Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessian Biography

Hessen und bei Rhein, Ludwig II. Großherzog von [ID = 1324]

* 26.12.1777 Darmstadt, † 16.6.1848 Darmstadt, evangelisch-lutherisch
Jurist, Offizier, Abgeordneter, Großherzog
Other Names | Activity | Family Members | References | Life | Citation
Activity

Career:

  • Ausbildung durch den Geheimrat Friedrich von Petersen, Bruder des Darmstädter Hofpredigers
  • 1795-1799 Studium der Rechtswissenschaft an der Universität Leipzig
  • 1796 Obrist eines Regiments zu Fuß
  • ab 1799 Militärdienst in Darmstadt
  • 1803 Kommandeur der hessischen Brigade Erbprinz
  • 1804 bei der Kaiserkrönung Napoleons in Paris
  • 1808 Teilnahme am Erfurter Fürstenkongress
  • 1813 Generallieutenant
  • 1818 bei der Thronbesteigung Ludwigs XVIII. von Frankreich
  • 1820-1830 als Prinz des großherzoglichen Hauses Mitglied der Ersten Kammer des Landtags des Großherzogtums Hessen, 21.6.1820 Eid, Ausscheiden mit Regierungsantritt
  • ab 1823 Mitglied des Staatsrates
  • 6.4.1830 Großherzog von Hessen und bei Rhein
  • 1848 Rücktritt zugunsten seines Sohnes Ludwig III., der jedoch wegen des folgenden Todes praktisch unbeachtet blieb

Role:

  • Hessen, Großherzogtum, 01. Landtag, 1. Kammer, Mitglied, 1820-1821
  • Hessen, Großherzogtum, 02. Landtag, 1. Kammer, Mitglied, 1823-1824
  • Hessen, Großherzogtum, 03. Landtag, 1. Kammer, Mitglied, 1826-1827
  • Hessen, Großherzogtum, 04. Landtag, 1. Kammer, Mitglied, 1829-1830
Family Members

Father:

Hessen und bei Rhein, Ludewig I. Großherzog von, 1753–1830

Mother:

Hessen-Darmstadt, Luise* Caroline Henriette Prinzessin von, 1761–1829

Partner(s):

Relatives:

References

Bibliography:

Image Source:

Lithografie von Charles Etienne Pierre Motte nach einer Zeichnung von Henri Grévedon, um 1830. Druck: Karl Bader, Darmstadt im Festgewand und Trauerkleid, bearb. von Peter Engels, 2008, S. 57 (Ausschnitt)

Life

Der älteste Sohn des ersten Darmstädter Großherzogs stand zeitlebens im übermächtigen Schatten des Vaters. Zwar begabt und gebildet, fehlten ihm doch die ausgeprägten künstlerisch-kulturellen Interessen der Eltern. Die an Menschenscheu grenzende Abneigung gegen jede Form gesellighöfischer Repräsentation wurde durch den langjährigen Erzieher Geheimrat Friedrich (von) Petersen (1753–1827), den Bruder des Darmstädter Hofpredigers, der den Thronfolger auch während der Studienjahre in Leipzig 1795–1798 begleitete, vermutlich noch bestärkt. Ludwig absolvierte zwar die standesgemäße militärische Laufbahn, wurde 1794 Oberst und Inhaber des Infanterieregiments „Erbprinz“, 1801 Generalmajor, 1806 Generalleutnant und 1813 General der Infanterie, hatte aber nie ein Frontkommando. Er vertrat seinen Vater 1804 bei der Kaiserkrönung Napoleons in Paris, 1808 auf dem Fürstenkongress in Erfurt und 1818 bei der Krönung König Ludwigs XVIII., wurde aber sonst, dem Anschein nach fast bewusst, von den Regierungsgeschäften ferngehalten. Die arrangierte Ehe mit der badischen Cousine Wilhelmine führte schon nach wenigen Jahren zu weitgehender Trennung der Lebensbereiche.

Das erste Regierungsjahr des mit 53 Jahren zur Nachfolge berufenen „Groß- und Erbprinzen“ war durch die Französische Juli-Revolution überschattet. Die Unruhen im Oberhessischen wurden zwar unter dem Befehl des Prinzen Emil rasch niedergeworfen. Doch im Landtag verweigerte die Zweite Kammer die Übernahme der auf 2 Millionen summierten Privatschulden der Erbprinzenzeit, kürzte die überkommene Zivilliste und lehnte den beantragten Ausbau des unfertigen Residenzschlosses ab, so dass der Wohnsitz im bisherigen „Erbprinzen-Palais“, dem späteren „Alten Palais“ am Darmstädter Luisenplatz beibehalten wurde. Das als Sparmaßnahme geschlossene Hoftheater wurde erst für die Schwiegertochter Mathilde neu eröffnet. Die Leitung der Landespolitik blieb bis 1848 in den Händen des konservativ-autoritären Staatsministers Carl du Bos du Thil (1777–1859), der in seinen Memoiren ein positives Urteil über die gewissenhafte und pflichtbewusste Arbeit des stets gut unterrichteten Großherzogs abgab. Ludwig II. brachte jedoch kaum eigene Initiativen ein und begrenzte die persönlichen Kontakte soweit möglich auf den engsten Beraterkreis. Die erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklungspolitik du Thils – Ausbau des Deutschen Zollvereins, Straßen- und Eisenbahnbau, Grundlastenablösung, Landwirtschafts- und Gewerbeverein, Höhere Gewerbeschule – kontrastierte mit dem innenpolitischen Repressionskurs des sogenannten „du Thil’schen Systems“. In den letzten Jahren auch gesundheitlich beeinträchtigt, wich Ludwig in den ersten Märztagen 1848 dem Druck der wiederum von Paris ausgehenden revolutionären Bewegung, stimmte der Entlassung du Thils zu und verzichtete zugunsten seines zum Mitregenten berufenen Sohnes Ludwig (III.) auf die Ausübung der Regierungsgewalt. Der Tod des Großherzogs im folgenden Sommer fand in der Öffentlichkeit kaum Beachtung.

Eckhart G. Franz

(Text identisch mit: Franz, Das Haus Hessen, S. 338 f.)

Citation
„Hessen und bei Rhein, Ludwig II. Großherzog von“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/102223262> (Stand: 25.3.2024)