Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Castles, Palaces, Manor Houses

Schloss Friedrichstein (Burg Wildungen)

280 m über NN
Gemarkung Bad Wildungen, Gemeinde Bad Wildungen, Landkreis Waldeck-Frankenberg
Basic Data | History | Bau und Baugeschichte | Burgtyp | References | Citation | Indices

Erst im 18. Jahrhundert erhielt die Burg in Wildungen den Namen Friedrichstein, nach Friedrich Anton Ulrich von Waldeck und Pyrmont, der den 1663 begonnen Schlossneubau in den Jahren 1707 bis 1714 vollenden ließ. Ihre Geschichte reicht jedoch zurück bis ins 12. oder 13. Jahrhundert, als die Burg noch im Besitz der thüringer Landgrafen war. Seit 1263/94 besaßen die Waldecker Grafen die Burganlage, im frühen 16. Jahrhundert wurde sie Residenz der Linie Waldeck-Wildungen. Die 1714 vollendete und noch existierende barocke Dreiflügelanlage fiel deutlich bescheidener aus, als die weitaus großzügigere Neubauplanung von 1663. Heute nutzt die Museumslandschaft Hessen-Kassel das Schloss Friedrichstein zur Ausstellung seiner Sammlung Militär- und Jagdgeschichte.

Basic Data

Other Names:

  • Burg Wildungen

Settlement Type:

Burg; Schloss

Naming:

Localization:

etwa 10 km westlich von Fritzlar

Location:

Das Schloss liegt unweit nördlich der Altstadt von Bad Wildungen auf einem nach Süden gerichteten Sporn, Schlossstrasse 23.

History

Burggeschichte:

Aus einer langen Auseinandersetzungen zwischen den Mainzer Erzbischöfen und den Waldecker Grafen auf der einen sowie Sophie von Brabant und ihrem Sohn Landgraf Heinrich I. von Hessen auf der anderen Seite, gingen die Grafen von Waldeck 1263 schließlich als Besitzer der Burg Wildungen hervor. Von 1507 bis 1692 war die Burg Residenz der Wildunger Linie des Waldecker Grafenhauses. Im 30jährigen Krieg war das Schloss 1635 zunächst von kaiserlichen Truppen besetzt, 1640 dann von den verbündeten Truppen der Schweden, Braunschweiger und Hessen. Es diente als Hauptquartier der Schweden, die das Schloss bei ihrem Abzug verwüstet zurückließen. 1663 begann unter Josias II. von Waldeck ein großzügig geplanter Neubau, der jedoch nur in Ansätzen verwirklicht werden konnte. Graf Friedrich Anton Ulrich von Waldeck und Pyrmont, seit 1711 Fürst, ließ den Bau in bescheidenerem Ausmaß vollenden. Von ihm trägt das Schloss den Namen „Friedrichstein“. Mit der Vereinigung der Waldecker Linien und dem Bau des Residenzschlosses in Arolsen verlor Friedrichstein an Bedeutung und wurde nur noch zeitweise genutzt. Im deutsch-französischen Krieg 1870/71 diente es als Lazarett. 1885 werden 12 Bewohner genannt. Nach 1920 beherbergte es Wohnungen, eine Gaststätte und eine Jugendherberge, später plante die NSDAP, Friedrichstein in eine Gauschulungsburg umzuwandeln. Zudem war es 1943 bis 1945 Sitz eines Gauleiters und wurde kurz vor Kriegsende als Lazarett genutzt. Nach 1945 richtete die KPD einige Schulungsräume auf Friedrichstein ein, die sie jedoch 1951 wieder verließ, andere Räume dienten als Flüchtlingsunterkunft. 1963 öffnete wieder eine Gaststätte. Heute beherbergt es die Sammlungen zur Militär- und Jagdgeschichte der Museumslandschaft Hessen Kassel.

Earliest Reference:

1227

Time Span:

12./13. Jahrhundert–

Besitzgeschichte:

Die Bauherren der Burg in Wildungen sind nicht bekannt, sie wurde möglicherweise von einer lokalen Adelsfamilie errichtet oder war Besitz der Grafen von Ziegenhain. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts ist sie sicher im Besitz der Thüringer Landgrafen nachzuweisen, die sie bis 1247, bis zum Tod des letzten Ludowingers Heinrich Raspe, besaßen. In diesem Jahr übertrug Sophie, Tochter des Grafen Friedrich von Wildungen und Enkelin Ludwigs II. von Thüringen, das Schloss an Erzbischof Siegfried III. von Mainz, nachdem ihr verstorbener Ehemann Burkhard von Magdeburg es 1227 ohne ihre Zustimmung an den thüringischen Landgrafen Ludwig IV. verkauft hatte. 1263 wurden die Rechte an der Burg zwischen dem Erzbistum Mainz und Sophie von Brabant, Tochter Ludwigs IV. und Mutter des ersten hessischen Landgrafen Heinrich I., geteilt (Langsdorfer Verträge) - allerdings waren Sophie und Heinrich I. nicht im Besitz ihres Burgteils. Vermutlich war er in der Hand des Grafen Adolf von Waldeck. Im Jahre 1294 schenkten Erzbischof Gerhard II. von Mainz und das Mainzer Domkapitel ihre Rechte an der Burg Wildungen Graf Otto I. von Waldeck. Die hessischen Landgrafen konnten ihre Ansprüche nicht durchsetzen, die Waldecker Grafen besaßen Schloss Wildungen allein. Ende des 14. und in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts verpfändeten sie die Burg mehrfach (1390 Kunne von Hanstein, 1423 Erzbistum Mainz). Nach der Absetzung der Waldecker Fürsten 1918 kam Schloss Friedrichstein in den Besitz des Gemeindezweckverbandes Waldeck, später Waldecksche Domanialverwaltung. Im Jahre 1941 erwarb die NSDAP das Schloss, 1948 ging es daher als ehemaliges NS-Vermögen in den Besitz des Landes Hessen über. 1973 erwog das Land den Verkauf des Schlosses.

Bau und Baugeschichte

Building History:

Der älteste Burgbau in Wildungen entstand vermutlich im späten 12. oder frühen 13. Jahrhundert. 1533 wurde ein neuer Marstall errichtet, 1550 der mächtige Rundturm und 1595 eine steinerne Brücke zum Schloss. Unter Josias II. von Waldeck († 1669) begannen 1663 die Arbeiten am barocken Neubau des Schlosses. Bis 1674 war der westliche Längsflügel fertiggestellt, in den der alte Rundturm eingebunden wurde; 1678 wurde noch ein Rest des alten Schlosses abgebrochen. Friedrich Anton Ulrich von Waldeck und Pyrmont ließ das Schloss zwischen 1707 und 1714 abweichend von der ursprünglichen Planung vollenden: Der Westflügel erhielt im Norden und Süden je einen kleinen Seitenflügel. Im Mai 1974 begann eine grundlegende Sanierung des baufälligen Schlosses, in das 1980 ein Teil der Museumslandschaft Hessen Kassel einzog.

Baubeschreibung:

Im Generalinventar der Grafschaft Waldeck von 1602 findet sich eine Beschreibung des alten Wildunger Schlosses: Ein äußeres Tor gewährte Zugang zum Vorhof mit Ställen und Schmiede, von dort führte ein zweigeschossiger innerer Pfortenbau in den Innenhof, den vier Gebäude umstanden: der dreigeschossige Hauptbau mit 33 Räumen, ein Gebäude, das Kanzlei und Rüstkammer beherbergte (vermutlich der Rundturm von 1550), ein zweigeschossiger Bau mit neun Räumen sowie einem eingeschossigen Gebäude, gleichzeitig alte Kanzlei und Backhaus.

Josias II. von Waldeck plante anstell dieses alten Schlossbaus 1663 eine großzügige Dreiecksanlage mit zwei langen Flügeln und einem kurzen, schmalen Verbindungsbau. Im Schnittpunkt der Längsflügel sollte sich ein monumentaler Kuppelbau erheben. Gebaut wurde lediglich der westliche Längsflügel; Anfang des 18. Jahrhunderts ergänzt um zwei kurze Seitenflügel entstand so die nach Osten hin offene hufeisenförmige Dreiflügelanlage. Der Hauptbau ist zweigeschossig mit Walmdach, an seiner Nordwestecke erbt sich der mächtige Rundturm (1550); die Seitenflügel haben anderthalb Geschosse, ebenfalls Walmdächer und hofseitig je eine Terasse mit Treppenaufgang. Der südliche Flügel besitzt zudem eine größere Südterasse.

Erhaltungszustand:

Unmittelbar sichtbare Reste der mittelalterlichen Burg haben sich nicht erhalten, ältester Teil ist der Rundturm, der die Jahreszahl 1550 trägt. Seine heutige Form erhielt der Schlossbau Anfang des 18. Jahrhunderts.

Burgtyp

Bautyp:

Höhenburg; Spornburg; Schloss

Rechtstyp:

Residenzschloss

Funktionstyp:

Residenz

References

Sources:

Bibliography:

Citation
„Schloss Friedrichstein (Burg Wildungen), Gemeinde Bad Wildungen“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://www.lagis-hessen.de/en/subjects/idrec/sn/bg/id/63500303021> (Stand: 1.10.2018)