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Hessian Biography

Portrait

Philipp Landgraf von Hessen-Philippsthal
(1655–1721)

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Hessen-Philippsthal, Philipp Landgraf von [ID = 9991]

* 14.12.1655 Kassel, † 18.6.1721 Aachen, Begräbnisort: Maastricht Johanneskirche, evangelisch-reformiert
Landgraf
Biographical Text

Der dritte Sohn Landgraf Wilhelms VI. wurde nach dem frühen Tod des Vaters unter der Vormundschaft der tatkräftigen Landgräfin Hedwig Sophie erzogen. Im Sommer 1673 zum Kapitän der Infanterie in Kassel ernannt, unternahm er im Folgejahr zusammen mit dem jüngeren Bruder Georg (* 20. März 1658) eine Studienreise nach Genf, wo Georg am 4. Juli 1675 an einem hitzigen Fieber verstarb. 1676/77 nahm Philipp im brandenburgischen Heer des Onkels an den Kämpfen gegen die Schweden in Pommern teil. Seit Herbst 1677 verlobt, heiratete er im April 1680 die Solmser Grafentochter Catharina Amalie. 1683 kämpfte er mit dem ihm übertragenen hessischen Infanterie-Bataillon in der Schlacht am Kahlenberg vor Wien gegen die Osmanen; doch entsprach der Militärdienst offensichtlich nicht seinen Neigungen, sodass er das Kommando bereits im Folgejahr wieder aufgab.

Das Testament des Vaters hatte Philipp nur mit einer Rente bedacht. Doch aus dem Erbe der Mutter bekam er das Gut Amalienthal bei Grebenstein (später Wilhelmsthal), das ehemalige Kloster Heydau bei Altmorschen, 3/6 der Erbvogtei Barchfeld bei Schmalkalden und die Vogtei Rückerode an der Werra. Zunächst als Lehen hatte er bereits 1678 Schloss, Burgsitz und Dorf Herleshausen erhalten das später in seinen Besitz überging und 1680 seiner Frau als Leibgedinge überschrieben wurde. Der 1685 geschlossene Vergleich mit dem in Kassel regierenden Bruder Karl garantierte Philipp eine Geldrente von 8.000 Kammergulden (à 26 Albus des hessischen Münzfußes) sowie einen Zuschuss von 2.500 Kammergulden im Wert von 8.460 Reichstalern. Darüber hinaus erhielt er das ehemals zum Stift Hersfeld gehörige und 1568 aufgehobene Benediktinerinnenkloster Kreuzberg an der Werra. Heydau und Amalienthal verkaufte er bald wieder und baute Kreuzberg zum Residenzschloss „Philippsthal“ der von ihm begründeten apanagierten Nebenlinie der Landgrafschaft aus. Nach dem Frieden von Rijswijk, der die Koalitionskriege gegen Frankreich 1697 vorläufig beendete, verließ Philipp Hessen und zog in die Niederlande, wo der „Hessenhof“ zwischen Den Haag und Scheveningen neuer Wohnsitz der Familie wurde. Mit Landgraf Karl in Kassel kam es zu wiederholten Auseinandersetzungen, da die vereinbarten Zahlungen nicht ausreichend erschienen. Karl forderte im Gegenzug die Heimkehr des Bruders nach Hessen, die Philipp verweigerte. Er starb bei einer Badekur in Aachen. Seine Frau wehrte sich ebenfalls gegen eine Rückkehr ins Hessische und überließ ihre sechs überlebenden Kinder der Obhut der Verwandten des Mannes. Sie hatte eine Liaison mit dem französischen Hauslehrer, bei der man, um einen Skandal zu vermeiden, eine ménage de conscience (Gewissensehe) erwog, die offenbar nicht zustande kam. Catharina Amalie starb 1736 in Scheveningen.

Andrea Pühringer

(Text identisch mit: Franz, Das Haus Hessen, S. 231 f.)


Bibliography