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Unbekannte Person, ausgehendes 11. Jahrhundert, Fritzlar

Fritzlar · Gem. Fritzlar · Schwalm-Eder-Kreis | Historical Gazetteer
Place of Location | Characteristics | Description | Inscription | References | Citation
Place of Location

Place of Location:

Fritzlar

Premises:

Fritzlar, Dom

Angaben zum Standort:

Am Ende eines von der Krypta nach Westen führenden Ganges

Characteristics

Dating:

Ende 11. Jahrhundert

Type:

Grabplatte

Material:

Sandstein

Conservation:

erhalten

Dimensions:

59 x 165 cm (B x H)

Description

Description:

Erläuterungen von Friedrich Karl Azzola:

Die mitteleuropäischen Teilnehmer des ersten Kreuzzuges um 1100 begegneten im orthodox-byzantinischen vorderen Orient dem gleicharmigen (griechischen) Kreuz mit seinen auffallend breiten Kreuzbalken. Dies brachten sie als Idee nach Mitteleuropa mit, so dass die durch das griechische Kreuz verzierten hochmittelalterlichen Kreuzplatten erst einem Zeitraum nach 1100 zugehören. Demnach kann die Kreuzplatte in der Krypta des Fritzlarer Domes nicht nach sondern nur etwas vor 1100 gehauen worden sein. Offensichtlich war sie die persönliche Schöpfung des verfertigenden Steinmetzen, da es als Vorbild kein ähnliches Objekt in Mitteleuropa gibt. Zur Datierung der Kreuzplatte - etwas vor 1100 - passt die Zerstörung der Stadt Fritzlar einschließlich ihres Domes im Jahr 1079. Da der Dom mit der Stadt wiederaufgebaut wurden, muss es jemanden gegeben haben, der den Wiederaufbau des Domes finanzierte, wohl ein niederhessischer Grundherr, der über die nötigen Mittel verfugte. Offensichtlich erwarb er hierdurch den Anspruch auf eine für das Seelenheil günstige Grabstätte im wiedererstellten Dom in der Achse der Kirche vor dem Altar. Dort deckte die kreuzverzierte Platte der hier beigegebenen Abbildung seine Grabstätte. Die betreffende Person wird wohl noch vor 1100 verstorben sein, so dass die Kreuzplatte umgehend gehauen wurde.

Da der nach 1079 aufgebaute Dom später wieder abgerissen wurde, verschwand die Grabstätte; zugleich wurde die Kreuzplatte nunmehr funktionslos. Glücklicherweise wurde sie nicht zerschlagen sondern in der Krypta aufgestellt getreu dem Grundsatz, wonach ein kreuzverziertes Objekt nicht vernichtet wird. In der Krypta überdauerte die Kreuzplatte die Jahrhunderte bis heute. In der Finsternis des am Ende des in westlicher Richtung verlaufenden Ganges bleibt die in Mitteleuropa einmalige frühe, hochmittelalterliche Kreuzplatte auch dem interessierten Besucher des Domes zumeist verborgen. Die Kreuzplatte ist das einzige erhaltene Objekt der Ausstattung eines schon lange untergegangenen Vorgängers des jetzigen Fritzlarer Domes.

Der Beitrag Friedrich Karl Azzola, Kreuzplatte (Fritzlar) und Grab-Kreuzstein (Spangenberg) erschien erst nach der von Rainer Humbach und Mitarbeitern erarbeiteten Monographie Dom zu Fritzlar, weshalb die Kreuzplatte in der Monogaphie nicht abgebildet ist.


Weitere Angaben zu den Abmessungen:

Dicke des Steins: ca. 14 cm

Größe des Kreuzfeldes: 147 cm hoch, 41,5 cm breit

Größe des Kreuzes: 55,5 cm hoch, 41,5 cm breit

Balkenbreite des Kreuzes: 4,5 cm

Miscellaneous:

Vgl. auch die schlichte Kreuzplatte in der Sakristei der Kirche in Trais-Münzenberg (Azzola, Die Kreuzplatte von Trais-Münzenberg) sowie die frühen, hochmittelalterlichen Kreuzplatten bei der Markuskirche nahe Rothenkirchen (Azzola / Leister, Kreuzplatten Rothenkirchen).

References

Editing:

Friedrich Karl Azzola, Trebur (bearb. von Otto Volk)

Citation
„Unbekannte Person, ausgehendes 11. Jahrhundert, Fritzlar“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/en/subjects/idrec/sn/gdm/id/2216> (Stand: 11.4.2022)