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Hessian Biography

Portrait

Agnes Fürstin von Anhalt-Dessau
(1606–1650)

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Anhalt-Dessau, Agnes Fürstin von [ID = 5771]

* 13./14.3.1606 Kassel, † 28.5.1650 Dessau
Komponistin
Biographical Text

Agnes, die erste Tochter aus der zweiten Ehe des Landgrafen Moritz, erhielt wie der ältere Bruder Philipp und die Stiefgeschwister eine umfassende Erziehung und Bildung. Sie galt als große Schönheit, was wohl durch eine Blatternerkrankung während des Besuches bei der oranischen Verwandtschaft in Den Haag 1619 nicht beeinträchtigt wurde. Ihr Erwachsenenleben deckte sich fast vollständig mit der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Schon die Hochzeitsfeierlichkeiten mit dem regierenden Fürsten von Anhalt-Dessau mussten wegen der drohenden Kriegsgefahr und der kritischen Situation ihres Vaters 1623 zweimal verschoben werden und fanden schließlich nicht in Kassel, sondern in Dessau statt. Ihr älterer Stiefbruder Landgraf Otto hatte bereits sechs Jahre zuvor ihre Schwägerin Agnes Magdalena geheiratet. Da ein Onkel des Bräutigams, Fürst Christian I. von Anhalt-Bernburg, gewissermaßen Architekt der protestantischen Union und treibende Kraft hinter der Annahme der böhmischen Krone durch den pfälzischen „Winterkönig“ Friedrich V. gewesen war, wirkten diese Ehen als demonstrative Bekräftigung der Verbindung zu den calvinistischen Dynastien und zur kurpfälzischen Partei. Aus der Ehe von Agnes und Johann Kasimir gingen zwischen 1624 und 1644 sechs Kinder hervor, von denen außer Luise (1631–1680) nur der Nachfolger Johann Georg II. (1627–1693) das Erwachsenenalter erreichte; letzterer wurde brandenburgischer Statthalter von Berlin und Vater des populären preußischen Generals und Militärreformers Leopold I. (1676–1747), des „Alten Dessauers“. In den Kriegsjahren harrte die Familie fast immer in Dessau aus. 1626 erkrankte Johann Kasimir an der Pest, von der er sich aber wider Erwarten erholte. An seiner statt reiste jedoch die energische Agnes dem anrückenden Wallenstein entgegen und versuchte mit Erfolg, den Besatzungsdruck für ihr Land zu mindern. Auf ihre Initiative hin wurde 1645 auf der wüsten Dorfstelle Nischwitz ein Festes Haus errichtet, das als Keimzelle des unter ihrem Sohn und seiner Frau Henriette Katharina von Oranien-Nassau (1637–1708) angelegten Ortes und Schlosses Oranienbaum gelten darf.

Holger Th. Gräf

(Text identisch mit: Franz, Das Haus Hessen, S. 95 f.)


Bibliography