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Hessische Biografie

Portrait

Carl Constantin Prinz von Hessen-Rotenburg
(1752–1821)

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Hessen-Rotenburg, Carl Constantin Prinz von [ID = 10015]

* 10.1.1752 Frankfurt am Main, † 18.5.1821 Frankfurt am Main, katholisch
Soldat, Rittmeister, Kommandant, Lieutenant-Colonel, Colonel, Mestre de camp, Brigadier der Kavallerie, Generalmajor, General-Lieutenant, Divisionsgeneral
Andere Namen | Wirken | Familie | Nachweise | Leben | Zitierweise
Andere Namen

Weitere Namen:

  • Hessen-Rheinfels-Rotenburg, Carl* Constantin Prinz von
  • Hessen-Rotenburg, Karl Konstantin Prinz von
  • Hessen-Rheinfels-Rotenburg, Karl Konstantin Prinz von
  • Citoyen Hesse
  • Charles de Hesse
  • Hesse, Charles
  • Jakobinerprinz
Wirken

Werdegang:

  • 1765 Eintritt in die militärischen Dienste Frankreichs
  • 28.4.1765 Ernennung zum Befehlshabender Rittmeister im Königlich Deutschen Kavallerieregiment
  • 5.5.1772 Ernennung zum Kommandanten des Königlich Deutschen Kavallerie-Regiments – „Régiement Royal-Allemand“
  • 18.4.1776 Beförderung zum Lieutenant-Colonel
  • 7.5.1776 Ernennung zum Colonel
  • 8.4.1779 Aufstieg zum befehlshabenden Mestre de camp
  • 26.2.1783: befehlshabender Mestre de camp im 3. französischen Husarenregiment Esterhazy
  • 1.1.1784: Brigadier der Kavallerie
  • 9.11.1785: Erhalt des militärischen Ritterordens
  • 9.3.1788: Ernennung zum Generalmajor
  • nach 1789: Ablegung von Offiziersrang und Adelstitel
  • Annahme des Namens „Citoyen Hesse“ (Bürger Hessen)
  • 1791: Er trat dem Klub der Jakobiner bei.
  • 25.2.1792: Befehlshaber der 10. Division
  • 1792: Festungskommandant von Perpignan (Frankreich)
  • 22.4.1792: Ernennung zum General-Lieutenant
  • 17.5.1792: Aufstieg zum Divisionsgeneral
  • August 1792: Festungskommandant in Lyon
  • 12.9.1792: Befehlshaber der 6. Division in Besançon (Frankreich)
  • Am 11.6.1793 übernahm er das Kommando des Département Loiret.
  • Am 25.7.1793 erhielt er den Befehl über die Festung Orléans.
  • 17.12.1793: Enthebung aus seinen Ämtern
  • Inhaftierung
  • 11.5.1795: Entlassung aus der Haft, worauf man ihm die Kontrolle des Kavallerielagers der 17. Division übertrug.
  • 5.1.1796: Versetzung in den Ruhestand
  • 1799: Inhaftierung
  • 1800: Verbannung an die französische Atlantikküste
  • 1803: Ausweisung aus Franreich
  • Verleihung des Titels Generalleutnants à la suite durch das Haus Hessen-Kassel

Lebensorte:

  • Frankfurt am Main; Marseille; Perpignan (Frankreich); Besançon (Frankreich); Loiret (Frankreich); Orléans; Paris; Basel; Babenhausen bei Hanau; Leipzig;
Familie

Vater:

Hessen-Rotenburg, Constantin Landgraf von, * Rotenburg an der Fulda 24.5.1716, † Wildeck 30.12.1778

Mutter:

Starhemberg, Maria Eva Sophia Gräfin von, 1722–1773

Partner:

  • Cotherell de Laurrière, Jenny, Freundin

Verwandte:

Nachweise

Literatur:

Leben

Prinz Carl erhielt bereits 1765 ein Kapitäns-Patent im französischen Regiment Royal Allemand in Straßburg. Ab 1772 tatsächlicher Kompanie-Chef, wurde er 1776 und 1779 Mestre de Camp-Commandant. 1783 wurde er zum Husarenregiment Esterhazy in Rocroy bei Montmédy versetzt und avancierte 1788 zum Maréchal de Camp. Der Prinz blieb auch nach Ausbruch der Revolution im Dienst, schloss sich Robespierre und der Jacobiner-Bewegung an und wurde so 1792 Generalleutnant, dann sogar Divisionsgeneral. Seine Denunziationen trugen wohl dazu bei, dass General Custine 1793 auf dem Schafott endete, und führten in Lyon zu weiteren Verhaftungen und Hinrichtungen. Trotzdem blieb der Citoyen Hesse, wie er sich nannte, den Revolutionären verdächtig, wozu nicht nur seine adelige Herkunft, sondern sicher auch sein aufbrausender, unsteter und intriganter Charakter beitrugen. Übertragene Aufgaben wurden ihm wiederholt wieder entzogen. 1793/94 wurde er verhaftet, kam aber nach Robespierres Sturz wieder frei und betätigte sich weiter als Jacobiner. Von Frankreich aus stritt er mit seinem Bruder Emanuel um einbehaltene Apanagegelder und stellte Landgraf Wilhelm IX. in Kassel die Kurwürde in Aussicht, wenn er ihn und damit Frankreich unterstützen würde. Als konspirativer Geist geriet er in den Verdacht, gemeinsame Sache mit dem Kommunisten François Babeuf (1760–1797) gemacht zu haben, konnte aber der erneut drohenden Verhaftung entgehen.

Als Napoleon Bonaparte 1799 zum Ersten Konsul ernannt wurde, ließ er Carl alsbald verhaften, in der Conciergerie festsetzen, schließlich aus Paris ausweisen und nach St. Denis verbannen. Da sich Carl, wieder nach Paris zurückgekehrt, weiter konspirativ betätigte, wurde er 1801 erneut inhaftiert und auf die Ile d’Oléron verbracht. Vor der drohenden Deportation nach Madagaskar gelang ihm 1802 die Flucht in die Schweiz. Er blieb zunächst in Basel und beschäftigte sich dort mit Naturgeschichte. 1803 kehrte er nach Hessen zurück. Zunächst in Frankfurt untergekommen, wurde ihm mit seiner Mätresse zeitweilig eine Wohnung im Schloss Babenhausen zugewiesen. Nach kurzen Aufenthalten in Hamburg und Leipzig lebte er ab 1804 wieder vorwiegend in Frankfurt. In den schon von Frankreich aus betriebenen Verhandlungen mit dem nunmehrigen Kasseler Kurfürsten Wilhelm und Bruder Emanuel in Rotenburg über Apanage und Unterhalt suchte Carl beide Seiten gegeneinander auszuspielen, schloss Verträge, die er kurz darauf wegen verletzter Ehre wieder für nichtig erklärte, und bemühte sich durch den Verzicht auf eine Heirat und auf Erbansprüche an die Quart, die er aufgrund des Primogeniturrechts zu Lebzeiten seines Neffen Victor Amadeus gar nicht hatte, in Kassel Unterstützung zu gewinnen. Immerhin wurde die Streichung Carls aus der Stammtafel des Hauses Hessen ebenso rückgängig gemacht wie die 1793 erfolgte Aberkennung des Hausordens vom Goldenen Löwen. Als der Prinz dann 1812 das Volk in Frankfurt gegen die Regierung Großherzog Dalbergs aufzuhetzen suchte, wurde er festgesetzt und aus der Stadt verbannt.

Carl ging nach Paris zurück, wurde aber auch dort wie wenig später in Straßburg ausgewiesen und suchte jetzt Zuflucht in Darmstadt, wo er, wie er es zuvor schon in Kassel getan hatte, Großherzog Ludewig durch Androhung von Skandalen und tatsächlich skandalöses Verhalten nötigte, seine Schulden zu bezahlen und ihm Unterhalt zu gewähren. Bis zum Ende des Königreichs Westphalen lebte Carl dann in Basel, wo er sich wieder schriftstellerisch betätigte. Schon vor der Revolution hatte er in Frankreich unter dem Namen Prince de Hesse-Rheinfels eine militärische Studie ‚Le Partisan’ verfasst, die 1810 und 1815 neu aufgelegt wurde. Dazu kamen jetzt noch eine weitere politisch-militärische Schrift, von der er Auszüge an Kurfürst Wilhelm schickte, und eine kuriose Genealogie der Familie Bonaparte, die danach von einem Appenzeller Hirten namens Guttheil abstammen sollte. Der Kasseler Familiensenior beschaffte Carl 1817 die Erlaubnis, nach Frankfurt zurückzukehren, wo er 1821 nach einem Schlaganfall starb und auf dem Petri-Kirchhof beigesetzt wurde.

Uta Löwenstein

(Text identisch mit: Franz, Das Haus Hessen, S. 222 f.)

Zitierweise
„Hessen-Rotenburg, Carl Constantin Prinz von“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/1020625813> (Stand: 25.3.2024)