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Hessian Biography

Portrait

Barbara Gräfin von Waldeck
(1536–1597)

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Waldeck, Barbara Gräfin von [ID = 5714]

* 8.4.1536 Kassel, † 8.6.1597 Waldeck Schloss, Begräbnisort: Netze Klosterkirche, am 21.6.1597, evangelisch
Biographical Text

Heutige Psychiater würden in der Tatsache, dass Barbara als Kind einige traumatische Jahre getrennt von der Familie unter der Obhut ihrer verwitweten Tante Elisabeth verbrachte, wohl den Ansatz für ihre späteren Probleme finden. Nach dem Tod der Mutter lebte sie einige Zeit bei der älteren Schwester Anna in Amberg. Auf die Ehe mit dem fast 40 Jahre älteren Grafen Georg von Württemberg, einem Halbbruder des mit Landgraf Philipp verbündeten Herzogs Ulrich (1487–1550), hatte dessen noch söhneloser Neffe Christoph (151–1568) gedrängt, um die herzogliche Nachfolge zu sichern. Nach der im elsässischen Reichenweier gefeierten Hochzeit, bei der sich Vater Philipp durch Barbaras Geschwister Anna und Ludwig vertreten ließ, residierte man im weit abgelegenen Mömpelgard. Dort starb Graf Georg kaum ein Jahr nach der Geburt des erhofften Thronfolgers Friedrich (1557–1608), der 1593 tatsächlich regierender Herzog und Stammvater der weiteren Dynastie werden sollte. Kurz nach der posthumen Geburt der Tochter Eva Christina (1558–1575) bezog die erst 22-jährige Barbara ihren Witwensitz Reichenweier. Nachdem erste Versuche zur Wiederverheiratung, unter anderem mit dem böhmischen Oberstlandeskämmerer Wilhelm von Rosenberg und Graf Poppo von Henneberg, 1560/61 gescheitert waren, führte die zunehmende Vereinsamung der jungen Witwe zu einer Mischung von Melancholie und Zornesausbrüchen, sodass man ihr die Kinder entzog. Aus der Beziehung zu ihrem Hofmeister Jacob Truchsess von Rheinfelden gebar Barbara 1565/66 zwei Kinder, die in Pflege gegeben wurden. Als dies ruchbar wurde, schoben die Württemberger Räte die verlaufene Gräfin-Witwe zum Ärger des Vaters und der Schwägerinnen in Kassel und Marburg nach Hessen ab. Erst nach Landgraf Philipps Tod gelang es Bruder Wilhelm durch die von ihm arrangierte Ehe mit dem wohl etwas einfältigen Grafen Daniel von Waldeck eine Lösung zu finden. Die nicht unharmonische Ehe blieb kinderlos. Nach Daniels Tod behielt Barbara durch einen von Landgraf Wilhelm arrangierten Vergleich Schloss Waldeck mit dem Besitz des ehemaligen Klosters Netze als Witwensitz und galt hier, auch mit den hessischen Verwandten ausgesöhnt, als fürsorgliche Landesmutter. Ihr stattliches Grabmal in der Waldecker Kapelle in Netze neben dem 1577 vom Kasseler Bildhauer Andreas Herber geschaffenen Epitaph Graf Daniels hat sie wohl noch selbst in Auftrag gegeben.

Margret Lemberg/Eckhart G. Franz

(Text identisch mit: Franz, Das Haus Hessen, S. 68 f.)


Bibliography