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Nikolaus Rüppel und Anna Speck 1687, 1721, Kammerbach

Kammerbach · Gem. Bad Sooden-Allendorf · Werra-Meißner-Kreis | Historical Gazetteer
Place of Location | Characteristics | Description | Inscription | References | Citation
Place of Location

Place of Location:

Kammerbach

Premises:

Bad Sooden-Allendorf-Kammerbach, Friedhof

Angaben zum Standort:

Aufgestellt beim Eingangstor oberhalb des Weges, in der Reihe der sieben alten Grabsteine der 1. Stein von Westen.1)


  1. Zum früheren Platz der Grabsteine s. Kat.-Nr. 217.
Characteristics

Dating:

1687, 1721

Type:

Grabstein

Conservation:

erhalten

Dimensions:

70 x 128 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

(A) 3,2, (B) 3,5, (C) 2,5 cm

Description

Description:

Grabstein des Nikolaus Rüppel und der Anna Speck. Auf niedrigem Sockel ein hochrechteckiger Stein mit abgerundetem Aufsatz (Kopf, Giebel) und Mitteleinsatz. Darstellungen und Inschriften auf beiden Seiten des Steines. Im Westen im Kopffeld Engelskopf und Voluten in Flachrelief. Im Mittelfeld Inschrift A, von Halbsäulen gerahmt, mit Abschlussgesims. Das Sockelfeld zeigt in der Mitte unter Flügeln einen Totenschädel (?), rechts und links zwei Konsolen, darüber Gesims; die Postamente volutenartig geschwungen, in der Mitte ein Perlenstrang. Auf der Ostseite ist die Darstellung im Kopffeld nicht erhaben, sondern eingehauen: ein Engelskopf in flachem Relief und an den Seiten Blätter in Ritzzeichnung. Darunter im Bereich des Aufsatzes Beginn der Inschrift B die mit einer Linie von einem großen Feld getrennt ist; darin war diese Inschrift fortgesetzt. Man sieht nur noch am Rand jeweils 2–3 Buchstaben, die jedoch eine Ergänzung nach der Lutherbibel ermöglichen, zumal in der ersten Zeile die Oberkanten und Abstände von rr strafe Mich nicht eine zusätzliche Kontrolle verschaffen (die danach ergänzten Buchstaben sind in der Edition kursiv ausgezeichnet). Den großen Text tilgte man durch die Eintiefung eines leicht hochrechteckigen Feldes mit profiliertem Rand für die jüngere Inschrift C. Rechts war die Inschrift B in den heute verstümmelten Randdekor hineingeschrieben. Alle Inschriften eingehauen; Trenner größtenteils als Quadrangel erkennbar, jedoch sind nicht alle sicher zu bestimmen.

Dieser Grabstein gehört von der äußeren Gestaltung und der Schrift her zur Produktion einer Werkstatt, die auch die Grabsteine des verwandten Hans Rüppel in Kammerbach (Kat.Nr. 222) und des Peter Thon in Laudenbach (Kat.-Nr. 233) herstellte und über das dort noch vorhandene Steinmetzzeichen mit weiteren Objekten des Umkreises in Verbindung gebracht werden kann; das Zeichen kommt außerdem noch vor auf dem Taufstein von (1605)/1687 in Uengsterode (Kat.-Nr. 130) und einem Ofenstein in Hilgershausen (Kat.Nr. 229) sowie auf dem Grabstein Heckemann in Hausen (Kat.-Nr. 247). Typenbildung und Zusammenhänge von Schrift und Nachträgen sind bei undatierten oder prekär datierten Steinen (Kat.-Nr. 218), auch solchen mit dem Verdacht auf nachträgliche Umgestaltung (Kat.-Nrr. 212, 217, 228), heranzuziehen. Eine ausführliche Behandlung bietet die Einleitung im Kapitel Bildhauer und Steinmetzen (4.6.1) und zu verwandten Grabstein-Typen (4.1.2).

Sex, Age, Family Status:

männliche Person(en) · weibliche Person(en) · Ehepaar

Dargestellte Personen:

Dass Nikolaus Rüppel eine Anna Speck geheiratet hat, so wie Hans Rüppel eine Christina Speck ehelichte,3) kann ein Indiz sein, dass zwei Brüder zwei Schwestern zur Frau nahmen. Denn die bedeutenderen Familien heirateten gern untereinander. Nikolaus Rüppel und Anna Speck wurden am 17. 10. 1670 getraut. Er starb am 21. 6. 1687. Seine Witwe Anna schloss am 6. März 1690 eine zweite Ehe mit Johannes Rehebein4), die 28 Jahre dauerte. „(Anno 1721), den 9ten Maii (so teilt das Kirchenbuch mit, Anm. d. Bearb.) ist Anna Hans Rehebein seel. (wittib ist ausgelassen, Anm. d. Bearb.) begraben worden.“ Offenbar verstarb ihr zweiter Ehemann Johannes Rehebein 1718,5) und Anna kehrte nach Kammerbach zu ihren Kindern zurück. Sie müsste demnach im Alter von 78 Jahren gestorben sein. So aber gibt es bei Alter und Geburtsjahr eine Diskrepanz von ca. vier Jahren. Der Widerspruch in den Daten ihrer Inschrift kann auch nicht ausgeräumt werden, da ihr Geburtsdatum nicht überprüfbar ist. Wahrscheinlich geht er auf einen Rechenfehler zurück.

Da die Inschrift für Nikolaus Rüppel genaue Angaben zum Verstorbenen macht, wird sie aus dem Jahre 1687 stammen und die Inschrift, und zwar die ganze, für seine Ehefrau nach deren Tod hinzugefügt worden sein. Dafür spricht schon das ganze Bild des tiefgreifend veränderten Grabsteins, viel deutlicher aber zeigen es die Unterschiede in der Schrift. Bei Nikolaus’ Grabinschrift finden sich große Übereinstimmungen zur Grabinschrift des Hans Rüppel3) in Textstruktur und Formenreservoir der Buchstaben, insbesondere bei exakt übereinstimmenden Versalien und darüber hinaus in der äußeren Gestalt des Steins insgesamt. Zudem zeigen diese beiden älteren Schriften eine engere Spationierung und damit eine schmälere Schrift, schwer unterscheidbare a und o, ein anderes diakritisches Zeichen über u; bei g, k, o, s, y sind gerundete Varianten eingesetzt und es werden mehr kapitale Buchstaben eingeschoben. Der Nachtrag der Grabinschrift der Anna Rüppel geborene Speck, verwitwete Rehebein auf dem Stein ihres ersten Gatten nahm die Zerstörung von dessen Leichtext in Kauf, die Bibelstellenangabe blieb erhalten, ebenso Textteile an den äußeren Rändern.


  1. s. Kat.-Nr. 222.
  2. s. KB Orferode/Kammerbach. .
  3. So muss man aus Hochzeitsjahr 1690, Todesjahr 1721 und Ehedauer (28 Jahre) schließen.
Inscription

Umschrift:

A Hier Ruhet der Ehr/Same Nicolaus RüPPela) · / Welcher im Jahr A(nn)o

1624 / Gebohre(n) · A(nn)ob) 1670 hat er Mitc) / Anna speck seine Hochzeit

Allb) hier / gehalten in dem Ehestande Mit / ihr gelebt 16 Jahr 7d) Mon(at)c)

gezeu=/get 5 Kindere) 3 Söhne 2 Töch=/ter A(nn)o 1687 den 19(ten)

IVNII / [hi]er in dem Herren sanft / EndSchlaffen seines Altersb) / [6]3

JaHRf)

B LEICH·TEXT / PSALM · XXXVIII V(ERS)g) · 2 · 3 · 4 //

He[rr strafe Mich nicht in deinem] zornh) /

[Vnd züchtige mich nicht in deinem gri]m /

[Denn deine pfeile stecken in m]ir /

De[ine hand erdrücket mich. Es ist nich]ts g/

[es]un[des an meinem leib für deine]n dr[e]/

[u]en [. Vnd ist kein friede in meinen g]eb/

[einen fur meiner sünde]i) 2)

C Auffb) Hoffnung einer fröligen / Aufferstehungb) Ruhet hier / Annab) Speck ·j)

/ Welchek) im Jahr 1643 · gebohr(en) / im Jahre 1670 · an Claus · / Rüppel ·

sich verheÿrathet, vnd / mit demselbenl) 16 ½ · jahriger / geseegneten Ehe ge-

zeuget 3 sö=/nnem) 2 töchter · nach dessen Seel(igen)n) absterben an Johannes

Rehebein / von Franckershaussen wiederum / verheÿrathet · und mit demsel-

ben / in 28jahriger Ehe ohne Kinder / gelebt · gestorb(en) im glaub(en) d(en)

8(ten) maiio) / 1721 · Ihres alters 74 · jahr ·


  1. Zwei kapitale P in verminderter Größe.
  2. Kapitales A in verminderter Größe.
  3. Kapitales M in verminderter Größe.
  4. So zu lesen, auch weil bei der Ehefrau Anna (C) die Ehedauer mit 16 1/2 Jahren angegeben ist, die 7 so mehrfach aussieht und sich von der sicheren 2 (Geburtsjahr und Zahl der Töchter) unterscheidet.
  5. Kapitales K in verminderter Größe.
  6. Zeile zentriert. Kapital HR in verminderter Größe.
  7. Kürzung durch geschwungene Linie über dem linken Schrägschaft.
  8. Das folgende ausnahmsweise nach Zeilen abgesetzt, mindestens in dieser Zeile muss es Kürzungen gegeben haben.
  9. Da auf dem Rand links kein Textteil vorhanden ist, war diese kürzere Zeile wohl zentriert.
  10. Zeile zentriert und in etwas größeren Buchstaben.
  11. Kapitales W in verminderter Größe; die Buchstaben l und c mittels Korrektur übereinander geschrieben.
  12. Danach fehlt in.
  13. Sic.
  14. Kapitales S in verminderter Größe.
  15. Die beiden i auf dem Rand.
  1. PsH 38,2–4.

Schrift:

Fraktur mit Einzelbuchstaben in Kapitalis (A, B, C), Kapitalis bei Fraktur (B)

References

Editing:

Die Inschriften des Werra-Meißner-Kreises I : Altkreis Witzenhausen. Gesammelt und bearbeitet von Edgar Siedschlag unter Mitarbeit von Rüdiger Fuchs (Die Deutschen Inschriften 87). 2017, Nr. 228.

Citation
„Nikolaus Rüppel und Anna Speck 1687, 1721, Kammerbach“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/en/subjects/idrec/sn/gdm/id/2377> (Stand: 20.3.2023)