Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Regesta of the Landgraves of Hessen

1357 Dezember 7

Stadtrecht Landgraf Heinrichs II.

Regest-Nr. 10924

Tradition | Regestum | Original Text | References | Text Basis | Citation
Tradition
Engrossment: A. Staatsarchiv Marburg, Depos. Stadtarchiv Marburg.
B. Staatsarchiv Marburg, Urk. 1, Nr. 3718 ⟨Altsignatur: Staatsarchiv Marburg, Samtarchiv, Nachtrag 4, Nr. 65⟩. Von gleicher Hand wie Ausfertigung aus dem Stadtarchiv.
Konzept: "Datum per copiam" von der Hand Ludwigs von Grünberg;
Document Description: A: Pergament.
B: Pergament, durch Moder sehr beschädigt.
Konzept: Pergament mit unwesentlichen Varianten, aber dem Datum 1357 an dem sunabende noch sente Andres tage (Dezember 2); Datum und Varianten zeigen, daß weder A noch B, sondern wahrscheinlich das Konzept die Vorlage war. Am Schlusse ist von derselben Hand, aber mit anderer Tinte nachträglich die Urkunde Landgraf Heinrichs von 1368 Oktober 22 angefügt, doch unter Weglassung des Datums. In dieser Form sind beide Urkunden in das kleine Stadtbuch übergegangen, wo datum etc. in datum ut supra geändert worden ist. Die sprachlichen und orthographischen Varianten des Textes sind oben nicht berücksichtigt worden.
Seal: A: das Siegel des Landgrafen Heinrich fehlt, das des Landgrafen Otto (Helmsiegel) ist stark verletzt; B: die Siegel fehlen.
Copies: Staatsarchiv Marburg, Depos. Stadtarchiv Marburg. Transsumpt von A durch den kaiserlichen Notar und Stadtschreiber Johann Hottermann von Gotha 1377 Februar 28 unter Zuziehung folgender Zeugen: her Heinrich Rode, pherher zu Marpurg, herre und bruder Dutsches ordinis, her Emiche von Terinbach, pastor der kirchin zu Aldindorff, her Merclyn, pastor der kirchen zu Wymere, her Heinrich, perher zu Rudenhusen, her Syfrid, perher zu Schrickede, pristere, her Rudolff Schurnsloß, ritter und burgman zu Marpurg, und Heinrich Cryche, schulmeistir zu Marpurg, ein uffinbar schriber; Siegler sind der Pfarrer Heinrich Rode, Pastor Emich von Dernbach und Pastor Merclin. Pergament, die Siegel hängen beschädigt an; Notariatssignet mit der Unterschrift Joh. de Gotha; Abschrift vom Jahr 1479 im Privilegienbuch Johannes Schönbachs.
Regesta: Küch, Rechtsgeschichte Marburg 1, S. 81-85 Nr. 16.
Regestum
Stadtrecht des Landgrafen Heinrich II. [für die Stadt Marburg].
Original Text
Wir Heynrich von gots gnaden lantgrebe zcu Hessin und wir Otte sin son bekennen vor uns und unse erbin offinlich an dissem brife umme sundirliche gunst unde gnade, dy wir zcu unsir stad und zcu unsirn liebin getruwin bůrgirn zců Marpurg habin, und umme irn gereydin truwin dynst und gehorsamekeyt, dy sii uns bewisin und keyn uns vil bewist han und vord tun sullin, so han wir semptlich uns, unsirme lande und unsir stad zcu Marpurg zcu dem bestin, zcu erin und zcu nůtze dy^eselbin unse burgire alle gemeynliche, dy in dy pharre unsir vorgenanten stad gehorin, begnadiget und gefryet ummer und ewecliche mid sotan stucken, fryheidingin und artikeln, als hirnoch geschriebin sted, dy wir und alle unse nachkomen erbin wullin und sullin en ewecliche, stede und unvirbruchlich haldin.
1. Zcu dem erstin, daz dyselbe unse stad und alle, dy in dy pharre zcu Marprug gehorin, uns jerlichin gebin sullin dry^ehundirt marg phennynge Marpurgischir were, als mid en genge und gebe ist, und hundirt schillinge und drizig schillinge gudir tornose den herin von sente Stephan zcu Mentze von unsir weyn. Dit vorgenante gelt sullin sii uns alle jar zcu bede gebin, und dorubir ensullin odir enwullin wir sii nicht drangin zcu keyme großirn gelde odir schatzunge.
2. Were abir, daz uns odir unse erbin sulche groze unde redeliche nod antrde, darczu wir unsir stede gemeynlich sture und volleist bedorftin, darczu soldin sii uns volleyst tůn noch ire moge und mogelichekeit, als andirs unse stede.
3 Were abir, daz sii zcu dem schadin qwemen von brande, von niddirloge, von virstornisse odir von wilchirhande sache daz gesche, daz sii volle bede uns nicht gegebin můchtin, da uns und sii god vor behude, so sullin sii also lange ane bede sitzin, biz daz sii zcu den stadin und moge qwemin, daz sii uns widdir wole bede gegebin muchtin.
4. Und sii sullin alle jar schozzin uf den eyd und furgelt gebin.
5. Were abir, daz unsir rad und schepphin zcu Marpurg zcu rade wordin, daz sii bede setzin woldin, dy soldin sii setzin uf irn eyd deme richin als dem armen, und wer undir unsirn burgirn zcu Marpurg sii darane straffete, der solde dy pyne lidin, als doruff ist gesazt.
6. Ouch wullin wir, daz alle dy, dy in dy pharre zcu Marpurg gehorin und dy zcu dem Tutshcin huse gesezzin sin odir andirswo, dy in dy vorgenante pharre horin, dy da koifin und virkoifin, daz dy ire bede mid unsirn burgirn gebin sullin.
7. Ouch willichirley erblich gud odir gulde in der egenanten pharre gelegin ist, da man von aldir bede von gegebin had, daz sol mid unsin burgirn ouch bede gebin.
8. Ouch wilchirleyerblich gud odir gulde unse burgire zcu Marpurg, man odir frouwe, han gegebin, gebin, han bescheidin odir vor ire sele bescheidin geistlichin ludin odir wertlichin phaffin, dy sullin daz in der jarfrist virkoiffin umme eyn mogelichin phennyng den nestin odir unsirn burgin zcu Marpurg.
9. Ouch wilch man odir frauwe abegynge, dy libiserbin lizin, den solde ir gud gefallin. Gingin abir sii ane libiserbin aber, weme ez dan von rechte werdin solde, deme wolden wir ez wol gunnen.
Ouch ensal nyman, der undir unsirme gebide ist gesezzin, unsir burgir gud ansprechin, sundir her sal en an der stad zcusprechin, da her ist gesezzin. Und wilchir lantman, der in unsirme gebide ist gesezzin, unsirn burgirn zcu Marpurg schuldig ist odir en gebůrgit had, den mogin unse burgire in der egenenanten stad zcusprechin mid gerichte, als recht ist.
Ouch ensal nymand unse burgire zcu Marpurg kamphis anesprechin, her enhabe dan jar und tag mid en in deme slozze gesezzin, her enwillekoriz dan,d er unsir burgir da ist.
12. Ouch wilch unsir burgir eyn vorebil beged, darvone her dry phunt phennynge buzit, von deme sal unsir amptman bůrgin nehmen vor zcwey phund, und her sal yme des dertin gloibin. Were abir, daz her nich burgin hette, so muchte unsir amptman en dorvor haldin.
13. Ouch wan men dy vier ungebodin dyng sitzit, was ruge dar inkomed von brode, wyne, byre odir von fleysche, dy buze sal halp uns gefallin und halp unsir stad an irn buw.
14. Ouch sullin unse borgman unsirn burgirn zcu rechte sten vor unsirm amptman umme schult und geboreze; ane umme erblich gud und waz eyme an sine ere ged, do sal man vor uns umme teydingin.
15. Ouch alle dy gewonheit und friheit, dy unse scheffin zcu Marpurg von aldir biz her bracht han, dy sullin sii vorwerd behaldin, ane also vile, daz y^e zcwene, ez sii uz dem aldin odir zu deme nuwin rade, mogin zcugin und besagin also vil als eyn schepphe, mid namen dy vierundzcwenczig, dy uff den rad gehen mid den schepphin. Und waz dy besagin, dywile sii uff den rad gehen, odir obir waz sache sii gewest werin, dywile sii uff den rad gingin, daz sal alle wege macht habin.
16. Ouch als dicke eyn schepphinampt ledig wird, so sullin dy andirn unse schepphin eyn an des stad kysin, der sii uff irn eyd dunkit, daz her dorczu uns, unsirme lande und der stad gud unde nůtze sii. Und sii sullin daz an uns brengin; und ist ez, daz her dorczu toyg, so wullin wir unsin willin dorczu gebin.
17. Ouch alle jat, wanne dy gemeynde von dem aldin und dem nuwin rade eyn bůrgirmeystir gekorin han undir unsirn schepphin uf sente Jacobis tag, so sullin dy schepphin dornoch, wan sii den nuwin rad gekorin han, eyn burgirmeyster von der gemeynde kysin und zu demselbin nuwin rade, den sii dunckit uff irn eyd, daz her uns und unsir stad darzcu gud und nutzlich sii.
18. Ouch sal unsir stad daz ungelt behaldin und habin zcu alle unsir stad gebrechin, zců murin, tormen, bruckin, stegin, wegin, slegin und zcu andirs irme buwe, und als sii ez von aldir herbrocht han, und daz sullin sii an der stad nutz legin.
19. Ouch ensal nymand mid unsirn burgirn zcu Marpurg wyn odir bier schencken, her engebe geschoz und bede mid en.
20. Ouch mogin unse burgirmeistere odir schepphin untedige lude angrifin, wo sii dy ankomen.
21. Ouch ensal nyman obir unse burgire sehind sitzin, als unse eldirn und wir daz herbrochit han.
22. Ouch waz gesetzis unse schepphin und rad zcu Marpurg machin, setzin odir entsetzin uns, unsirme lande und der stad zcu erin und zcu nutze uff irn eyd und bescheydinheit, werdaz virebeliche straffte odir widdirstunde undir unsirn burgirn zcu Marpurg, der sal eyn jar zu der stad sin und sal uns buzin zchen phund ohennynge, ixlichme borgman, der zcu Marpurg gesezzin ist, und ixlichme scheffin funf schillinge phennynge und unsir stad gemeynlich eyn vudir wyns, ez enwere dan, daz daz gesetze unse land anginge, daz soldin sii mid unsirs amptmans wisßin und willin tun.
Diis zcu orkunde und merir sichirheit alle dissir vorgeschrieben stucke und artikele so han wir gegebin unsirn liebin burgirn und der stad zcu Marpurg obegenand dissin brif vor uns und unsir erbin mid unsirn ingesigeln vestlich besigelt. Nach gots geburd drizchenhundirt in dem sibinundfunfczigistin jare an dem andirn tage noch sente Nicolaus tage.

Language of the Original Text

deutsch

References

Granter

Hessen, Landgrafen, Heinrich II.

Recipient

Marburg, Stadt

Name of Seal's Owner

Hessen, Landgrafen, Heinrich II.

Other Persons

Hessen, Landgrafen, Otto der Schütz · Grünberg, Ludwig von · Hottermann, Johann · Rode, Heinrich, Pfarrer in Marburg, Deutschordensherr · Dernbach, Emich von · Merclyn, Pfarrer in Weimar · Heinrich, Pfarrer in Rudenhusen · Siegfried, Pfarrer in Schrickede · Scheurenschloß, Rudolf · Cryche, Heinrich, Schulmeister in Marburg · Schönbach, Johannes · Ludwig, Stadtschreiber in Marburg

Other Places

Marburg, Stadtrecht · Gotha · Marburg, Stadtschreiber · Marburg, Pfarrer · Weimar, Pfarrer · Marburg, Deutscher Orden · Rudenhausen, Pfarrer · Allendorf am Hohenfels (Gem. Dautphetal), Pfarrer · Schrickede, Pfarrer · Marburg, Schulmeister · Marburg, Burgmannen · Mainz, St. Stephan

Keywords

Stadtrechte · Schulmeister · Deutscher Orden · Burgmannen · Pfarrer · Stadtschreiber · Notare, kaiserliche · Steuern, Befreien von · Kriegszeiten, Steuerbefreiung für · Stadtbrände · Beden · Währungen, Marburger · Schutz und Schirm · Erbe, freies · Bürger · Frauen, Erbrecht von · Bürgermeister · Schöffen, Wahl von · Burgmannen, Gerichtsstand von · Bußen, Aufteilen von · Strafen, Stadtverweis

Text Basis

Document Particulars, Regestum

Küch, UB MR 1

Original

Küch, UB MR 1

Citation
Landgrafen-Regesten online Nr. 10924 <https://www.lagis-hessen.de/en/subjects/idrec/sn/lgr/id/10924> (Stand: 16.04.2024)