Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Castles, Palaces, Manor Houses

Reichsburg Friedberg

151 m über NN
Gemarkung Friedberg (Hessen), Gemeinde Friedberg (Hessen), Wetteraukreis
Basic Data | History | Bau und Baugeschichte | Burgtyp | References | Citation | Indices

Die Burg Friedberg ist die größte Burganlage im heutigen Hessen. Auf dem Gelände eines ehemaligen Römerkastells wurde die Reichsburg etwa zwischen 1171 und 1180 erbaut; sie war mit Burgmannen besetzt, die einen Burggrafen wählten, der sodann vom König bestätigt wurde. Die Burggrafschaft Friedberg war ein Territorium des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und wurde 1431 in die Reichsmatrikel aufgenommen. Das weitläufige, annähernd rechteckige Burgareal ist von Befestigungsanlagen umgeben, die aus dem 14. Jahrhundert stammen und im 16. Jahrhundert verstärkt wurden. Auch der weithin sichtbare Adolfsturm mit seinen vier Erkern geht auf das 14. Jahrhundert zurück. Der größte Teil der übrigen Burggebäude entstammt dem 17. bis 20. Jahrhundert.

Basic Data

Settlement Type:

Burg

Naming:

Location:

Die Burg Friedberg liegt auf einem breiten Bergsporn, der nach drei Seiten durch Abhänge geschützt ist und im Süden durch einen Halsgraben von der Stadt Friedberg abgetrennt war. Unweit im Westen verlief die Weinstraße, durch Friedberg führten die Fernstraßen Durch die langen Hessen und Durch die kurzen Hessen.

History

Burggeschichte:

Obwohl ursprünglich vermutlich als Einheit angelegt, war die Geschichte Friedbergs lange Zeit geprägt von Konflikten zwischen Reichsstadt und Reichsburg: 1275 eroberten und zerstörten die Bürger Friedbergs die Burg, die kurz darauf wieder aufgebaut wurde. Der Dicke Turm (um 1500) richtete sich gegen die Stadt und wurde erbaut, als die seit 1348/49 an verschieden Geldgeber verpfändete Reichsstadt im Besitz der Burg war, da sie die einzelnen Pfandschaften nach und nach aufgekauft hatte (1455-1535). 1834 wurden Stadt und Burg zu einer Gemeinde zusammengeschlossen.

Den Bau des Adolfsturms finanzierten die Friedberger Burgmannen aus dem Lösegeld für den Grafen Adolf von Nassau-Saarbrücken, den sie während einer Fehde 1347 gefangen genommen hatten.

Die Burggrafen führten 1492 bis 1729 die Wetterauer Ritterschaft an und waren 1532 bis 1764 Hauptmänner der mittelrheinischen Reichsritter.

Die Burg Friedberg war unsterblicher Ganerbe der Burg Staden.

Von 1817 bis 1918 nutzten die Landgrafen von Hessen das ehemalige Burggrafenhaus als Sommerresidenz.

Earliest Reference:

1216

Time Span:

zwischen 1171 und 1180–

Besitzgeschichte:

Die Burg Friedberg war eine Reichsburg. Sie war mit Burgmannen besetzt, die aus ihrer Mitte einen Burggrafen wählten, den der Kaiser bestätigte. 1806 wurde die Burg mediatisiert und kam an Hessen-Darmsatdt.

Bau und Baugeschichte

Building History:

Die stauferzeitliche Burg wurde im späten 12. Jahrhundert auf dem Gelände eines ehemaligen Römerkastells errichtet. Die Burg wurde im späten 13. Jahrhundert zerstört und wieder aufgebaut. Die umgebenden Wehranlagen stammen aus dem 14. Jahrhundert und wurden im späten 15. Jahrhundert verstärkt (Zwinger mit Geschütztürmen vor dem inneren Mauerring). Der ältere südliche Bergfried stürzte 1684 ein, der zweite Bergfried (Adolfsturm) stammt aus der Zeit nach 1347 und wurde in den 1890er Jahren restauriert (vier Erker, Zinnen und Steinhaube des Aufsatzes). Nach 1498 wurde der Geschützturm, der sogenannte Dicke Turm errichtet. Die erhaltenen Burggebäude stammen größtenteils aus dem 17. bis 20. Jahrhundert, unter anderem: Burggrafenhaus (Burggrafiat) von 1604 bis 1610 unter Burggraf Johann von Cronberg und seiner Frau Anna Riedesel zu Eisenbach errichtet, im 18. und 19. Jahrhundert erneuert und nach einem Brand 1990 innen saniert; Rohbau der Burgkirche 1782 bis 1784 (Vorgängerbau wegen Baufälligkeit abgetragen), wegen Geldmangel erst im 19. Jahrhundert vollendet; Deutschordenshaus von 1716 bis 1718 anstelle eines spätmittelaltelichen Vorgängerbaus errichtet sowie verschiedene Burgmannenhäuser (u.a. Löw zu Steinfurth, Brendel von Homburg, Bünau, Riedesel von Bellersheim).

Baubeschreibung:

Die großflächige Burg Friedberg hat einen fast rechteckigen Grundriss von etwa 160 x 250 m (mit Zwingern etwa 200 x 325 m), an der Südseite trennte ein tiefer Graben Burg und Stadt. Das Burgareal ist von einer doppelten Ringmauer umgeben; im Norden erhebt sich als ältester erhaltener Bestandteil der Burg der Adolfsturm mit Butterfass­aufsatz, im Südwesten der vorgelagerte Dicke Turm mit einem Durchmesser von 19 m und einer Mauerstärke von 5,7 m. Der südliche Burgzugang (Stadtseite) hat ein Torhaus mit zwei Ecktürmen, am nördlichen Zugang sind drei der ehemals sechs Torbauten erhalten. Die einzelnen Burggebäude sind entlang der in Nord-Süd-Richtuing verlaufenden Mittelachse angeordnet.

Das Burggrafenhaus steht an der Ostseite des Burggeländes. Es handelt sich um einen unsymmetrischen, zweigeschossigen Bau mit drei vorgestellten, dreigeschossigen Giebelbauten; im mittleren und kleinsten findet sich der original erhaltene Treppenaufgang. Hauptbau und Vorbauten haben geschwungene Volutengiebel. Zur gleichen Zeit wie das Burggrafenhaus wurde das westlich vorgelagerte, stilistisch gleichartige Kavaliershaus errichtet, ebenfalls ein langrechteckiger, zweigeschossiger Bau mit Volutengiebeln, sowie das dreiteilige Hofportal (1752 verändert).

Nach Norden hin schliesst sich das Deutschordenshaus an das Burggrafenhaus an, ein zweigeschossiger Bau mit sehr breitem, vorspringenden Mittelrisalit. Eine zweiläufige Freitreppe führt zum zentralen Eingangsportal.

Die mittelalterliche Burgkirche wurde 1782 abgerissen und durch einen einfachen frühklassizistischen Querbau mit Walmdach ersetzt, dem im Osten und Westen Giebelbauten vorgelagert sind, so dass ein kreuzförmiger Grundriss entsteht; zweigeschossiger Turm über dem Westgiebel.

Erhaltungszustand:

Reste der stauferzeitlichen Burg, die etwa 1275 zerstört wurde, haben sich nicht erhalten. Die Befestigungsanlagen stammen aus dem 14. und 16. Jahrhundert, die Burggebäude aus dem 17. bis 20. Jahrhundert.

Denkmaltopographie:

DenkXweb Kulturdenkmäler in Hessen (Gesamtanlage)

DenkXweb Kulturdenkmäler in Hessen (Einzeldenkmäler innerhalb der Burganlage)

Burgtyp

Bautyp:

Höhenburg; Spornburg

References

Sources:

Bibliography:

  • Zuch, Burg Friedberg
  • Knappe, Burgen in Hessen, S. 324f.
  • Brohl, Festungen in Hessen, S. 77-84
  • Schilp, Reichsburg Friedberg
  • Ganß, Baugeschichte der Burg Friedberg
  • Gutbier, Hofbaumeister Ettlingen, S. 169-173
  • Olschewski, Mediatisierung
  • Denkmaltopographie Wetteraukreis, Bd. II,2, S. 567-587, 613-626
  • Dehio, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Hessen II, S. 328-332
  • Adamy, Kreis Friedberg, S. 62-71, 106-124
  • Weitere und ältere Literatur
  • Herrmann, Fritz H.: Von den Türmen der Burg Friedberg und andere kleine Beiträge zur Friedberger und Wetterauer Geschichte, 1959 (auch in: Wetterauer Geschichtsblätter 7/8, 1959)
  • Roth, Hermann: Die kunstgeschichtliche Stellung und Beduetung des Schlosses zu Friedberg. In: Friedberger Geschichtsblätter 12, 1937
  • Dreiher, Ferdinand: Der Dicke Turm in Friedberg. In: Heimat im Bild (Gießen) 1926, Nr. 21
  • Dreher, Ferdinand: Der Friedberger Adolfsturm einst und jetzt. In: Volk und Scholle 3, 1925
  • Gruber, Armin: Die Baugeschichte der Burg Friedberg in der Wetterau, Diss. Darmstadt 1923
  • Wörner, Ernst: Zur Geschichte der Burg Friedberg. In: Archiv für hessische Geschichte 13, 1872
  • Dieffenbach, Philipp: Geschichte der Stadt und Burg Friedberg in der Wetterau, Darmstadt 1857
  • Schazmann, Ferdinand: Historische Untersuchung über das Alter der kaiserlichen Burg Friedberg in der Wetterau. In: Roth und Schazmann, Beiträge für die Geschichte der Wetterau 1, 1801
  • Mader, Friedrich Karl: Sichere Nachrichten von der Kayserlichen und des heiligen Reichs-Burg Friedberg und der darzu gehörigen Grafschaft und freyen Gericht zu Kaichen, 3 Bände, Lauterbach 1766-1774
Citation
„Reichsburg Friedberg, Gemeinde Friedberg (Hessen)“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://www.lagis-hessen.de/en/subjects/idrec/sn/bg/id/14643> (Stand: 27.9.2018)