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Hessian Biography

Portrait

Marie Friederike Herzogin von Anhalt-Bernburg
(1768–1839)

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Anhalt-Bernburg, Marie Friederike Herzogin von [ID = 15700]

* 14.9.1768 Hanau, † 17.4.1839 Hanau
Adlige
Other Names | Activity | Family Members | References | Life | Citation
Other Names

Maiden Name:

Hessen-Kassel, Marie Friederike Prinzessin von

Activity

Career:

  • wächst als Tochter des Erbprinzen-Paares in Hanau auf
  • 1784 folgt Familie dem nunmehr regierenden Landgrafen nach Kassel
  • Friedrike lehnt mehrere Heiratsbewerber ab
  • 1794 Heirat mit Erbprinz Alexius Friedrich Christian von Anhalt-Bernburg
  • ab 1795 in der anhaltinischen Residenz Ballenstedt, häufige Aufenthalte in Kassel
  • Problematische Ehe
  • Verreist mehrfach allein, bietet damit Anlass zur Scheidung 1817
  • Verlust sämtlicher Rechte
  • Versuche, ein unabhängiges Leben zu führen, scheitern
  • Gesundheitszustand verschlechtert sich in den folgenden Jahren
  • Zwangsweise Isolierung in Hanau
  • stirbt in völliger geistiger Umnachtung
Family Members

Father:

Hessen-Kassel, Wilhelm IX. Landgraf von, * Kassel 3.6.1743, † Kassel 27.2.1821

Mother:

Dänemark, Wilhelmine Caroline Prinzessin von, * Schloss Christianborg 10.7.1747, † Kassel 14.1.1820

Partner(s):

  • Anhalt-Bernburg, Alexius Friedrich Christian Herzog von, (⚭ Kassel 29.11.1794) * Ballenstedt 12.6.1767, † Ballenstedt 24.3.1834, Fürst und 1806 Herzog von Anhalt-Bernburg, Sohn des Friedrich Albert Fürst von Anhalt-Bernburg, 1735–1796 und der Louise Prinzessin von Holstein-Sonderburg-Plön, 1748–1769, 1817 Scheidung, danach ⚭ II./III. 1818/19 Dorothea von Sonnenberg, 1781–1818, und deren Schwester Ernestine von Sonnenberg, 1789–1845, beide genannt „Frau von Hoym“

Relatives:

References

Bibliography:

Image Source:

Herzogin Friederike von Anhalt-Bernburg, Ölbild von Wilhelm Böttner, Museumslandschaft Hessen-Kassel KS AZ 195 (Foto: M 21986) (beschnitten), in: Franz, Das Haus Hessen, Darmstadt 2012, S. 147

Life

Die erstgeborene Tochter des Erbprinzen-Paares wuchs in dessen damaliger Residenz Hanau auf. Die problematische Ehe der Eltern führte zu einer engen Mutterbindung. Kurz nach Friederikes Konfirmation im Sommer 1784 folgte die Familie dem nunmehr regierenden Landgrafen nach Kassel. Ein Heiratsantrag des frisch verwitweten Erbprinzen und späteren Königs Friedrich von Württemberg (1754–1816) wurde 1789 ebenso zurückgewiesen wie die Werbungsversuche des Markgrafen Friedrich von Baden (1756–1817) und eines Grafen von Lippe-Detmold. Friederike war bereits Mitte 20, als sie Ende 1794 Erbprinz Alexius Friedrich Christian von Anhalt-Bernburg heiratete. Nach der Hochzeit blieb das Paar noch einige Monate in Kassel und übersiedelte erst im April 1795 in die anhaltinische Residenz Ballenstedt. Ihre erste Tochter Katharina bekam Friederike am Neujahrstag 1796 wieder in Kassel, kehrte aber, als das Kind schon Ende Februar starb, alsbald nach Ballenstedt zurück, wo ihr Mann mit dem Tod seines Vaters im gleichen Jahr regierender Fürst wurde. 1799 wurde ihre Tochter Luise, Anfang 1801 der erste Sohn geboren, der ebenfalls früh verstarb. Friederike hat wohl in Ballenstedt nie richtig Fuß gefasst, zumal ihr Mann eine offensichtliche Liaison unterhielt. Die Fürstin hielt sich immer wieder für längere Zeit in Kassel auf. Einzige Bezugsperson war ihre Hofdame Wilhelmine von Buttlar (1767–1810) – eine Verbindung, die dem Landgrafen missfiel, da er sie als nicht standesgemäß und zu freundschaftlich empfand.

Die Geburt des Erbprinzen Alexander Karl (1805–1863) verbesserte die ehelichen Verhältnisse des nunmehrigen Herzogspaars etwas, obwohl Friederike auch weiterhin häufig allein verreiste. Sie war eine der ersten fürstlichen Alpinistinnen, die das Montblanc-Massiv bestieg, wo sie sich allerdings 1810 einen Beinbruch zuzog. Gleichwohl ging sie 1813–1816 wieder auf Reisen und verließ Ballenstedt auch ohne Erlaubnis des Mannes. Mutwilliges Verlassen kam einem Ehebruch gleich, was den Vater dazu brachte, sie mehrmals nach Ballenstedt zurückzuschicken. Als Friederike eine Italien-Reise 1817 wiederum in Kassel beschloss, reichte Herzog Alexius die Scheidung ein. Dadurch ging Friederike ihrer sämtlichen Rechte verlustig und durfte nicht einmal an der Hochzeit ihrer Tochter Luise mit Prinz Friedrich von Preußen im November des Jahres teilnehmen. In der Folgezeit ging sie erneut auf Reisen, und Alexius verehelichte sich im Folgejahr morganatisch. Den Tod der Mutter 1820 konnte Friederike kaum verkraften. Ma fille perd la raison urteilte der Vater. Friederike wurde im Schloss Wabern eingesperrt und erreichte erst nach einigen Monaten einen Umzug ins Hanauer Stadtschloss. Ihre volle Freiheit gewann sie erst nach dem Tod des Vaters zurück. Sie ging nach Bonn, wo sie zwar ein geselliges Leben führte, sich jedoch auch stark verschuldete. Als ihr Bruder Kurfürst Wilhelm II. sie aufforderte nach Hessen zurückzukehren, versuchte sie, nach Brüssel zu fliehen, und wurde durch Generalmajor Reinhard von Dalwigk 1822 gegen ihren Willen nach Hanau zurückgebracht. Die Entführung aus preußischem Territorium hatte sogar ein diplomatisches Nachspiel. Mit der zwangsweisen Isolierung Friederikes in Hanau verschlechterte sich ihr Gesundheitszustand. Sie starb in völliger geistiger Umnachtung.

Andrea Pühringer

(Text identisch mit: Franz, Das Haus Hessen, S. 146 f.)

Citation
„Anhalt-Bernburg, Marie Friederike Herzogin von“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/1051498783> (Stand: 25.3.2024)