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Hessian Biography

Portrait

Philipp Landgraf von Hessen-Darmstadt
(1671–1736)

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Hessen-Darmstadt, Philipp Landgraf von [ID = 16119]

* 20.7.1671 Darmstadt, † 11.8.1736 Wien, evangelisch; katholisch
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Other Names

Other Names:

  • Mantua, Philipp Statthalter von
  • Hessen-Darmstadt, Philipp Landgraf von, Statthalter von Mantua
Family Members

Father:

Hessen-Darmstadt, Ludwig VI. Landgraf von, * Darmstadt 25.1.1630, † Darmstadt 24.4.1678

Mother:

Sachsen-Gotha, Elisabeth Dorothea Landgräfin, * Coburg 8.1.1640, † Butzbach 14.8.1709

Partner(s):

  • Croy und Havré, Maria Theresia von, (⚭ Brüssel 14./24.3.1693) * 3.11.1673, † Bologna 8.5.1714, Tochter des Ferdinand François Joseph Herzog von Croy und Havré, 1644–1694, und der Marie Josephe Barbe von Halewyn, Gräfin de Hames, † 1713

Relatives:

References

Bibliography:

Image Source:

Landgraf Philipp, Ölbild, um 1730, Wikipedia (beschnitten), in: Franz, Das Haus Hessen. Ein biographisches Lexikon, Darmstadt 2012, S. 299

Life

Die nach dem frühen Tod des Vaters von der verwitweten Landgräfin Elisabeth Dorothea überwachte Erziehung Philipps endete mit der Regentschaft der Mutter 1688. Die anvisierte Militärkarriere begann er im Spätherbst 1689 als Kadett in der britischen Armee König Wilhelms III. von Oranien (1650–1702) in den Niederlanden, der ihn im Abwehrkrieg gegen die Franzosen bereits im März 1691 zum Oberst eines Kavallerieregiments ernannte. Von der Familie geförderte frühe Heiratspläne mit der sieben Jahre älteren Tochter Albertine des Oberkommandierenden Fürsten Georg Friedrich von Waldeck, der Schwägerin von Philipps damals ebenfalls in den Niederlanden eingesetztem Onkel Herzog Ernst von Sachsen-Hildburghausen (1655–1715), zerschlugen sich. Das ungezügelt-aufwendige Soldatenleben führte zu Schulden, aber auch zu einer Affaire mit der katholisch-frankophonen Offizierstochter Maria Theresia von Croy. Die nachdrücklichen Abmahnungen der Mutter, die ihren Hofmeister von Oeynhausen nach Brüssel schickte, blieben letztlich wirkungslos. Nach den heil überstandenen Kämpfen des Sommers 1692 meldete Philipp der entsetzten Mutter Ende März 1693, dass er Maria Theresia geheiratet und damit zugleich ihren katholischen Glauben angenommen habe.

Nach dem vorläufigen Ende des Kriegs in den Niederlanden bemühte sich Philipp, dem Beispiel Bruder Georgs folgend, um Übernahme in die kaiserliche Armee, wobei er die Beziehungen der mit Kaiser Leopold in Wien verschwägerten, ebenfalls konvertierten Tante Elisabeth von Pfalz-Neuburg zu nutzen suchte. Im Sommer 1694 bereits bei den kaiserlichen Truppen in Ungarn eingesetzt, suchte er im Folgejahr mit Unterstützung Landgraf Ernst Ludwigs eine Aussöhnung mit der Mutter, die nach zunächst vergeblichen Versuchen im Mai 1695 in Butzbach zu gelingen schien, obwohl Philipp die zugesagte Rückkehr zur evangelischen Familienreligion nicht einhielt und mit seiner Frau nach Wien zog. Zunächst noch am Rhein, 1696/97 dann als Generalwachtmeister und Oberst eines Kürassierregiments in Ungarn gegen die Türken eingesetzt, war er 1698/99 kurzzeitig Kommandant der Festung Freiburg im Breisgau. 1701 zog er mit Prinz Eugens Truppen über die Alpen nach Oberitalien, stand in den Folgejahren zeitweilig bei der Armee des badischen „Türken-Louis“ vor Landau, dann wieder in Italien, und wurde 1708, inzwischen zum Generalfeldmarschall avanciert, spanischer Generalkapitän der Truppen im Königreich Neapel. 1714 folgte die Ernennung zum Gouverneur von Mantua, ein Posten, den er dann zwei Jahrzehnte innehatte. Sein Kapellmeister war 1718/20 der Komponist Antonio Vivaldi (1678–1741). Eine 1718 dort arrangierte Verlobung des Witwers mit Eleonore Louise Gonzaga (1686–1742), der Witwe Francesco Marias von Medici, wurde nach drei Jahren wieder gelöst. Als Philipp in Wien verstorben und im Stephansdom beigesetzt war, wurde sein Herz – wie einst das des Bruders Georg – nach Darmstadt überführt und in einer Kapsel in der Landgrafengruft aufgehängt.

Eckhart G. Franz

(Text identisch mit: Franz, Das Haus Hessen, S. 299 f.)

Citation
„Hessen-Darmstadt, Philipp Landgraf von“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/132306093> (Stand: 25.3.2024)