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Hessian Biography

Cornberg, Philipp Wilhelm von [ID = 9763]

* 24.6.1553 Kassel, † 30.8.1616 Richelsdorf Schloss, Begräbnisort: Richelsdorf Patronatskirche, Epitaph hinter Grabgewölbe im Chorraum, evangelisch-lutherisch; evangelisch-reformiert
Jurist, Kapitular, Propst, Rat, (Erb-)Drost, Hauptmann, Gutsherr, Kammermeister
Other Names | Activity | Family Members | References | Life | Citation
Other Names

Other Names:

  • Hessen-Kassel, Philipp Wilhelm von
  • Cornberg, Philipp Wilhelm
  • Philippus Wilhelmus Casselanus, (Studentenname)
  • Cornberg, Philippus Wilhelmus de, (Adelsprädikat ab 1572)
  • Corenberg, Philippus Wilhelmus à
Activity

Career:

  • 24.6.1553 Geburt in Kassel als ältester Sohn des hessischen Erbprinzen Wilhelm IV. aus dessen illegitimer Beziehung mit der Kasseler Türmerstochter Elisabeth Wallenstein
  • In der Folge erhielt er bei der evangelisch-lutherischen Taufe trotzdem die Namen seines regierenden Großvaters Philipp I. des Großmütigen von Hessen und seines Vaters.
  • 1566: Der erst 13-jährige Philipp Wilhelm wurde als „Philippus Wilhelmus Casselanus“ an der Landesuniversität Marburg eingeschrieben.
  • Philipp Wilhelm wechselte von Marburg an die Universität Straßburg.
  • Schließlich studierte er in Genf und Padua Jura, Hebräisch, Griechisch und Italienisch.
  • 1572: Landgraf Wilhelm IV. erreichte die Aufnahme Philipp Wilhelms in das Stiftskapitel der von Hessen-Kassel abhängigen Reichsabtei Hersfeld. Zudem übertrug man ihm die noch als Pfründe bestehende Propstei des aufgehobenen Tochterklosters Cornberg. Doch musste sich Philipp Wilhelm in seinem Reversbrief zu Gehorsam gegenüber dem Abt und zu einer jährlichen Abgabe verpflichten. Dabei unterzeichnete er bereits als „Philippus Wilhelmus de Cornberg“, indem er sich den Namen seiner Propstei als Adelsprädikat wählte.
  • 22.2.1580: Er erhielt auch die hessische Hälfte von Cornberg auf Lebenszeit
  • 1582: Da Philipp Wilhelm jedoch heiraten wollte, musste er auf Geheiß von Abt Ludwig V. Landau wieder aus dem Stift Hersfeld austreten und die Propstei Cornberg aufgeben
  • 11.8.1582: Im Gegenzug empfing er aber von seinem Vater die hessische Hälfte von Cornberg als erbliches Mannlehen. Auch machte ihn dieser zum hessischen Rat
  • 3.9.1582: Philipp Wilhelm heiratete im alten Propsteigebäude von Cornberg die Adlige Anna Christine von Falcken. Aus dieser Ehe gingen zehn Kinder hervor.
  • 1584: Philipp Wilhelm erhielt auch die Hersfelder Hälfte von Cornberg als Lehen.
  • 1588: Philipp Wilhelm wurde Hessischer Drost und Hauptmann.
  • 1592 und 1593: Erneute Belehnungen Philipp Wilhelms mit der Hersfelder Hälfte von Cornberg durch die letzten Äbte Kraft Weiffenbach (Crato II.) und Joachim Roell
  • 1592: Philipp Wilhelm erhielt als weiteres Mannlehen mit allen Zubehörungen das Amt Auburg mit dem Dorf Wagenfeld (bei Diepholz). Mit diesem Besitz war das wichtige Amt des Erbdrosten verbunden, das ihm eine fast landesherrliche Stellung verlieh.
  • 1593: Philipp Wilhelm kaufte noch das Rittergut Hüffe in Lashorst, worauf es zu einem langen Konflikt mit den Herren von Schloen genannt Gehle zu Hollwinkel, Besitzer des Nachbarschlosses Hollwinkel, kam. Da beide bei ihren Landesherren Hilfe suchten, spitzte sich der Konflikt fast zum Krieg zwischen Hessen-Kassel und dem Hochstift Minden zu
  • 29.3.1597 Philipp Wilhelm erhielt in Prag von Kaiser Rudolf II. den Reichsadelsbrief als „von Cornberg“, womit sein Titel von 1572 endlich allgemein anerkannt war
  • 1598: Philipp Wilhelm trat seinem landgräflichen Halbbruder Moritz seinen neuen Stammsitz Cornberg schon wieder ab, wofür ihm dieser 10.000 Reichstaler gab und ihm als rechtes Mannlehen das etwa 12 km ostsüdöstlich gelegene Richelsdorf mit der hohen und niederen Gerichtsbarkeit und dem Kirchenpatronat sowie die Dörfer Obergude, Niedergude und Landefeld verlieh. So wurde Richelsdorf seine neue Hauptresidenz.
  • Später erwarb Philipp Wilhelm weitere Güter und Rechte im Rotenburger Land, im Raum Fritzlar, in Kassel und in Westfalen. Zur Verwaltung hielt er sich abwechselnd auf der Auburg und in Richelsdorf auf und führte viele Prozesse mit Landgraf und „Hintersassen“
  • 1598-1600: Als Hauptresidenz ließ Philipp Wilhelm in Richelsdorf direkt nördlich neben der gotischen Dorfkirche ein Herrenhaus errichten
  • 1602/03: Zweite Heirat mit der nordosthessischen Adligen Christine von Boyneburg, die ihm ebenfalls zehn Kinder schenkte.
  • 1600-1605: Als Höhepunkt seiner Beamtenlaufbahn in Hessen-Kassel war Philipp Wilhelm Kammermeister (Finanzminister) unter seinem landgräflichen Halbbruder.
  • 1609: Der Streit über das Gut Hüffe landete schließlich vor dem Reichskammergericht.
  • 30.8.1616: Nachdem Philipp Wilhelm das Gut Hüffe noch für seine Familie gesichert hatte, starb er auf seinem Schloss in Richelsdorf.
  • Er wurde in der benachbarten Patronatskirche beigesetzt, wo ihm Landgraf Moritz ein großes Epitaph hinter dem Grabgewölbe im rechteckigen Chorraum errichten ließ.

Role:

  • Hersfeld, Stiftskapitel, Kapitular, 1572-1582
  • Cornberg, Propst, 1572-1582
  • Hessen-Kassel, Rat, 1582-?
  • Hessen-Kassel, Drost, 1588-?
  • Hessen-Kassel, Hauptmann, 1588-?
  • Auburg, Erbdrost, 1592-1616
  • Hessen-Kassel, Kammermeister, 1600-1605

Places of Residence:

  • Kassel; Marburg; Straßburg; Genf; Padua; Hersfeld, heute Bad Hersfeld; Cornberg; Auburg; Hüffe; Richelsdorf
Family Members

Father:

Hessen-Kassel, Wilhelm IV. Landgraf von, * 24.6.1532, † 25.8.1592, hessischer Erbprinz und späterer Landgraf von Hessen-Kassel (1567-1592), Beiname „der Weise“

Mother:

Wallenstein, Elisabeth, * um 1530, Tochter eines Kasseler Türmers, illegitime Beziehung mit Erbprinz Wilhelm IV. von Hessen

Partner(s):

  • Falcken, Anna Christine von, † 1600/02, Heirat 3.9.1582
  • Boineburg, Christine von, 1582/83–1632, Heirat 1602/03

Relatives:

  • Cornberg, Christine <Schwester>, * 1552, † 19.4.1637, Heirat 2.9.1570 Nikolaus (Godbert) von Gaugrebe(n) auf Langerwiese und Ibbenbüren, dann einen Adligen von Meyhers
  • Cornberg, Wilhelm <Bruder>, * wohl 1554 ff., † 10.1564
  • Hessen, Sabina Landgräfin von <Stiefmutter>, geborene von Württemberg, * 2.7.1549, † 17.8.1581, Tochter von Herzog Christoph von Württemberg, Heirat 11.2.1566 mit Wilhelm IV. von Hessen
  • Nassau-Weilburg, Anna Maria Gräfin von <Stiefschwester>, * Kassel 27.1.1567, † Neunkirchen (Saar) 21.11.1626, verheiratet 1589 Ludwig II. Graf von Nassau-Saarbrücken
  • Holstein-Schaumburg, Hedwig Gräfin von <Stiefschwester>, * Kassel 30.6.1569, † Stadthagen 7.7.1644, Heirat 1597 Graf Ernst von Holstein-Schauenburg
  • Hessen, Agnes Landgräfin von <Stiefschwester>, * / † 1569
  • Hessen-Kassel, Sophia Landgräfin von <Stiefschwester>, 1571–1616
  • Hessen-Kassel, Moritz Landgraf von <Stiefbruder>, * 25.5.1572, † 15.3.1632, 1592-1627 Landgraf von Hessen-Kassel, Heirat 1593 Gräfin Agnes zu Solms-Laubach und 1603 Gräfin Juliane von Nassau-Dillenburg, Beiname „der Gelehrte“
  • Hessen, Sabina Landgräfin von <Stiefschwester>, * / † 1573
  • Hessen, Sidonia Landgräfin von <Stiefschwester>, 1574-1575
  • Hessen, Christian Landgraf von <Stiefbruder>, 1575–1578
  • Hessen, Elisabeth Landgräfin von <Stiefschwester>, 1577–1578
  • Sachsen-Eisenach, Christine von Sachsen-Eisenach <Stiefschwester>, * Kassel 19.10.1578, † 19.8.1658, Heirat 1598 Herzog Johann Ernst II.
  • Hessen, Juliane Landgräfin von <Stiefschwester>, * † 9.2.1581
  • Cornberg, Bernd Philipp von <Sohn aus 1. Ehe>, * 1586, † 11.1.1630, Heirat 1613 Sophie Adelheid von Schade * 1592 † 16.12.1660, Begründer der Auburger Linie
  • Cornberg, Moritz Wilhelm von <Sohn aus 1. Ehe>, * 19.12.1587, † 1.4.1663, Heirat Anna Maria von Stedingk († nach 1641), dann 29.6.1657 Maria Dorothea von Clüver, Begründer der Hüffer Linie
  • Cornberg, Johann Ludwig von <Sohn aus 1. Ehe>, * 1589
  • Cornberg, Katharina von <Tochter aus 1. Ehe>, * 1590, † 1609, Heirat Burchard Rabe von Pappenheim
  • Cornberg, Apollonia Christine von <Tochter aus 1. Ehe>, * 1591?, Heirat Kaspar von dem Knesebeck
  • Cornberg, Hedwig von <Tochter aus 1. Ehe>, * 1592, † 1626, Heirat 1617 Hans Albrecht Werner von Baumbach † 1663
  • Cornberg, Reinhard von <Sohn aus 1. Ehe>, * 29.4.1594, † nach 1676, Heirat Regina Margarete von Boineburg, Begründer der Lübbecker Linie
  • Cornberg, Anna Katharina von <Tochter aus 1. Ehe>, * 1595, Heirat 1629 Hans Treusch von Buttlar
  • Cornberg, Anna Maria von <Tochter aus 1. Ehe>, * 1596, † 1627, Heirat 1619 Ernst Christoph von Buttlar gen. Treusch
  • Cornberg, Otto Moritz von <Sohn aus 2. Ehe>, * 1604
  • Cornberg, Melchior Hermann von <Sohn aus 2. Ehe>, * 1605, † nach 1623 Heirat 18.3.1623, Maria Susanna von Buttlar gen. Treusch von Cornberg
  • Cornberg, Anna Sabina <Tochter aus 2. Ehe>, * 5.1607, † 3.10.1659, Heirat 6.4.1629, Hans Ernst von Witzleben, 1598–1660
  • Cornberg, Veronika von <Tochter aus 2. Ehe>, * 1608, † 10.4.1659, Heirat 5.10. 1623, Kraft Rudolf von Buttlar gen. Treusch † nach 1665
  • Cornberg, Johann Philipp von <Sohn aus 2. Ehe>, * 1610
  • Cornberg, Otto Kaspar von <Sohn aus 2. Ehe>, * 31.3.1612, † 22.9.1684, Heirat Dorothea Maria von Trott zu Solz, Begründer der Richelsdorfer Linie
  • Cornberg, Jost Christoph von <Sohn aus 2. Ehe>, 1614–1699, Heirat Margareta von Stensberg, dann 7.2.1648 Katharina Schütz von Holzhausen, Begründer der Kettenbacher Linie
References

Bibliography:

Life

Aus der Beziehung des jungen Erbprinzen Wilhelm (IV.) mit der Kasseler Bürgerstochter Elisabeth Wallenstein stammten zwei „natürliche Kinder“: eine Tochter Christine (1552/53–1637), die am Hof der Gräfin Anna von Bentheim-Tecklenburg aufwuchs und heiratete, und der Sohn Philipp Wilhelm, der 1572 den Namen „von Cornberg“ erhielt. Er war 1582 einige Monate Propst des ehemaligen Klosters Cornberg und wurde dann hessischer Rat und Küchenmeister. In den Folgejahren begegnet er in der hessischen Kammer und 1588 als Drost und Hauptmann des Amtes Auburg südwestlich von Diepholz. Später bekleidete er unterschiedliche Hofämter in Kassel, wieder als Küchenmeister oder in der Kammer. Unter seinem Halbbruder Landgraf Moritz diente er 1600–1605 als Kammermeister und unternahm einige recht heikle Gesandtschaftsreisen, nach 1604 unter anderem in Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen um das Marburger Erbe mehrfach an den Kaiserhof in Prag. Aus den beiden Ehen Philipp Wilhelms gingen insgesamt 20 Kinder hervor, von denen fünf den Mannesstamm fortpflanzten.

Holger Th. Gräf

(Text identisch mit: Franz, Das Haus Hessen, S. 88)

Citation
„Cornberg, Philipp Wilhelm von“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/1104500329> (Stand: 28.11.2023)