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Zerstörung des Bühnenhauses der Frankfurter Oper durch Brandstiftung, 12. November 1987

In der Nacht von Mittwoch, dem 11. November auf Donnerstag, den 12. November wird das Bühnenhaus der Frankfurter Oper durch Brandstiftung weitgehend zerstört. Der Sachschaden wird auf etwa 130 Millionen DM geschätzt. Die Oper war erst in der vorangegangenen Sommerpause für einen Betrag von dreieinhalb Millionen DM renoviert worden.

Dem Alarm um 3:18 Uhr folgt das unverzügliche Ausrücken von drei Löschzügen der Feuerwehr, die bereits wenige Minuten später an der Brandstelle eintreffen. Aufgrund der hohen Temperaturen ist es aber bereits bei Eintreffen der Feuerwehrleute nicht mehr möglich, direkt zum Brandherd vorzudringen, da der entstehende Sog des mehr als 1.000 Grad heißen Feuers und herabstürzende Gebäudeteile die Arbeiten stark behindern. Gegen 3:30 Uhr folgen als Verstärkung zwei weitere Löschzüge. Nach Angaben eines Feuerwehrsprechers sind in dieser Nacht zwischen 120 und 150 Feuerwehrleute, 60 Einsatzwagen und ein Löschboot im Einsatz, das vom nahen Main die Löscharbeiten mit zusätzlichem Wasser versorgt.

Noch bevor die Löscharbeiten am Theaterplatz beendet sind meldet sich der Täter am Donnerstagmorgen gegen 6:30 Uhr telefonisch über die Notrufnummer 110 bei der Polizei, nennt seinen vollen Namen teilt mit: „Ich habe den Brand gelegt, da ich mit der Welt fertig bin.“ Die Beamten können den Anrufer über eine Fangschaltung in einer Telefonzelle im Osten Frankfurts lokalisieren, und erreichen diese rechtzeitig, um den wohnsitzlosen Mann – Michael Wortha, ein vor einigen Jahren von der Bundesrepublik aus der DDR freigekaufter 26-Jähriger – festnehmen zu können. Der Brandstifter leistet dabei keinen Widerstand. Während seiner Vernehmung gibt er zu Protokoll, dass er sich auf der Suche nach Essbarem gewaltsam Zugang zu dem Gebäude der Städtischen Bühnen verschafft habe und schließlich aus „Verzweiflung“ mit Streichhölzern und einer Zeitung die Holzverkleidung eines Raumes des Opernhauses entzündete. Die Staatsanwaltschaft beantragt gegen den Verdächtigen Haftbefehl.

Frankfurts Kulturdezernent Hilmar Hoffmann (1925–2018) erläutert am Donnerstag gegenüber dem Hessischen Rundfunk, dass die auf der Opernbühne installierte Sprinkleranlage handbedient gewesen sei. Man habe beim Bau des Hauses dort wegen der durch die Bühnenbeleuchtung verursachten hohen Temperaturen auf eine automatische Anlage verzichtet.
(KU)

Records
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„Zerstörung des Bühnenhauses der Frankfurter Oper durch Brandstiftung, 12. November 1987“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/en/subjects/idrec/sn/edb/id/1544> (Stand: 26.11.2022)
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