Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Castles, Palaces, Manor Houses

Schloss Lich

174 m über NN
Gemarkung Lich, Gemeinde Lich, Landkreis Gießen
Basic Data | History | Bau und Baugeschichte | Burgtyp | References | Citation | Indices

Die ehemalige Wasserburg am südlichen Rand der Licher Altstadt ließ Graf Werner I. von Falkenstein in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts als Ersatz für die drei kleinen Burgen Westwich, Rodenscheid und Warnsberg errichten. Sie ermöglichte eine bessere Kontrolle des Übergangs über die Wetter. 1419 kam die Burg an die Solmser und wurde zur Residenz der Grafen, später Fürsten von Solms-Lich, in deren Besitz sich das Schloss noch befindet. Im Grundriss des heutigen Schlosses lässt sich die ursprüngliche Anlage noch in Teilen erkennen, prägend für das derzeitige Aussehen der dreiflügeligen Anlage mit einem nordöstlich vorgelagerten Gebäude sind jedoch Bauten des 18. bis 20. Jahrhunderts.

Basic Data

Settlement Type:

Schloss, vormals Burg

Naming:

Location:

Das Schloss findet sich am südlichen Rand der Altstadt, nahe eines alten Übergangs über die Wetter.

Lich Unterstadt 29.

History

Burggeschichte:

Die Burganlage nahe des Wetterübergangs ersetzte die drei älteren Licher Burgen (Westwich, Rodenscheid und Warnsberg). 1365 wurden Burg und Stadt eingenommen und blieben bis 1366 durch Ulrich III. von Hanau besetzt. Die Burg beziehungsweise das Schloss diente der Licher Linie der Solmser Grafen seit Mitte des 15. Jahrhunderts als Residenz.

Besitzgeschichte:

Lich fiel 1255 nach dem Aussterben der Herren von Münzenberg an die Herren von Falkenstein. Graf Werner I. von Falkenstein ließ die Wasserburg an der Wetter errichten. Als wiederum die Herren von Falkenstein 1419 ausstarben, kamen Burg und Stadt an die Grafen von Solms. Das Schloss befindet sich bis heute im Besitz der Fürsten von Solms-Lich.

Bau und Baugeschichte

Building History:

In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts ließen die Falkensteiner die Burg als quadratische Anlage mit Binnenhof und vier runden Ecktürmen errichten. Die Anlage war von einem Wassergraben umgeben. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurden die Befestigungen verstärkt und die Türme mit Schießscharten versehen, die für Hakenbüchsen geeignet waren (sogenannte Schlüsselscharten, 1462). Im 16. Jahrhundert wurde die Anlage mit Bastionen und Bollwerken zur Festung ausgebaut; 1617 musste der nordwestliche Eckturm abgebrochen werden; in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts ließen die Grafen den Bau zum Renaissanceschloss umbauen und den Nordflügel erneuern. Grundsätzlich verändert wurde die Festung in den Jahren 1764 bis 1766: die Bastionen und Bollwerke wurden entfernt und der Wassergraben zugeschüttet, der nördliche Flügel abgebrochen. Der Südflügel und die Seitenflügel der nunmehrigen Hufeisen-Anlage wurden im Stile des Barock gestaltet. 1836 kam ein Verbindungsbau zwischen den drei Flügeln hinzu, der einen großen Teil des ehemaligen Innenhofes einnimmt (Entwurf: Georg Moller). Die letzte Erweiterung erfuhr die Schlossanlage 1911/12, als nach Plänen von Heinrich Metzendorf ein quadratischer Bau an der nordwestlichen Ecke errichtet wurde.

Erhaltungszustand:

In seiner Größe und im Grundriss des südlichen Teils entspricht das heutige Schloss der ursprünglichen Wasserburg: Südflügel und südliche Ecktürme stehen auf mittelalterlichen Fundamenten.

Denkmaltopographie:

Die nachhaltigste Umgestaltung, die bis heute das Erscheinungsbild des Schlosses im wesentlichen bestimmt, erfuhr die Anlage von 1764 bis 1766 unter der Herrschaft der jüngeren Linie Hohensolms.

Zunächst wurden die Bastionen und die Außentürme sowie der Wassergraben völlig beseitigt. Außerdem entfernte man auch den Nordflügel, so dass eine nach Norden geöffnete Hufeisenform entstand. Die verbliebenen Reste, der Südflügel mit zwei Ecktürmen und die Seitenflügel, wurden im Sinne des Barock überformt: So entstand eine dreiflügelige, dreigeschossige Baugruppe, die vor allem durch die streng gereihten großen Fenster, durch die großflächigen, gaubenbesetzten Mansarddächer und die mächtigen, im Kern noch mittelalterlichen Rundtürme geprägt wird. Letztere haben verschieferte, oktogonale Obergeschosse und Zwiebelhauben mit vasenförmigen Aufsätzen.

Zwischen den beiden Seitenflügeln erbaute Georg Möller 1836 einen weitgehend dem vorgegebenen Bestand angepassten, ebenfalls dreigeschossigen Querbau, dessen klassizistische Fassade in der Mitte durch einen Vorgesetzten Altan mit dorischen Säulen betont erscheint. Im Zusammenspiel mit den frei vorstehenden Enden des Ost- und Westflügels entstand auf diese Weise ein Ehrenhof von geringer Tiefe, der durch den erst 1911/12 nach Plänen Heinrich Metzendorfs ausgeführten Anbau an der Nordostecke flankiert wird. Dieser, ein neubarocker, zweigeschossiger Baukubus mit Mansarddach, enthält in seinem Inneren einen Festsaal (Gobelinsaal) und markiert mit seinem turmartigen Eckerker den einstigen Standort des nordöstlichen Außenturms.

Bestandteil der Schlossanlage, die an die Gesamtanlage des Stadtkerns grenzt, ist der Schlossgarten, der noch heute die südliche Stadtansicht in starkem Maße prägt. Er wurde 1829 anlässlich der Heirat des Fürsten Ludwig mit Marie zu Isenburg-Büdingen in einen öffentlichen Landschaftspark umgewandelt. Ursprünglich nach Süden frei in die Landschaft übergehend, seit 1869 durch die Bahntrasse begrenzt, entstand er unter der Leitung des Forstrates Karl Heinrich Braun. Wichtige, schützenswerte Bestandteile des Parkes sind außer den äußeren Begrenzungsmauern, dem wertvollen alten Baumbestand und dem Wegenetz der aus einem wassergefüllten Befestigungsgraben hervorgegangene Schlossteich, das benachbarte, über den Resten einer Geschützbastion errichtete Teehäuschen (Landschaftstapeten) sowie das 1905 entstandene Denkmal für den Fürsten Ludwig, das ursprünglich für den Schlossplatz konzipiert, heute im Vorhof des Schlosses aufgestellt ist.

Burgtyp

Bautyp:

Niederungsburg; Wasserburg; Schloss

References

Bibliography:

Citation
„Schloss Lich, Gemeinde Lich“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://www.lagis-hessen.de/en/subjects/idrec/sn/bg/id/15105> (Stand: 18.9.2018)