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Mittelhessisches Flurnamenbuch (MHFB) - Projektbeschreibung

Bearbeitungsprozeduren  Symbol für PDF-Dateien

Im Folgenden wird für die einzelnen Elemente der Namenartikel die Bearbeitungsprozedur charakterisiert. Auch hier gelten die gleichen Prinzipien, die in der Einleitung zum Südhessischen Flurnamenbuch ausführlich beschrieben und begründet worden sind, so dass es genügt, die hauptsächlichen Abweichungen und Neuerungen im Mittelhessischen Flurnamenbuch gegenüber dem Südhessischen Flurnamenbuch zu benennen und zu begründen. Sie sind oft durch technische Zwänge des Mediums begründet.

Lemmatisierung

Die Lemmatisierung erfolgte entsprechend den Konventionen, die im Südhessischen Flurnamenbuch Kap. 3 dargestellt sind.

Allerdings wurde im Mittelhessischen Flurnamenbuch die Lemmatisierung radikaler durchgeführt als im Südhessischen Flurnamenbuch: Wenn dem standardisierten Flurnamen eine Wortkomposition zu Grunde liegt, werden deren Elemente zerlegt und einzeln als Lemma angesetzt, sofern sie als semantische Einheiten bestimmbar sind. So ist z.B. im Mittelhessischen Flurnamenbuch Falltor kein eigenes Lemma wie im Südhessischen Flurnamenbuch, sondern wird in die Lemmata Fall und Tor zerlegt. Das ist kein Nachteil, da der Lemma-Kombinationstyp Fall-Tor in der Abfrage jetzt bei beiden Lemmata aufgerufen wird und alle Vorkommen so gebündelt erscheinen, wie es der Fall wäre, gäbe es das Lemma Falltor. Der Vorteil besteht jetzt darin, dass Falltor auch bei allen Tor-Benennungen auftaucht, so dass z.B. bei einer Untersuchung über Tore in mittelhessischen Flurnamen nun auch die Falltore integriert sind.

Wenn die Komposition in der Namenreferenz sich nicht aus der Semantik der Wortbestandteile erklärt oder starke erklärungsbedürftige Bedeutungsverschiebungen vorliegen, wird das namengebende Motiv des Kombinationstyps erläutert, meist beim Lemma des Bestimmungsteils.

Nur in seltenen Ausnahmefällen, wo die zu Grunde liegenden Wortelemente überhaupt keinen erkennbaren sinnvollen Bezug zur Wortkomposition und damit zum Namen haben, sowie bei undurchsichtigen Namen wird auf die radikale Lemmatisierung verzichtet, z.B. Roßgaul 'Waldameise'.

Belegteil

Aufnahmekriterien für Datensätze

Die Aufnahme als "Flurname" in den Belegteil erfolgt nach den gleichen Maximen wie im Südhessischen Flurnamenbuch Kap. 4.1 dargestellt. In zwei Punkten werden die Maximen 'weicher' gehandhabt als dort:

  • Im Mittelhessischen Flurnamenbuch spielen die Reduktionsmaximen zum Ausschluss von Belegen keine größere Rolle, so dass die meisten erfassten Belege aufgenommen sind, sofern sie 'sauber' und nicht redundant sind. Soweit historische Belege aus der Forschungsliteratur übernommen sind, wird auf die richtige Lesung durch die Autoren vertraut. Syntagmenvarianten werden entsprechend dem Aufnahmemodus wiedergegeben und sind deshalb nicht ganz einheitlich.
  • Die Abgrenzung gegen andere Toponym-Kategorien, vor allem gegen Siedlungs- und Gewässernamen, wird nicht so rigoros gehandhabt wie im Südhessischen Flurnamenbuch. Das zeigt sich vor allem darin, dass ein Siedlungs- oder Gewässername aufgenommen wird, wenn er in einem Flurnamen auftaucht. Dann wird aber auch die älteste (manchmal mehrere ältere) historische Vorkommensform des betreffenden Toponyms zitiert (und es erfolgt nach Möglichkeit die Deutung des Toponyms im Deutungsteil). Das ist nach der strengen Definition eines Flurnamens zwar nicht notwendig, aber für den Benutzer sicher nicht von Nachteil, sofern er das Mittelhessische Flurnamenbuch nicht mit einem Ortsnamen- oder Gewässernamen-Lexikon verwechselt. Denn deren Ansprüche werden auch nicht ansatzweise erfüllt: Die Belege sind "funktional" in Bezug auf die Flurnamen-Existenz und -Deutung ausgewählt.
Aufbau der Datensätze

Die Datensätze sind genauso wie im Südhessischen Flurnamenbuch organisiert.

Der (vollständige) rezente Datensatz umfasst:

  • Vorkommensort (Gemarkung)
  • Großgemeinde
  • amtliche Form
  • mündliche Form, in phonemisch-phonetischer Verschriftung (durch /.../ gekennzeichnet) oder in Laienschreibung (durch spitze Klammern < ...> gekennzeichnet).

Der (vollständige) Datensatz eines historischen Belegs umfasst:

  • Belegjahr, ggf. "ca."-Angabe,
  • ggf. Angabe über Kopialzeitraum,
  • Beleg, ggf. mit Angabe der Kulturnutzung,
  • Quelle.

Die Schreib- und Verschriftungskonventionen entsprechen denen im Südhessischen Flurnamenbuch Kap. 4.2 in sinngemäßer Anwendung. Bei der Wiedergabe der mündlichen Belege mussten wegen der Software gegenüber den Schreibungen im Südhessischen Flurnamenbuch einige Abstriche gemacht werden. Das betrifft insbesondere die Umlaute, die in "ae, oe, ue" aufgelöst werden mussten. Es konnten auch nicht alle durch den langen Herstellungsprozess bedingten Ungleichmäßigkeiten beseitigt werden, so dass Ungenauigkeiten nicht immer zu vermeiden waren.

Aufbau der Belegteile

Der Aufbau der Belegteile weicht erheblich von der Datenpräsentation im Südhessischen Flurnamenbuch ab, weil die Bildschirmpräsentation andersartige Zugriffe erfordert. Als ein für weiterführende Forschung wichtiges Angebot musste gewährleistet sein, dass die Gesamtmenge der zu einem Lemma gehörigen Belege zusammenhängend aufrufbar ist. Bei Bedienung der Funktion "Zusammensetzungen" erscheint die Belegmenge gegliedert nach Simplex, Vorkommen im Grundteil, Vorkommen im Bestimmungsteil und weiteren sekundären Ableitungen. Dadurch sind alle Vorkommen zu einem Kombinationstyp in alphabetischer Reihung gebündelt. Die Anordnung der Vorkommen eines Kombinationstyps folgt der alphabetischen Reihung der Belegorte.

Nachteil dieses Sortierverfahrens ist, dass das Vorkommen eines Lemmas in verschiedenen morphologischen Positionen in einem Belegort auseinander gerissen wird (z.B. "Beune", Erbsenbeune, Beunengarten, Beunengartenweg). Dieser Zusammenhang kann ggf. durch Recherche in der Ortsliste wiederhergestellt werden.

Deutungsteil

Elemente des Deutungsteils

Für die Deutungen gilt auch im Mittelhessischen Flurnamenbuch das theoretische Prinzip, dass ein Flurname dann gedeutet ist, wenn das dem namengebenden Motiv zu Grunde liegende sprachliche Zeichen als solches erkannt und eingeordnet ist.

Die Deutungsteile sind eher kurz gehalten; sie enthalten, wenn eine umfassende Deutung notwendig ist, folgende Elemente:

  • das zu Grunde liegende sprachliche Zeichen (Wort oder Name einer anderen Namenkategorie).
    • Handelt es sich um ein Appellativ, werden das Althochdeutsche und das Mittelhochdeutsche als sprachliche Bezugssysteme zum Nachweis herangezogen.
    • Bei Namen einer anderen Namenkategorie: Handelt es sich um ein anderes Toponym, wird es benannt und nach Möglichkeit gedeutet; handelt es sich um ein Anthroponym, werden nach Möglichkeiten reale Personennamen-Träger aus dem Untersuchungsraum nachgewiesen;
  • Hinweise auf das namengebende Motiv aus sprachlicher und sachlicher Perspektive, wobei der heute erkennbare Sachverhalt ('Realprobe') in vielen Fällen implizit oder explizit als Entscheidungshilfe herangezogen wird;
  • Hinweise zur sprachlichen und/oder sachlichen Einordnung des Namens.
  • Hinweise zu einzelnen Namentypen oder Namenkombinationstypen, wenn sich deren Referenz nicht aus der Semantik der appellativen Grundlagen des Namens ergibt;
  • gelegentlich zusätzliche Hinweise zu einzelnen Namen, die meist der Literatur entnommen sind.

Generell ist den Deutungsteilen durch sprachliche Indikatoren zu entnehmen, für wie wahrscheinlich die Deutung eingeschätzt wird. Die Wahrscheinlichkeitsmarkierung reicht von "unklar" (oft verbunden mit vagen ungesicherten Deutungsmöglichkeiten) über Einschränkungen durch Modalelemente wie "vielleicht" oder "kann gehören zu ..." u.ä. bis zur uneingeschränkten Deutungsaussage ("zu ahd. mhd. ...").

Bearbeitung und Besonderheiten im Mittelhessischen Flurnamenbuch
  • Vergleich mit dem Südhessischen Flurnamenbuch

    Die anfängliche Hoffnung, dass der größte Teil der Deutungsteile aus dem Südhessischen Flurnamenbuch zu adaptieren sei, hat getrogen: Die Schnittmenge betrug schätzungsweise die Hälfte der Lemmata, d.h. etwa die Hälfte der Namen im Mittelhessischen Flurnamenbuch musste von Grund auf neu in Deutungsartikeln bearbeitet werden. Und auch von den mit in SHFB und MHFB gemeinsam vorkommenden Lemmata erwies sich, dass sie aus sachlichen Gründen sehr oft neu geschrieben oder zumindest stark verändert werden mussten. Nur relativ wenige Deutungsteile konnten komplett oder mit geringfügigen Modifikationen übernommen werden, besonders kurze Deutungsteile mit Besitzernamen als namengebendem Motiv. (Dass der Namenbestand großer Korpora in relativ kurzem geographischen Abstand - dazwischen liegen nicht einmal 50 km Distanz - so stark auseinander driftet, gehört zu den erstaunlichen und unerwarteten Erfahrungen dieses Projekts, zumal die Regionen in einer relativ einheitlichen Namenlandschaft liegen.)

  • Namen anderer Namenkategorien

    Während die Deutungsdokumentation bei Namen mit Sachreferenz im Prinzip den Verfahren im Südhessischen Flurnamenbuch entspricht, wurde in Bezug auf Namen anderer Namenkategorien als Benennungsmotiv weniger restriktiv vorgegangen als im Südhessischen Flurnamenbuch:

    • Orts- oder Siedlungsnamen als namengebendes Motiv für Flurnamen wurden in ihrem ältesten Beleg (oder mehreren) dokumentiert und kurz gedeutet. Dabei lieferte meistens die vorbildliche Arbeit von Lutz Reichardt (1973) die Daten- und Deutungsgrundlage. Nur für die früher nicht zum Kreis Gießen gehörigen Gemeinden am Westrand des Untersuchungsgebiets (von Espa im Südwestzipfel bis Salzböden im Nordwestzipfel, besonders die sogenannten Westgemeinden Wettenberg und Biebertal) mussten die Beleg- und Deutungsgrundlagen neu erarbeitet werden.
    • Wüstungen wurden nach Flurnamen und sonstigen Hinweisen als Wüstungsnamen lokalisiert und gedeutet, wobei im Zweifelsfall der heutige Flurname das Bezugslemma bildet.
    • Gewässernamen werden nach Möglichkeit gedeutet und der Lauf des Gewässers bis zur Mündung in Lahn oder Main dem jeweiligen Gewässersystem eingeordnet. Für die Deutung hat dankenswerterweise oft Albrecht Greule (Regensburg) wichtige Hinweise gegeben.
    • Da im Untersuchungsgebiet sehr häufig Siedlungen einfach nach dem Gewässer benannt sind, an dem sie liegen (Typ "Krumbach"), werden hier nach Möglichkeit zwei Lemmata angesetzt, eines für das Gewässer und eines für den Ort. Die Differenzierung betrifft aber hauptsächlich die Belegteile.
    • Besitzernamen mit Personen- oder Familiennamen werden in der Regel genauer dokumentiert, sowohl im Hinblick auf den Nachweis des Anthroponyms z.B. bei Förstemann wie auch im Hinblick auf historisch reale Namenträger im Untersuchungsraum, wobei insbesondere die Arbeit von Roland Mulch (1974) hilfreich war, aber auch die Auswertung des "Arnsburger Urbars". Auf Deutungen der Personen- bzw. Familiennamen oder von zu Grunde liegenden Heiligennamen wurde aber verzichtet, soweit nicht eine mögliche Benennungskonkurrenz mit dem Appellativ (z.B. bei Berufsbezeichnungen wie "Schneider" usw.) vorlag.
  • Besonderheiten

    Weitere Besonderheiten im Deutungsteil des Mittelhessischen Flurnamenbuch sind:

    • Findet sich im Deutungsteil ein Gedankenstrich (-), so wird danach in der Regel ein Sonderfall behandelt.
    • Da auf Fußnoten verzichtet wurde, steht im Text in Klammern oft der Name eines Autors. Die Bezugsliteratur ist dann durch die Literaturzeile auflösbar.
    • Aus technischen Gründen erscheinen Zitate kursiv und ohne Anführungszeichen (mit Autorname in Klammern).
    • Ebenfalls aus technischen Gründen können im Deutungsteil keine phonetischen Zeichen geschrieben werden. Soweit phonemisch zu beschreibende Sprachwandel anzuführen sind, werden sie deshalb in einer Art Laienschreibung geschrieben und durch Phonem-Striche (/ ... /) begrenzt.
    • Graphemische Schreibungen werden durch spitze Klammer (< ... >) markiert.

Literaturteil

Die Literaturnachweise wurden aus arbeitsökonomischen Gründen leicht vereinfacht, mussten aber mit denen des Südhessischen Flurnamenbuch kompatibel sein. Gibt es einen entsprechenden Namenartikel im Südhessischen Flurnamenbuch, tritt im Mittelhessischen Flurnamenbuch der Literaturhinweis auf das SHFB an die erste Stelle. Die dort genannte Literatur wird übernommen, gekürzt um dort ggf. genannte Spezialliteratur.

Sachreferentielle Deutungen

Bei Lemmata mit Sachreferenz als Deutungsschwerpunkt erfolgen die sprachhistorischen Nachweise stereotyp

  • nach "Schützeichel" oder "Starck/Wells" für das Althochdeutsche,
  • "Lexer" für das Mittelhochdeutsche
  • sowie das "Deutsche Wörterbuch" (DWB) und "Kluge/Seebold" für die Wortgeschichte bzw. Etymologie.

An regionalen Wörterbüchern werden grundsätzlich konsultiert:

  • das "Hessen-Nassauische Volkswörterbuch", ersatzweise das "Südhessische Wörterbuch"
  • sowie die historischen Wörterbücher von "Vilmar" und "Crecelius", ersatzweise das von "Kehrein".

Speziallexika werden seltener zitiert: hauptsächlich nur, wenn der Ausdruck nicht in einem der Standardwerke nachweisbar ist.

An namenkundlichen Werken werden regelmäßig herangezogen:

  • der "Hessische Flurnamenatlas" (1987),
  • "Dittmaier" (1963) und "Vielsmeier" (1995).
  • "Adolf Bachs 'Namenkunde'" wurde bei Neudeutungen nur im Bedarfsfall nachgewiesen.

Zum Schluss wird lokale Literatur genannt, sofern deren Angaben zu einer bestimmten Deutung führen oder deren Deutung in nicht-trivialen Fällen übernommen werden konnte.

Namenbezogene Deutungen

Bei Lemmata mit Namen einer anderen Kategorie als Deutungsschwerpunkt wurden bei Neubearbeitung oder Überarbeitung von Anthroponymen

  • "Förstemann, Personennamen" mit dem Ergänzungsband von "Kaufmann"
  • sowie "Gottschald/Schützeichel" als Standardliteratur benutzt,
  • ergänzt durch regionale Literatur, vor allem "Mulch" (1974).

Bei der Neubearbeitung von Orts- und Siedlungsnamen, einschließlich Wüstungsnamen, ist

  • "Reichardt" (1973)

Standardliteratur; wo nicht, wird nach den üblichen Verfahren der Toponomastik gedeutet.

Referenzteil

Im Mittelhessischen Flurnamenbuch muss der Referenzteil als abschließender Teil des Namenartikels Funktionen übernehmen, die im Südhessischen Flurnamenbuch durch das differenzierte Verweissystem realisiert worden waren. Der Referenzteil im Mittelhessischen Flurnamenbuch verzichtet deshalb fast völlig auf den Verweis von Namensynonymen u.ä. und konzentriert sich darauf, von der Namenbildung her zusammengehörige Namen in Verweisbeziehung zu setzen. Um zu vermeiden, dass in einem solchen Cluster bei allen auf alle anderen verwiesen wird, wird nach zwei Maximen vorgegangen:

  1. Bei dem als "Basis-" oder "Zentrallemma" anzusetzenden Lemma wird im Referenzteil auf alle anderen darauf bezüglichen Lemmata verwiesen (z.B. bei "krumm" auf "Krumbach", "Krümmling", ...), so dass man bei Bedarf die Belege und Namen zusammenstellen kann, die mit einer solchen Basis sprachlich in Verbindung zu bringen sind.
  2. Bei den als Lemma angesetzten Varianten oder Ableitungen (z.B. "Lindich" zu "Linde") wird meistens nur auf die Basis verwiesen, von wo aus im Bedarfsfall der Gesamtbestand an Zugehörigem weiter verfolgt werden kann (entsprechend Maxime 1).

Wo nicht vernünftig zwischen Kern und Peripherie unterschieden werden kann oder überhaupt nur zwei Lemmata miteinander in Kontakt stehen, wird einfach wechselseitig verwiesen.

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