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An der innerdeutschen Grenze zwischen Rasdorf und Wiesenfeld stirbt der NVA-Hauptmann Rudi Arnstadt durch die Kugel eines BGS-Beamten, 14. August 1962

An der innerdeutschen Grenze zwischen Rasdorf und Wiesenfeld (Thüringen) wird bei einem Zusammenstoß mit Beamten des Bundesgrenzschutzes ein Hauptmann der DDR-Grenztruppen erschossen.

Der 35-jährige Rudi Arnstadt, Anführer der 6. Kompanie der 11. Grenzbrigade Meiningen bricht mit einem Einschuss am Kopf, über dem rechten Auge, zusammen. Arnstadt beaufsichtigt an diesem Tag als Kompaniechef Pioniereinheiten der Nationalen Volksarmee (NVA) beim Ausbau der Grenzanlagen. Nach Angaben der ermittelnden DDR-Behörden spielt sich folgendes ab: Rudi Arnstadt entdeckt etwa gegen 11 Uhr zwei Beamte des westdeutschen Bundesgrenzschutzes (BGS), die sich seiner Einschätzung nach auf DDR-Territorium befinden. Der genaue Grenzverlauf ist allerdings an dieser Stelle nur schwer zu erkennen. Einer der aufgestellten Grenzsteine steht verdeckt in einem Haferfeld. Arnstadt ruft die beiden Grenzverletzer zur Umkehr auf und weist auf den Verlauf der Demarkationslinie hin. Die sich in der Nähe aufhaltenden DDR-Soldaten werden später zu Protokoll geben, dass die beiden westdeutschen Beamten zurückgegangen seien, dass sich ein ebenfalls in der Nähe stehender BGS-Hauptmann jedoch von einem Untergebenen eine Waffe geben ließ. Zu dritt seien die BRD-Grenzschützer dann erneut vor zur Grenze.

Der zu Arnstadts Leuten gehörende NVA-Posten Karlheinz Roßner gibt an, dass der Hauptmann entschlossen gewesen sei, einen der BGS-ler festzunehmen, wenn diese erneut unbefugt DDR-Territorium betreten sollten. Arnstadt nähert sich zusammen mit Roßner den West-Beamten und ruft „Halt! Stehen bleiben!“. Roßner feuert wie ihm befohlen einen Warnschuss in die Luft, Arnstadt einen weiteren in den Boden. Die BGS-Männer ziehen sich daraufhin zurück, geben aber gezielte Schüsse auf die DDR-Grenzer ab. Arnstadt bricht daraufhin tot zusammen. Im Anschluss wird der blutige Zwischenfall von den DDR-Presseorganen als „feige Mordtat“ dargestellt.
(KU)

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„An der innerdeutschen Grenze zwischen Rasdorf und Wiesenfeld stirbt der NVA-Hauptmann Rudi Arnstadt durch die Kugel eines BGS-Beamten, 14. August 1962“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/en/subjects/idrec/sn/edb/id/4717> (Stand: 14.8.2022)
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