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Hessische Biografie

Portrait

Kilian Freiherr von Schwarzenau
(1687–1764)

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Weitere Informationen

GND-Nummer

1139295764

Schwarzenau, Kilian Freiherr von [ID = 1972]

* 1687, † 17.11.1764, evangelisch
JUL; Wirklicher Geheimer Rat – Minister, Kanzler
Andere Namen | Wirken | Familie | Nachweise | Leben | Zitierweise
Andere Namen

Weitere Namen:

  • Schwartzenau, Kilian
Wirken

Werdegang:

  • Studium in Marburg
  • 1710 JUL (auch JUD?) Marburg
  • 1712 Regierungs-Referendar in Darmstadt
  • um 1715 Regierungs- und Konsistorialrat
  • 1718 auch Lehenrat
  • 5.9.1727 Wirklicher Geheimer Rat
  • 1736 ältester Geheimer Rat und Staatsminister
  • 14.10.1739 auch Lehnspropst
  • 15.2.1740 Bestallung als Geheimer Rat
  • 1741 bis mindestens 1754 Erster Minister, Kanzler in Darmstadt und Kreisgesandter (im Rang nach von Minningerode)
  • 28.5.1745 auch Kurator der Universität Gießen (Nachfolger von Riedesel zu Eisenbach, Burggraf zu Friedberg)
  • mit Bickenbach und Hähnlein an der Bergstraße vom Landgrafen belehnt
Familie

Vater:

Schwarzenau, Christoph Ludwig, 1647–1722, Hessen-Darmstädtischer Hofprediger, Stadtpfarrer, Superintendent und Professor der Dogmatik in Gießen

Mutter:

Berghöfer, Anna Rebecca, 1649–1700

Partner:

  • Brawe, Catharina Sibylla, getauft Sulzbach 24.12.1691, † Darmstadt 1722, 30 Jahre 3 Monate 11 Tage alt, begraben 8.4.1722, Tochter des Joachim von Brawe, 1664–1740, Minister, Gesandter, und der Maria Sybilla Ströbel
  • Riesmann, Catharina Sophia, aus Worms, begraben Bickenbach 10.4.1748, Tochter des David Riesmann, † 1720, Kurpfälzischer Geheimer Rat, und der Maria Catharina Raab, 1670–1753, aus Alzey

Verwandte:

  • Schwarzenau, Joachim Ludwig Freiherr von <Sohn>, 1713–1787, Hessen-Darmstädtischer Wirklicher Geheimer Rat, Minister und Comitialgesandter, Königlich Preußischer Wirklicher Geheimer Rat, Etats- und Kriegsminister
  • Schwarzenau, Justus Christian Freiherr von <Sohn>, 1716–1749, GND, Königlich Preußischer Obristlieutenant, Herzoglich Württembergischer Oberhofmarschall, Obervogt von Schorndorf
  • Schwarzenau, Johann Christian Freiherr von <Sohn>, 1747 Studium in Braunschweig
  • Schwarzenau, Catharina Dorothea Luise Juliane Freiin von <Tochter>, 1754 Patin
  • Schwarzenau, Louise Freiin von <Tochter>, * 1726, leidend in Erlangen
  • Schwarzenau, Johanna Freiin von <Tochter>, * 1738, lebt in Erlangen
  • Berghöfer, Georg von <Onkel>, 1650–1716, Hessen-Darmstädtischer Kanzler
Nachweise

Quellen:

Literatur:

Leben

Kilian Schwarzenaus Biographie stellt einen ungewöhnlichen Aufstieg vor, auch wenn dieser Aufstieg durch ein vielfältiges Verwandtengeflecht vorbereitet und unterstützt wurde. Sein Vater war Stadtpfarrer und Superintendent in Gießen, als Kilian nach einem Rechtsstudium in Marburg in die Darmstädter Regierung eintrat. Später erhielt der Vater auch die Professur für Theologie an der Universität Gießen. Kilians genaues Geburtsdatum 1687 und der Ort seiner Geburt sind unbekannt. Der Vater war zu dieser Zeit Prediger in Vöhl und war gerade an der Universität Gießen als Theologe promoviert worden. Der Sohn wurde sicher zunächst durch Hauslehrer unterrichtet und bezog dann die Universität Marburg. Hier schloß er das Studium mit dem Licentiat der Rechte ab und trat sogleich in die Laufbahn eines Verwaltungsbeamten in Darmstadt ein.

Kilians Mutter und ihre Familie waren für die Karriere des Sohnes mindestens ebenso wichtig wie der Vater und seine Verwandten. Der Bruder der Mutter, Georg Berghöfer, war gerade zu dieser Zeit als Vize-Kanzler Leiter der Regierung in Gießen. Er hatte seine eigene Karriere 1688 als Kanzlei-Sectretair und Archivrat in Darmstadt begonnen, hatte 1707 den Adelsstand erhalten und wurde 1709 Geheimer Rat. 1713 wechselte er allerdings in Hohenzollernsche Dienste nach Franken und wurde Präsident des Hofrats in Bayreuth. Die Mutter hatte allerdings zwölf Geschwister, vor allem vier weitere verheiratete Schwestern, deren Ehemänner jedoch zumeist 1712 schon verstorben waren.

In der Regierung in Darmstadt kletterte Kilian Schwarzenau zielstrebig die Karriereleiter über alle entscheidenden Ämter und gelangte schon nach wenigen Jahren 1727 in den Geheimen Rat. 1736 war er dessen dienstältestes Mitglied. Als solcher wurde er Minister und auch Lehenpropst. Mindestens seit 1741 führte er die Regierung in Darmstadt als Kanzler und Erster Minister.1 Er war auch Kreisgesandter, im Rang jedoch nach dem Minister von Minnigerode.

Kilian Schwarzenaus Biographie stellt einen ungewöhnlichen Aufstieg vor, auch wenn dieser Aufstieg durch ein vielfältiges Verwandtengeflecht vorbereitet und unterstützt wurde. Sein Vater war Stadtpfarrer und Superintendent in Gießen, als Kilian nach einem Rechtsstudium in Marburg in die Darmstädter Regierung eintrat. Später erhielt der Vater auch die Professur für Theologie an der Universität Gießen. Kilians genaues Geburtsdatum 1687 und der Ort seiner Geburt sind unbekannt. Der Vater war zu dieser Zeit Prediger in Vöhl und war gerade an der Universität Gießen als Theologe promoviert worden. Der Sohn wurde sicher zunächst durch Hauslehrer unterrichtet und bezog dann die Universität Marburg. Hier schloß er das Studium mit dem Licentiat der Rechte ab und trat sogleich in die Laufbahn eines Verwaltungsbeamten in Darmstadt ein.

Kilians Mutter und ihre Familie waren für die Karriere des Sohnes mindestens ebenso wichtig wie der Vater und seine Verwandten. Der Bruder der Mutter, Georg Berghöfer, war gerade zu dieser Zeit als Vize-Kanzler Leiter der Regierung in Gießen. Er hatte seine eigene Karriere 1688 als Kanzlei-Sectretair und Archivrat in Darmstadt begonnen, hatte 1707 den Adelsstand erhalten und wurde 1709 Geheimer Rat. 1713 wechselte er allerdings in Hohenzollernsche Dienste nach Franken und wurde Präsident des Hofrats in Bayreuth. Die Mutter hatte allerdings zwölf Geschwister, vor allem vier weitere verheiratete Schwestern, deren Ehemänner jedoch zumeist 1712 schon verstorben waren.

In der Regierung in Darmstadt unter Landgraf Ernst Ludwig kletterte Kilian Schwarzenau zielstrebig die Karriereleiter über alle entscheidenden Ämter und gelangte schon nach wenigen Jahren 1727 in den Geheimen Rat. Kurz vorher hatte er eine Berufung an das Oberappellationsgericht in Celle abgelehnt.1 1726 rückte er auf den Platz des verstorbenen Wirklichen Geheimen Rats Christian Eberhard Kameitzky von Elstibor vor.2 1736 war er das dienstälteste Mitglied des Geheimen Rats. Als solcher wurde er Minister und durch den neuen Landgrafen Ludwig VIII. 1739 auch Lehenpropst. Mindestens seit 1741 führte er die Regierung unter Landgraf Ludwig VIII. in Darmstadt als Kanzler und Erster Minister.3 Er war auch Kreisgesandter, im Rang jedoch nach dem Minister von Minnigerode.

Kilian Schwarzenau bezog im Jahr 1754 ein Gehaldt von 2500 Gulden jährlich und zog sich aus der Regierung zurück, blieb aber bis zu seinem Tod Erster Geheimer Rat.4 Er übernahm nunmehr vom Freiherrn Riedesel zu Eisenbach das Amt des Kurators der Universtität Gießen.

1740 wurde Kilian Schwarzenau mit Gütern in Bickenbach und Hähnlein a.d.Bergstraße belehnt. Den Adelsstand errang er als „Kilian Schwartzenau“ schon Wien, 31.10.17365 und ließ sich den Freiherrn-Stand durch Kaiser Franz I. am 4.10.1745 bestätigen.

Seine Anstellung als Regierungs-Referendar in Darmstadt nutzte Kilian Schwarzenau, um sich zugleich für seine Karriere sehr vorteilhaft zu verheiraten. War der Onkel Leiter der Regierung in Gießen, so war der Schwiegervater als Mitglied des Geheimen Rats Gesandter Hessen-Darmstadts beim Reichstag in Regensburg. Er löste sich jedoch bereits 1716 aus der Einbindung in die Darmstädter Regierung und machte als Diplomat Karriere.

1722 starb Kilian Schwarzenaus Ehefrau. Er heiratete später nochmals, Catharina Sophia Riesmann aus Worms, die Tochter eines kurpfälzischen Geheimen Rats und reformierten Kirchenrats.

Kilian Schwarzenaus Bruder Johann Matthias Schwarzenau, 1693–1778, nahm an dem Aufstieg Kilians nur bedingt Anteil. Er wurde 1733 Regierungsrat und 1764 noch Konsistorialdirektor in Gießen. Er erhielt „nur“ den einfachen Adel und heiratete seiner Herkunft verpflichtet in eine Pfarrerfamilie. Seine Nachkommen bildeten die schlichtere Beamten-Linie der Familie, während Kilians Nachkommen zu hohen Diplomten aufstiegen und besonderen Nachdruck auf ihre Rezeption in den alten Adel legten.

Lupold von Lehsten


  1. HStA DA D 4 Nr. 393/5.
  2. Albrecht Eckhardt, Die hessen-darmstädtischen Zentralbeamten- und Hofdienerschaft nach dem Besoldungsbuch von 1754. In: Genealogie Bd. 9, 1973, S. 658.
  3. Friedrich Knöpp, Eine Regierungskrise im Hessen-Darmstadt des 18. Jahrhunderts, in: Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde NF 31 (1971/72), S. 167-181.
  4. HStA Darmstadt D 4 Nr. 393/5. Die Funktion des Kanzlers hatte ihre zentrale Bedeutung allerdings längst verloren.
  5. Albrecht Eckhardt, Die hessen-darmstädtischen Zentralbeamten- und Hofdienerschaft nach dem Besoldungsbuch von 1754. In: Genealogie Bd. 9, 1973, S. 663.
  6. K. F. v. Frank, Standeserhebungen, Bd. IV, S. 284.
Zitierweise
„Schwarzenau, Kilian Freiherr von“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/1139295764> (Stand: 28.11.2023)