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Hessian Biography

Portrait

Johann Ludwig Maurer
(1741–1803)

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GND-ID

1037118715

Maurer, Johann Ludwig [ID = 2761]

* 12.12.1741 Weikersheim, † 16.7.1803 Darmstadt, evangelisch
Amtsschaffner, Tranksteuereinnehmer
Biographical Text

Johann Ludwig Maurer war das einziges überlebende Kind seiner Eltern. Der Vater Johann Friedrich war herrschaftlicher Waldhornist, auch Konzertmeister des Grafen Albrecht Ludwig Friedrich zu Hohenlohe, dann Kammerlakai des letzten Fürsten Karl Ludwig von Hohenlohe zu Weikersheim, starb aber schon 1745.

Johann Ludwig erlernte die Schreiberei bei dem Steuerverwalter Schmidt in Weikersheim und kam dann 1756 durch den Heimfall der Herrschaft Hohenlohe-Weikersheim in die Dienste des Hauses Hohenlohe-Neuenstein-Oehringen auf das Amt des Landschaftsrats Schiller. Nach dessen Tod wechselte er auf die Amtsschreiberei Westhofen im Elsaß, wo für den zweiten Sohn Karl des Fürsten Karl Philipp zu Hohenlohe-Pfedelbach eine Sekundogenitur eingerichtet worden war. Dies geschah auf Vermittlung der ebenfalls in Hohenlohischen und Limpurg-Sontheimschen Diensten stehenden Familie Steinheil. Im Elsaß machte Johann Ludwig Maurer die Bekanntschaft der Familie Engelbach. Seine weiteren Karriereschritte in den Verwaltungen der kleinen ländlichen Herrschaften im Elsaß waren: 1763-70 „commis“ in der „greffe“ bei der Hanau-Lichtenbergischen Amtsschreiberei in Brumath, 1770 dort Prokurator, 1777 Kirchenschaffnerei-Verwalter in Ingweiler.

Mit dem ihm am 22. Dezember 1781 übertragenen Amt des Amtsschaffners und des Landeskassen-Verrechners in Pirmasens hatte er bereits einen Schritt in die Zentralverwaltung Hessen-Darmstadts getan. Im Haushalt Maurer lebte bis 1797 noch die Mutter Helene Dorothea, die in Pirmasens Kammerdienste bei der Fürstin tat, wenn diese in Pirmasens anwesend war.

Am 10. Juli 1798 übernahm Johann Ludwig das Amt des Tranksteuereinnehmers von Schulz in Darmstadt und wurde schließlich als Nachfolger des Kammerrats und Landkassenrechners Georg Christoph Schreibeisen Amtsschaffner der Ämter Darmstadt und Pfungstadt zu Darmstadt.

Großherzog Ludwig I. schrieb dem Sohn 1806 über den Vater: „Ihr Vater war ein sehr braver Mann, einer meiner tüchtigsten und treuesten Diener, und Ihr Bruder (Carl Friedrich Maurer) ist ein brauchbarer, diensteifriger Offizier, nehmen Sie sich beide zum Vorbilde, und ich werde Ihnen stets gnädig gewogen sein.“1

Siebenunddreißigjährig, als Verwalter der Kirchenschaffnerei in Ingweiler, heiratete Maurer in den Familienkreis Engelbach ein. Seine Ehefrau Friederike Lange, 1756–1841, war die Tochter des zweiten Pfarrers in Buchsweiler, Christian Heinrich Lange, und der Margarethe Elisabeth Engelbach. Damit erschloß sich für Maurer ein Verwandtenkreis, der seinen weiteren Aufstieg zu dem vom Fürsten geschätzten Verwaltungsbeamten nachhaltig unterstützte. Aus der Ehe stammten elf Kinder und eine kaum zu übersehende Nachkommenschaft, die sich in das Geflecht von Beamtenfamilien Hessen-Darmstadts im 19. Jahrhundert fast vollständig einfügte. Unter den Söhnen waren ein Hofkammersekretär, ein Korporal und Rentmeister des Amtes Kelsterbach, zuletzt Oberrechnungsrat, ein Kaufmann, ein Oberstlieutenant, Bibliothekar und Schriftsteller, und der Präsident des Verwaltungsgerichtshofs in Darmstadt. Unter den Schwiegersöhnen waren ein Professor an der Universität Gießen, der Dekan zu Nidda, der Geheime Kabinettsrat Andreas Schleiermacher und der Oberbaudirektor in Darmstadt Ludwig Schleiermacher. Durch die Ehen der Söhne knüpften die Maurer Beziehungen zu den Familien Hoffmann, Schenck zu Schweinsberg, Machenhauer, Bauer, Nebel, Köhler, Siebert und Nungesser.

Johann Ludwig Maurer erfuhr eine Karriere vom fürstlichen Schreibstuben-Bediensteten zum großherzoglichen Ministerialbeamten, wie sie für den Aufstieg des Bürgertums zum Anfang des 19. Jahrhunderts hin zwar als typisch gelten kann, andererseits in ihrer Konsequenz aber auch ungewöhnlich ist. Unter seinen Nachkommen hat sie intensiv vorbildhaft gewirkt.

Lupold von Lehsten


  1. Zit. nach DGB 69, 1930, 361.

Bibliography