den Mond (1964)
  • Der Apoll von Bellac (1964)
  • Die Sakramentskarosse (1964)
  • Die Troerinnen (1966)
  • Cäsar und Cleopatra (1969)
  • Maestro der Revolution? (1971)

Lebensorte:

  • Elberfeld, heute Wuppertal; Köln; Berlin; Wuppertal; Koblenz; Oberbayern; Hamburg; Düsseldorf; Bad Hersfeld; Essen; Wien; Frankfurt am Main
Familie

Vater:

Erfurth, N.N., Theologe in Elberfeld

Mutter:

Erfurth, N.N., Pianistin, seit spätestens 1909 verheiratet

Nachweise

Quellen:

  • Stadt Bad Hersfeld (Herausgeber): Plakate der Bad Hersfelder Festspiele 1957, 1967 f., 1970, 1972 u. 1975; Hessische Druck- und Verlagsanstalt GmbH, Kassel; Bad Hersfeld 1957, 1967 f., 1970, 1972 u. 1975.

Literatur:

Bildquelle:

Rose von Rad, Ulrich-Erfurth-Rose-von-Rad-1964-Stadtmuseum-Muenchen, CC BY-SA 4.0 (Ausschnitt)

Zitierweise
„Erfurth, Ulrich Wilhelm“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/116531665> (Stand: 18.12.2023)