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Hessian Biography

Portrait

Ludwig Hermann Alexander Chlodwig Prinz von Hessen und bei Rhein
(1908–1968)

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Hessen und bei Rhein, Ludwig Hermann Alexander Chlodwig Prinz von [ID = 1327]

* 20.11.1908 Darmstadt, † 30.5.1968 Frankfurt am Main, evangelisch
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Activity

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(Art-) Works:

  • Ludwig Landgraf, Erinnerungen eines Darmstädters, Darmstadt 1968.
Family Members

Father:

Hessen und bei Rhein, Ernst Ludwig Großherzog von, 1868–1937

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Image Source:

Unknown, Luís de Hesse (filho de Ernesto), als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons (beschnitten)

Life

Der schon früh vor allem künstlerisch interessierte zweite Sohn Großherzog Ernst Ludwigs (1868–1937) begann nach der gemeinsam mit dem Bruder absolvierten Schulausbildung ein Studium an der Technischen Hochschule Darmstadt, das er mit den Fächern Kunstgeschichte, Geschichte und Archäologie nach einem Intermezzo in Lausanne in München fortsetzte. Eine bei Professor Wilhelm Pinder (1878–1947) begonnene Doktorarbeit über „Das Problem der künstlichen Beleuchtung in der Malerei“ kam nicht zum Abschluss. Nach zwei Wehrübungen im Sommer 1933 in Ohrdruf und von Herbst 1934 bis Juli 1935 beim Kavallerieregiment 118 folgte der Prinz 1936 einer Einladung des neu ernannten Botschafters Joachim von Ribbentrop (1893–1946) und ging als Kulturattaché nach London. Er war bereits mit Margaret Geddes (1913–1997) verlobt und kehrte mit ihr nach der Trauung im Schatten der Flugzeugkatastrophe, die das Haus Hessen-Darmstadt nahezu ausgelöscht hatte0, im November 1937 nach Deutschland zurück, um das Familienerbe in Darmstadt zu übernehmen. Ständiger Wohnsitz wurde nach der bald darauf erfolgten Übergabe des Neuen Palais an die Stadt Darmstadt das bis dahin nur als Sommerresidenz genutzte ehemalige Jagdschloss Wolfsgarten bei Langen. Mit Kriegsbeginn 1939 eingezogen, hat Ludwig seinen Dienst während des Krieges zumeist in Stabsstellen, zuletzt in der Panzertruppenschule Krampnitz geleistet, bis er mit dem sogenannten Prinzenerlass 1943/44 als Rittmeister ausgemustert wurde.

Nach Kriegsende wurde Wolfsgarten zum „Auffanglager“ für ausgebombte, vertriebene und geflohene Verwandte und Freunde: die Kronberger Hessen, die Fürstenfamilie Metternich und andere. Mit einem Dutzend Kinder reiste man 1947 zu der von Prinz Ludwig beschriebenen „Erholung“ nach Wyk auf Föhr. Wesentlich größer war die Zahl der Darmstädter „Madonnenkinder“ (20 pro Jahr), die als Entgelt für die 1947–1958 nach Basel ausgeliehene Holbein-Madonna zum vierwöchigen Erholungsurlaub in die Schweiz fahren konnten. Zur Sicherung des kulturellen Erbes gehörte die Wiederherstellung der im Krieg zerstörten oder verlagerten Sammlungen: der schon 1951 neu eröffneten Porzellansammlung im Prinz-Georg-Schlösschen, des von der „Stiftung Jägerhof“ übernommenen Jagdmuseums in Kranichstein zwei Jahre später und des neu konzipierten Schlossmuseums im wieder aufgebauten Residenzschloss 1965. Neugründungen in der „Arts and Craft“-Tradition des letzten Großherzogs waren 1952/53 das „Institut für Neue Technische Form“ im Alfred-Messel-Haus und der räumlich damit verbundene „Rat für Formgebung“ sowie das „Bauhaus-Archiv“, das sein Domizil in den 1960er Jahren im Ernst-Ludwig-Haus auf der Mathildenhöhe hatte. Am 85. Geburtstag Ernst Ludwigs wurde der Grundstein der „Neuen Künstlerkolonie“ auf der Rosenhöhe gelegt.

Aktiv beteiligt war Prinz Ludwig auch am Einsatz seiner Frau für die moderne Musik, für die bereits 1946, anfangs in Kranichstein, die „Internationalen Ferienkurse für Neue Musik“ gestiftet wurden. Für den englischen Komponisten Benjamin Britten (1913–1976), mit dem man 1955/56 eine mehrmonatige Konzertreise nach Indien, Indonesien und Japan unternahm, die Prinz Ludwigs „Tagebuch Ost“ beschreibt, hat er in den Folgejahren unter dem auch für andere literarische Arbeiten benutzten Decknamen Ludwig Landgraf zahlreiche englische Texte ins Deutsche übertragen. Erste Erzählungen Prinz Ludwigs waren schon 1926/28 in den „Würfelbüchern“ der „Hessischen Bücherfreunde“ erschienen; ein Gedichtband folgte 1951. So war es nicht verwunderlich, dass Schloss Wolfsgarten seit den 1950er Jahren zu einem gern besuchten literarisch-musikalischen Treffpunkt wurde, eine Tradition, die von Prinzessin Margaret nach dem Tod Prinz Ludwigs kongenial fortgeführt wurde.

Eckhart G. Franz

(Text identisch mit: Franz, Das Haus Hessen, S. 387-389)


  1. Siehe Eleonore Großherzogin von Hessen und bei Rhein und Georg Donatus Erbgroßherzog von Hessen und bei Rhein.
Citation
„Hessen und bei Rhein, Ludwig Hermann Alexander Chlodwig Prinz von“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/119387727> (Stand: 25.3.2024)