Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

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4622 Kassel West
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KDR 100, TK25 1900 ff.
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Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 15. Wilhelmshöhe
Gerichtsstätten
Gerichtsplatz in Obervellmar

Further Information

Obervellmar

Stadtteil · 198 m über NN
Gemeinde Vellmar, Landkreis Kassel 
Settlement | Statistics | Constitution | Property | Church and Religion | Culture | Economy | References | Citation
Settlement

Settlement Type:

Dorf

Localization:

6 km nordwestlich von Kassel

Geographical Situation:

Geschlossenes Dorf mit regelhaften Grundrissmerkmalen und ursprünglich geringer Siedlungsdichte am Nordrand des Kasseler Beckens am Zusammenfluss von Ahne und Elsche. Der Ort entwickelte sich um die Kirche in zentraler erhöhter Lage. Moderne Siedlungsentwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg vor allem durch Zuwanderung in Richtung der anderen späteren Orts- bzw. Stadtteile von Vellmar, mit denen Obervellmar zusammengewachsen ist.

Durch den Ort führte die alte Poststraße (Holländische Straße), während die heutige Bundesstraße 7 den alten Kern im Osten umgeht. Die Landesstraßen 3234 und 3386 treffen sich an der alten Ortsgemarkungsgrenze zu Frommershausen

Bahnhof der Eisenbahnlinie Bad Karlshafen – Kassel ("Carlsbahn"; "Diemeltalbahn II") (Inbetriebnahme der Strecke 29.8.1848).

Endbahnhof der Eisenbahnlinie Volkmarsen – Vellmar/Obervellmar (Inbetriebnahme der Strecke 1.9.1897).

Earliest Reference:

(775-786)

Settlement Development:

Vor- und frühgeschichtliche Bodenfunde aus der Region des oberen Ahnatals am Nordrand des Kasseler Beckens reichen von der Jungsteinzeit bis in die Merowingerzeit. Spätestens im 9. Jahrhundert lassen sich die Abteien Fulda und Herfeld mit Güterbesitz in Vellmar nachweisen. Um 1107 werden erstmals zwei Vellmare (in Vilmare, item Vilmare) erwähnt.

Vorbemerkung Historische Namensformen:

Bei den Belegen ohne Zusatz muss offen bleiben, ob auf sie auf Ober- oder auf Niedervellmar zu beziehen sind.

Historical Names:

Naming:

  • villa (um 1000)
  • villa (1061)
  • ville (1316)

Settlement Sites:

Land Consolidation:

1871

Earliest Local Map:

um 1700

Coordinates:

Gauß-Krüger: 3531965, 5692422
UTM: 32 U 531878 5690585
WGS84: 51.365627° N, 9.457915° O OpenLayers

Statistics

Location Code:

633026030

Land Usage Statistics:

  • 1885 (Hektar): 681, davon 439 Acker (= 64.46 %), 48 Wiesen (= 7.05 %), 108 Holzungen (= 15.86 %)
  • 1961 (Hektar): 725, davon 82 Wald (= 11.31 %)

Population Statistics:

Charts:

Obervellmar: Einwohnerzahlen 1834-1967

Data source: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Constitution

Administrative Area:

  • 9. Jh.: Hessengau (in pago Hassorum)
  • um 1000: Hessengau (in pago Hessim)
  • 1061: Provinz Hessen, Grafschaft des Werner, die Maden genannt wird (in provincia Hassia in comitatu Werinheri qui dicitur Madena)
  • 1107: Grafschaft des Grafen Werner (in comitatu Werneri comitis)
  • 1458/59: Landgrafschaft Hessen, Amt Kassel
  • 1483: Landgrafschaft Hessen, Gericht, später Amt Ahna
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Ahna
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Ahna
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Ober-Vellmar
  • 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Ahna
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Kassel
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Kassel
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Kassel
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Kassel
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Kassel
  • 1970: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel, Gemeinde Vellmar

Former Administrative District:

Kassel

Court:

  • 1585: Gericht auf der Ahn, dritter Schöffenstuhl (Nieder- und Obervellmar)
  • 1822: Amt Wilhelmshöhe
  • 1822: Landgericht Kassel
  • 1850: Justizamt Kassel III
  • 1867: Amtsgericht Kassel II
  • 1879: Amtsgericht Kassel

Lordship:

Der erst im 14. Jahrhundert belegte Zehntbesitz des Klosters Kaufungen deutet auf eine ursprüngliche Zugehörigkeit von Obervellmar zum Königshof Kassel, mit dem es dann an das Kloster Kaufungen gekommen sein könnte.

1061 tätigen der Edle Erenfrid und seine Ehefrau Rucela einen Gütertausch mit dem Kloster Fulda und begeben sich damit in dessen Lehnsherrschaft. Sie übertragen dem Abt Widerad von Fulda verschiedene Güter in Provinz Hessen in der Grafschaft Werners, die Maden genannt wird, u.a. in Vellmar, und erhalten sie zu Lehen zurück. Außerdem erhalten sie den Hof Morschen als Lehen. 1318 sind die Landgrafen von Hessen mit Grundbesitz in Obervellmar belegt, 1335 entscheidet der Landgraf in einem Streit über Güter in Obervellmar zwischen seinen Burgmannen, den Gebrüdern Wetzekribel, und dem Priester Ludwig von Geismar dahin, dass der Priester die Güter erhält. 1380 verfügt Landfgraf Hermann über die Herbst- und Maibede in Obervellmar. Seitdem ist die Ortsherrschaft unstrittig, auch wenn die Herren von Dalwigk den Zehnten und das Patronatsrecht besitzen.

Gemeindeentwicklung:

Am 1.12.1970 schloss sich die Gemeinde Vellmar im Zuge der hessischen Gebietsreform mit der Gemeinde Obervellmar zu einer neuen (Groß-)Gemeinde Vellmar zusammen.

Property

Manorial System and Landholding:

  • Bei den Angaben zu den ältesten Besitzverhältnissen muss offen bleiben, ob auf sie auf Ober- oder auf Niedervellmar zu beziehen sind.
  • Um 775 wird Besitz des Klosters Hersfeld in Vellmar erwähnt.
  • Wohl schon in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts ist auch das Kloster Fulda in Vellmar begütert. 1061 übergeben der Edle Irmfried und seine Gemahlin Rucela der Abtei Fulda ihren Besitz in Hessen und erhalten ihn als Lehen zurück. Hierzu gehörte u.a. Besitz in Vellmar.
  • Um 1081 sind zwei Hufen und eine Mühle in Vellmar im Besitz des Klosters Hasungen belegt. Da Hasungen in Obervellmar noch 1417 Besitz hatte, ist wohl dieses gemeint.
  • 1107 schenkt der Edelfreie Kunimund seinen Besitz in zwei getrennt genannten Orten mit Namen Vellmar dem Kloster Hersfeld.
  • Im Einkünfteverzeichnis des Klosters Helmarshausen erscheint um 1150 eine Hufe in Vellmar.
  • In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts werden unter den Erwerbungen des Klosters Breitenau Güter in Vellmar genannt. 1253 schenkt Graf Berthold von Felsberg dem Kloster Breitenau zwei Hufen zu Vellmar.
  • 1246 erhält das Kloster Merxhausen Güterbesitz in Vellmar.
  • 1311 überträgt eine Witwe nach dem Tode ihres Mannes dem Kloster Ahnaberg in Obervellmar verschiedene Güter, darunter einen Hof im Dorf und einen Stall auf dem Kirchhof. In der Folge kommt weiterer Besitz hinzu.
  • Von Kloster Hardehausen sind 1316 Rodungsmaßnahmen im Dorf Obervellmar überliefert. Der Güterbesitz des Klosters wird 1590 an die Landgrafen veräußert.
  • Kloster Weißenstein besitzt 1322 in Obervellmar einen Meierhof auch hier kommen in der Folge weitere Güter hinzu, u.a. 1334 von den Rittern von Elben.

Tithes:

1309 bezeugen die Schöffen zu Kassel die Erklärung des Priesters Walthelm, Vizepleban zu Obervellmar, dass der Zehnte daselbst nach seinem Tode wieder dem Stift zu Kaufungen zufallen solle. Der Zehnte ging also im 14. Jarhhundert vom Stift zu Lehen aus. 1574 treten Ludwig und Johann die Jüngeren von Dalwigk ihren Anteil am Zehnten zu Obervellmar an Johann von Hatinghausen ab.

1779 ist der größte Teil in den Händen der Landgrafen (W. A. Eckhardt, Salbuch des Stifts Kaufungen von 1519, S. 128)

Church and Religion

Local Churches:

  • sacerdos viceplebanus (1309)
  • Pfarrer (1355)
  • eccles. in Filmar (1426) [Landau, Beschreibung des Hessengaues, S. 76]
  • Kirchbau 1616 unter Einbeziehung eines spätgotischen Vorgängerbaus errichtet, 1824 erweitert, 1966 renoviert. Mittelalterlicher Westturm mit spätgotischem Portal erhalten

Parochial Affiliation:

1585 versieht der Geistliche von Obervellmar gemeinsam mit dem aus Simmershausen den Ort Frommershausen, als dessen Filiale Niedervellmar bezeichnet wird. 1761 wird die Verbindung mit Frommershausen aufgehoben, da Obervellmar Vikariat von Hohenkirchen wird. 1796 erfolgt die Wiedererrichtung der eigenständigen Pfarrei Obervellmar, Frommershausen wird als Vikariat genannt, Niedervellmar und Mönchehof sind eingepfarrt. Diese alte Verbindung endet 1952 mit der Errichtung der Pfarrstelle Niedervellmar-Frommershausen. 1994 ist Obervellmar eine von fünf evangelischen Kirchengemeinden in der Stadt Vellmar, die den Kirchenbezirk bilden.

Patronage:

Bereits 1358 erscheint ein Angehöriger der FamiAls Patronatsherren erscheinen 1527, 1569, 1585 und 1747 die von Dalwigk, die es vom Erzbistum Mainz zu Lehen tragen. Dabei wechselten sich die von Dalwigk-Lichtenfels mit der Schauenburger Linie in der Ausübung des Patronats ab.

Diakonische Einrichtung:

1920 Schwesternstation (Landeskirchliches Archiv Kassel, E 1 Obervellmar Pfarrarchiv Obervellmar); 1926 nach Ritter, Kirchliches Handbuch, S. 23 Gemeindestation mit einer Schwester in Niedervellmar;

Conversions:

Erster evangelischer Pfarrer: Martin Maus (Musculus) ca. 1540 bis nach 1567, ehemaliger Mönch im Kloster Hasungen

Intermediate Church Authorities:

15. Jahrhundert: Kirchenprovinz Mainz, Archidiakonat St. Peter zu Fritzlar, Erzpriestersprengel Ditmold

Culture

Schools:

1910 Volksschule mit zwei Klassen

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Economy

Mills:

Eine Mühle in Vilmare wird bereits im 11. Jahrhundert anläßlich der Übertragung an das Kloster Hasungen erwähnt.

Ober, Kümmel- oder Schmidtsche Mühle (Am Mühlenberg 1): 1779 wird 1 oberschlächtiges Mühlrad von der Ahne betrieben. Die Mühle wird 1974 stillgelegt

Siebert- oder Rosenmühle (An der Siebertmühle 5/7/9). Bereits 1708/10 bei Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 1 als Ross Mühle genannt. 1779 wird 1 oberschlächtiges Mühlrad von Ahne und Rinnbach betrieben. Zuletzt als Sägemühle genutzt, Betriebseinstellung 1942

Vgl. auch Brückenmühle

References

Bibliography:

Citation
„Obervellmar, Landkreis Kassel“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/en/subjects/idrec/sn/ol/id/2275> (Stand: 30.8.2023)