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Sibodo und Katharina von Dotzheim 1330 ? oder später, Wiesbaden-Klarenthal

Wiesbaden-Klarenthal · Gem. Wiesbaden · Stadt Wiesbaden | Historical Gazetteer
Place of Location | Characteristics | Description | Inscription | References | Citation
Place of Location

Place of Location:

Wiesbaden-Klarenthal

Heutiger Aufbewahrungsort:

Wiesbaden, Evangelische Kapelle (aus ehem. Kloster Klarenthal)

Characteristics

Dating:

1330 ? oder später

Type:

Grabplatte

Material:

roter Sandstein

Conservation:

erhalten

Dimensions:

102 x 182 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

4,5 cm

Description

Description:

Im Feld Ritzzeichnung des Ehepaares: Links der Mann in tiefgegürtetem langem Rock mit Gürteltasche; er trägt sein Haar offen. Rechts seine Ehefrau im Kleid, Mantel, Schleier. Beide zeigen den Gebetsgestus. Auf dem Rand laufen die Grabinschriften um. Platte aus 32 Einzelstücken neu zusammengesetzt.

Sex, Age, Family Status:

weibliche Person(en) · Ehepaar · männliche Person(en)

Estate:

Adlige

Enthaltene Wappen:

[Dotzheim oder Wiesbaden]2); [unkenntlich]3).


  1. Wappen abgespitzt, Zuordnung fraglich vgl. Kommentar. Wappen Dotzheim: im Schildhaupt drei Vögel; Wappen Wiesbaden: Löwe, mit geschachtem Balken belegt.
  2. Wappen abgespitzt.

Dargestellte Personen:

Sibodo und Katharina von Dotzheim

Die Inschrift entstand nach dem letzten Todesfall, da sie in einem Zuge geschrieben wurde. Sibodo starb wahrscheinlich 1330, nicht auszuschließen ist 1325. Katharinas Todesjahr kennt man nicht.

Die Inschrift zeigt als erste erhaltene gotische Majuskel eine schmale, schlanke Buchstabenform, wie sie eigentlich erst in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts zu beobachten ist.

Da schlanke Buchstabenproportion in längeren Umschriften auch schon weit vor der Mitte des 14. Jahrhunderts belegt ist,5) kann sie nicht zwingend für eine Spätdatierung in Anspruch genommen werden. Diese ist nur anzunehmen, wenn Katharina nach 1340 verstorben wäre. Bei ihrem Todesjahr steht nur Raum für einen Hunderterrest von zwei Buchstaben zur Verfügung. Sind an dieser Stelle IX, X, XI oder XX einzusetzen, entstand die in einem Zuge geschaffene Inschrift nach dem Tod Sibodos; muß man XL oder gar L ergänzen, wäre die Inschrift erst so spät entstanden.

Ein später Todesfall Katharinas liegt aber erstaunlich lange nach der Vergabe ihres Heiratsgutes, falls die nachfolgende Identifizierung stimmt.

Die Ritter von Dotzheim sind in den regionalen Quellen seit der Mitte des 13. Jahrhunderts greifbar, weithin unbekannt bleiben aber ihre Herkunft, ihr Sitz und ihre Besitzungen.6)

Die Herkunft des Ehepaares Sibodo und Katharina, dessen Geschlechternamen und Wappen auf der Grabplatte zerstört sind, läßt sich zum einen in Verbindung bringen mit der am 31. März 1307 von den Richtern des Mainzer Stuhles ausgestellten Beurkundung eines Grundstücksverkaufes zwischen Sibodo und Katharina von Dotzheim und dem Kloster Klarenthal: Katharinas Heiratsgut zu Mosbach, ein Hof und 83 Morgen Ackerland, hatte das Ehepaar an Äbtissin Richardis und den Konvent des Klosters verkauft; 7)

1310 befreite Graf Gerlach von Nassau dieses Gut von allen Abgaben. 8) Kuno von Dotzheim wurde als Sibodos Sohn genannt mit seiner Gedächtnisstiftung von einem Pfund Heller für das Klarenthaler Siechenhaus,9) dem die genannte Katharina bereits eine Stiftung hatte zukommen lassen.10) In Klarenthal wurde Katharinas Seelgedächtnis am 17. Januar begangen.

Gensicke sah aufgrund der zerstörten Wappen diese Identifizierung des Verstorbenen als unsicher an. Er brachte Sibodo eher in Verbindung mit der Familie des älteren Sibode in Wiesbaden,11) dessen Witwe Grede, Tochter des Mainzer Bürgers Gotzo, sich 1287 mit ihren Kindern mit dem Kloster Tiefenthal aussöhnte.12) Für einen jüngeren Sibode von Wiesbaden und seinen Sohn Siegfried waren gleichfalls Seelgedächtnisse in Klarenthal gestiftet worden,13) einige Töchter der Familie waren dort Nonnen.14)


  1. Vgl. DI 29 (Worms) LXI; DI 27 (Würzburg) Nrr. 57, 66.
  2. Vgl. Kopp 5f.
  3. Kopp S. 13 mit Anm. 43 aus HHStAW 18/U 7.
  4. Kopp 17.
  5. Otto, Necrologium 44 Nr. 19.
  6. Ebd. 20, 21.
  7. Vgl. Renkhoff 84.
  8. Gensicke, Die von Frauenstein 289.
  9. Vgl. Otto, Necrologium 80 Nr. 314 zu Sibodo, 89 Nr. 386 zu Siegfried.
  10. Ebd. 46 Nr. 42: "soror" Gertrud, 88 Nr. 379 Mezze, 90 Nr. 392 Gertrud, 94 Nr. 428 "soror" Elisabeth, alle von Wiesbaden.
Inscription

Umschrift:

+ ANNO · D(OMI)NI · M · CCC · XX[X] · O(BIIT) SIBOD[O - - - / - - - ] ANNO · N(OMI)NI · M CC[C·.] · IN · DIE · A[G]NETIS · OBI/IT · KATRINA · DE · [ - - - / - - - QVORVM] ANIME REQVIESCANT · IN · PACE AMEN

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1330 (?) starb Sibodo (...); im Jahre des Herrn 13(..) am Tag der hl. Agnes (21. Januar) starb Katharina von (...), deren Seelen in Frieden ruhen mögen, Amen.

Schrift:

Gotische Majuskel

References

Bibliography:

  • Renkhoff, Wiesbaden im Mittelalter Taf. XIX (Abb)
  • Kopp, Geschichte 19 (mit Abb. S. 18)
  • Kopp, Dotzheim 15 (Abb. der Kopie am Dotzheimer Heimatmuseum).

Keywords:

Wappen · Ehepaare · Männer · Frauen · Ritter

Coat of Arms:

Dotzheim · Wiesbaden

Editing:

Die Inschriften der Stadt Wiesbaden. Gesammelt und bearbeitet von Yvonne Monsees, unter Mitarbeit von Rüdiger Fuchs (Die Deutschen Inschriften 51), 2000, S. 12 f., Nr. 11.

Citation
„Sibodo und Katharina von Dotzheim 1330 ? oder später, Wiesbaden-Klarenthal“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/en/subjects/idrec/sn/gdm/id/2108> (Stand: 21.3.2006)