Hessian Biography
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118703196
Hessen-Homburg, Friedrich V. Ludwig Landgraf von [ID = 6547]
- * 30.1.1748 Homburg vor der Höhe, † 20.1.1820 Homburg vor der Höhe, evangelisch
- Biographical Text
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Anderthalb Jahrzehnte stand Friedrich Ludwig unter der Vormundschaft seiner Mutter Ulrike Louise. Seine Regierungszeit umfasste fast zwei Menschenalter. Die Heirat mit Karoline von Hessen-Darmstadt, der ältesten Tochter der „Großen Landgräfin“, besiegelte die Beilegung der langwierigen Streitigkeiten zwischen Homburg und Darmstadt durch den Hausvertrag von 1768, der Homburg weitgehende innere Selbständigkeit zugestand. Die Vertretung nach Außen verblieb aber bei Darmstadt. Die rheinbündische Einverleibung der Landgrafschaft in das nunmehrige Großherzogtum 1806 wurde für Friedrich V. eine Zeit der Demütigung, in der er sich weitgehend zurückzog, oft ins unweite Frankfurt am Main. Erst 1816 wurde er als nunmehr souveräner Landgraf restituiert und erhielt eine Gebietserweiterung durch das linksrheinische Oberamt Meisenheim.
Die Behinderung Friedrich Ludwigs durch starkes Stottern, auch die Verpflichtung zur Fortsetzung der Linie, verhinderte eine militärische Laufbahn, was er oft bedauerte. Der Prinz erfuhr durch Alexander Adam von Sinclair (1713–1778) eine nach der Familientradition von strenger, reformiert-protestantischer Religiosität geprägte Erziehung. Der aufklärerische Rationalismus, den er unter anderem für die Französische Revolution verantwortlich machte, widerstrebte ihm. Kennzeichnend für seine Persönlichkeit war der Versuch, sich den Zeitverhältnissen zu entziehen: Ausweichen, dulden, reagieren anstatt zu agieren. Obgleich er die Revolution ablehnte, duldete er an seinem Hof eine Zeit lang Anhänger ihrer Ideen, die man als Revolutionsschwärmer oder Hofdemokraten bezeichnete. Friedrichs Interessen – literarisch, philosophisch und kulturell ausgerichtet – wandten sich nach Innen; er zeichnete seine politischen, moralischen, philosophischen Reflexionen auf. Im Selbstportrait bezeichnete er sich als eiskalt, einsam, der Alte vom Berge. Häufig unternahm er spontane Reisen, um der Enge seiner bescheidenen Residenz zu entgehen. Er führte einen ausgedehnten Briefwechsel mit Intellektuellen in ganz Europa, darunter Johann Caspar Lavater und Friedrich Gottlieb Klopstock. Das Landgrafenpaar war auch an Gartenkunst interessiert; ihre Gestaltung der Gartenanlagen um das Schloss und bis in den Taunus hinein prägen zum Teil bis heute das Stadtbild. Auf die militärisch-politische Rolle der Kinder – elf von insgesamt 15 Kindern der Ehe überlebten – wird gesondert einzugehen sein.
Barbara Dölemeyer
(Text identisch mit: Franz, Das Haus Hessen, S. 414 f.)
- Bibliography
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- Neue deutsche Biographie, Bd. 2, Berlin 1955, S. 506 f. (Werner Kirchner)
- Franz, Das Haus Hessen. Ein biographisches Lexikon, Darmstadt 2012, Nr. HH 21, S. 414 f. (Barbara Dölemeyer)
- Renkhoff, Nassauische Biographie, 2. Aufl., Wiesbaden 1992, S. 313, Nr. 1762
- K. Knetsch, Das Haus Brabant, Darmstadt (1918), S. 399 f.
- Schwennicke, Europäische Stammtafeln NF 1, 1980, T. 107.
- Karl Schwartz, Landgraf Friedrich V. von Hessen-Homburg und seine Familie. Aus Archivalien und Familienpapieren, 3 Bde., Rudolstadt 1878
- H. Jacobi, Goethes Lila, ihre Freunde Leuchsenring und Merck und der Homburger Landgrafenhof, 1957;
- Walter Gunzert, Tagebuch Friedrichs V. von Hessen-Homburg über seinen esuch am landgräflichen Hof zu Darmstadt 1768, Darmstadt 1968 (als Mskr. gedruckt).