Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Biografie

Portrait

Amélie Herzogin von La Trémoille
(1626–1693)

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GND-Nummer

1020051663

La Trémoille, Amélie Herzogin von [ID = 13610]

* 11.2.1626 Hersfeld, † 15.2.1693 Frankfurt am Main, Begräbnisort: Kassel, evangelisch-reformiert
Andere Namen | Wirken | Familie | Nachweise | Leben | Zitierweise
Andere Namen

Geburtsname:

Hessen-Kassel, Emilie Landgräfin von

Familie

Vater:

Hessen-Kassel, Wilhelm V. Landgraf von, * Kassel 13.2.1602, † Leer (Ostfriesland) 21.9.1637

Mutter:

Hanau-Münzenberg, Amalie Elisabeth Gräfin von, * Hanau 29.1.1602, † Kassel 8.8.1651

Partner:

  • La Trémoille, Henri Charles de, GND, * Thouars 17.12.1620, † Thouars 5./15.9.1672, Heirat Kassel 15.5.1648, Sohn des Henri de la Trémoille, Herzog von Thouars, GND, 1598–1674, Pair von Frankreich, und der Marie de La Tour d'Auvergne, 1600-1665

Verwandte:

Nachweise

Literatur:

Bildquelle:

Adriaen Hanneman creator QS:P170,Q864279, Adriaen Hanneman - PORTRAIT OF AMALIA VON HESSE-KASSEL, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons (beschnitten)

Leben

Emilie (im Taufeintrag Aemilia) kam als fünftes Kind ihrer Eltern in Hersfeld zur Welt, wo ihr Vater als Administrator des Stifts residierte. Die älteren Geschwister, zwei Jungen und zwei Mädchen, starben als Kleinkinder, Agnes (geb. 1620) und Wilhelm (geb. 1625) im Sommer nach Emilies Geburt. Deren Kindheit war wie die der nachfolgenden Geschwister von den Kriegsereignissen geprägt. Ihre Ehe mit dem Spross einer hochadligen französischen Hugenottenfamilie untermauerte die politischen und militärischen Bündnisse Hessen-Kassels zu Ende des Dreißigjährigen Krieges. Der Vater des Bräutigams war zwar 1628 mit seinen Kindern wieder katholisch geworden; die Mutter, eine Schwester des „Grand Turenne“, blieb indes Hugenottin. Als 17-Jähriger war Henri Charles in die Niederlande geflohen, war zum Calvinismus zurückgekehrt und hatte im Heer Friedrich Heinrichs von Oranien (1584–1647) gedient. Mit dessen Tochter Luise Henriette (1627–1667), nachmals Kurfürstin von Brandenburg und Mutter seiner späteren Schwägerin Hedwig Sophie, hatte er damals ein Liebesverhältnis, das zu Verstimmungen mit der Statthalterfamilie geführt hatte.

Seit der Hochzeit mit Landgräfin Emilie bekleidete Henri Charles zwar auch den Rang eines Generalmajors der hessen-kasselischen Armee, blieb aber im niederländischen Militärdienst. Das Paar lebte zunächst bis Ende 1650 in Kassel und reiste dann über Paris und die Familienbesitzungen im Poitou und in der Bretagne in die Niederlande. Die Familie wohnte hier in ’s Hertogenbosch, wo Henri Charles als Gouverneur amtierte. Im Oktober 1651 stellte er sich auf die Seite des frondierenden Adels in Frankreich, wurde 1656 verhaftet und in Amiens gefangen gehalten. Nach der Freilassung kehrte er zu seiner Frau und den beiden Kindern Charlotte Emilie (1652–1732) und Charles Belgique (1655–1709) in die Niederlande zurück. 1668 überließ ihm der schwerkranke Vater das Herzogtum Thouars, und die Familie zog mit den weiteren Kindern Frédéric-Guillaume (1658–1738) und Marie-Sylvie (1662–1692) nach Frankreich; Marie-Sylvies Zwillingsschwester Henriette-Célèste war als Kleinkind verstorben.

Die erneute Konversion Henri Charles’ zum Katholizismus führte dann zu einer Entfremdung von der am reformierten Glauben festhaltenden Emilie, und ihr 1670 auf seiner Kavalierstour zu Besuch weilender Neffe Landgraf Wilhelm VII. beschreibt das Haus Thouars in den düstersten Farben. Nachdem Emilies Nichte Elisabeth Charlotte (1652–1722), die Pfälzer Liselotte, 1671 Herzog Philipp von Orléans (1640–1701), den Bruder König Ludwigs XIV. (1638–1715), geheiratet hatte, unterhielten die beiden einen leider verschollenen Briefwechsel. Als Henri Charles im darauffolgenden Jahr verstarb, übernahm der Sohn das Herzogtum. Emilie lebte dann zeitweise in Paris bei ihrer Nichte. Mit der Aufhebung des Edikts von Nantes und den einsetzenden Protestantenverfolgungen kehrte sie schließlich nach Deutschland zurück. Nach einem Aufenthalt in Kassel ließ sie sich dauerhaft in Frankfurt nieder, empfing hier des Öfteren Besuch von ihrem Neffen Landgraf Karl und kümmerte sich um ihre pfälzischen Stiefnichten und -neffen, die Kinder ihres Ex-Schwagers Karl Ludwig von der Pfalz (1617–1680) aus dessen morganatischer Ehe mit der 1677 verstorbenen Louise von Degenfeld (1634–1677).

Holger Th. Gräf

(Text identisch mit: Franz, Das Haus Hessen, S. 102 f.)

Zitierweise
„La Trémoille, Amélie Herzogin von“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/1020051663> (Stand: 25.3.2024)