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Hessian Biography

Portrait

Victoria Melita Großherzogin von Hessen und bei Rhein
(1876–1936)

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Hessen und bei Rhein, Victoria Melita Großherzogin von [ID = 6814]

* 25.11.1876 Malta, † 2.3.1936 Amorbach, Begräbnisort: Coburg; St. Petersburg
Other Names | Activity | Family Members | References | Life | Citation
Other Names

Maiden Name:

Sachsen-Coburg und Gotha, Prinzessin von Großbritannien und Irland, Viktoria Melita Prinzessin von

Other Names:

  • Rußland, Viktoria Melita Großfürstin von
Family Members

Father:

Sachsen-Coburg und Gotha, Herzog von Edinburgh, Alfred Herzog von, 1844-1900, GND

Mother:

Russland, Maria Alexandrowna Großfürstin von, 1853-1920, GND

Partner(s):

  • Hessen und bei Rhein, Ernst Ludwig Großherzog von, (⚭ Coburg 19.4.1894, geschieden Darmstadt 21.12.1901), 1868-1937
  • Russland, Kyrill Wladimirowitz Großfürst von, (⚭ Tegernsee, Oberbayern, 8.10.1905)*Zarskoje Selo 30.9. / 12.10.1876 † Neilly, Departement Seine, 13.10.1938
References

Bibliography:

Image Source:

Großherzogin Victoria Melita mit Tochter Elisabeth, Fotopostkarte von C. Ruf, StAD D 27 A 100/11 (beschnitten), in: Franz, Das Haus Hessen. Ein biographisches Lexikon, Darmstadt 2012, S. 376

Life

Durch ihren Vater Affie, den jüngeren Bruder der Großherzogin Alice, wie durch die russische Mutter als Tochter der Zarin Marie war die zweite Tochter des Victoria-Sohnes Alfred gleich zwiefach mit dem Haus Hessen versippt. Die Eltern hatten sich bei Besuchen auf Heiligenberg an der Bergstraße kennen gelernt und verlobt. Erzogen mit der wenig älteren Schwester Marie oder Missie (1875–1938), der späteren Königin von Rumänien, mit der Ducky (so der Familienkosename Victoria Melitas) lebenslänglich besonders eng verbunden blieb, verbrachte sie ihre Kinder- und Jugendjahre großenteils in England, die Sommermonate zum Teil auch auf dem namengebenden Flottenstützpunkt Malta, wo der Vater die britische Mittelmeer- Flotte kommandierte. Ab Ende 1888 war Hauptsitz der Familie das „Palais Edinburg“ in Coburg, wo der Vater als Nachfolger des Onkels 1893 regierender Herzog von Sachsen-Coburg-Gotha wurde. Hier kam es im gleichen Jahr zur von der Großmutter Victoria betriebenen Verlobung mit dem hessischen Vetter Ernst Ludwig. Die als europäisches Familienfest gefeierte Hochzeit mit dem jungen hessischen Großherzog wurde angesichts der recht unterschiedlichen Temperamente vor allem von der russischen Verwandtschaft von Vornherein mit Skepsis betrachtet. Im März 1895 kam die Tochter Elisabeth zur Welt. Als nach einer ersten Fehlgeburt im Juni 1900 auch der erhoffte Thronfolger totgeboren wurde, war die Ehe bereits zerrüttet. Trennungsgrund war der russische Vetter Kyrill, der nach dem Zusammentreffen bei der Zarenkrönung 1896 mehrfach zum Sommerurlaub nach Wolfsgarten gekommen war. Für die Ende 1901 vollzogene Scheidung hatte man nur auf den Tod der gemeinsamen Großmutter Victoria gewartet. Das letzte Band zerriss der Typhus-Tod des Prinzesschens Elisabeth im Herbst 1903. Sonstige Erinnerungen in Darmstadt wurden planmäßig getilgt.

Die im Oktober 1905 vollzogene Trauung mit dem nach schwerer Verwundung aus dem russisch-japanischen Seekrieg zurückgekehrten Kyrill, führte – wohl auf Druck von Ernst Ludwigs Zarin-Schwester Alix – zu seiner alsbaldigen Entlassung durch Kaiser Nikolaus II. Nach einigen Jahren in Coburg, wo die erste Tochter Marie, später Fürstin Leiningen (1907–1951), geboren wurde, erreichte eine Intervention König Edwards VII., dass Kyrill 1908/09 begnadigt wurde und mit seiner als Großfürstin bestätigten Frau nach Russland zurückkehren konnte. Im gesellschaftlichen Leben St. Petersburgs sollte Ducky in den Folgejahren neben der Zarin-Mutter und Tante Miechen, der Witwe des verstorbenen Schwiegervaters Wladimir, eine führende Rolle spielen, ebenso im Sozialeinsatz zu Beginn des Weltkriegs. Nach Ausbruch der Revolution 1917 ermöglichte Großfürst Kyrill, inzwischen Gouverneur von Moskau, seiner Familie durch die Anerkennung der provisorischen Regierung die lebensrettende Ausreise nach Finnland. Dort nur toleriert, gelang erst im Herbst 1919 die Weiterreise zu Victoria Melitas Mutter nach Coburg; bevorzugter Aufenthalt wurde die französische Riviera. Endgültiges Exil fand man 1926/27 in St. Briac in der Bretagne. Von dort aus hat Kyrill in den Folgejahren die erst seit dem Tod des älteren Großfürsten Nikolaus (1856–1929) unbestrittene Führung der russischen Emigration übernommen, in der ihm später der in Finnland geborene Sohn Wladimir (1917–1992) nachfolgen sollte. Die schon lange von Depressionen geplagte Victoria Melita ist 1936 bei einem Besuch bei der Tochter in Amorbach gestorben.

Eckhart G. Franz

(Text identisch mit: Franz, Das Haus Hessen, S. 375-377)

Citation
„Hessen und bei Rhein, Victoria Melita Großherzogin von“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/119541076> (Stand: 25.3.2024)