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Hessian Biography

Portrait

Georg Carl Landgraf von Hessen-Darmstadt
(1754–1830)

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GND-ID

117729671

Hessen-Darmstadt, Georg Carl Landgraf von [ID = 16302]

* 16.6.1754 Darmstadt, † 28.1.1830 Neustrelitz
Biographical Text

Schon vor dem zweiten Geburtstag wurde für den zweiten Sohn Landgraf Georg Wilhelms ein Patent als Kapitän beim hessischen Leibgarde-Regiment zu Pferd ausgefertigt, in dem er bis 1769 nominell zum Brigadier avancierte. 1778 erhielt er als holländischer Obrist das Kommando des künftig hessen-darmstädtischen Erbregiments, das der Vater dem bisherigen Inhaber Prinz Friedrich von Nassau-Usingen für 32.000 Gulden abgekauft hatte. 1782 übernahm Georg Carl im Einvernehmen mit Mutter und Geschwistern die väterliche Erbschaft, aus der die Familie künftig jährliche Apanagen bezog. Im Sommer 1791 reiste er mit der Mutter und den Mecklenburg-Nichten, den Kindern der Schwester Friederike, zur Einholung der feierlichen Huldigung als neuer Inhaber der Herrschaft Broich an den Niederrhein. Ende 1792 kommandierte er als Generalmajor die hessen-darmstädtische Kavallerie beim Entsatz der von französischen Revolutionstruppen besetzten Stadt Frankfurt am Main. Seine Stellung als niederländischer Generalleutnant, mit der er noch 1797 im Genealogischen Staatshandbuch erscheint, hatte er wohl schon mit dem Übergreifen der Revolution auf die Niederlande verloren. Zu Beginn des neuen Jahrhunderts erwarb Georg Carl von München aus verschiedene Besitzungen im Österreichischen – unter anderem die Richthofen’sche Herrschaft Dobroslawitz im Fürstentum Troppau und den Besitz der Grafen Jeziersky in Malieniez – und erwirkte damit 1804 das Indigenat der Habsburger Erblande. Schon Anfang 1803 hatte er zur Administration der Herrschaft Broich, der schlesisch-südpreußischen und galizischen Besitzungen sowie der Liegenschaften und Konten im Darmstädtischen in der Residenz eine „Generaldirektion“ unter Geheimrat Johann Gottfried Jähring von Waldungen eingerichtet. Er selbst hielt sich wohl nur 1804/05 noch einmal längere Zeit in Braunshardt auf. Nach der französischen Besetzung der Herrschaft Broich 1806, die dann unter Verlust der Hoheitsrechte der preußischen Rheinprovinz eingegliedert wurde, kam es offenbar zu finanziellen Schwierigkeiten.

Georg Carl kümmerte sich in den Folgejahren vorrangig um die polnisch-galizischen Besitzungen. Umfängliche Gerichtsakten und Korrespondenzen mit dem neuen Bevollmächtigen Hofrat Hertel in Darmstadt handeln vor allem vom ausufernden „Schuldenwesen“ des Prinzen, der sich 1810 ins ferne Neustrelitz absetzte, wo die 1818 dort verstorbene Mutter schon seit einigen Jahren lebte. Das Darmstädter Markt-Palais wurde 1820 an die Hessischen Landstände vermietet, das Mobiliar im Folgejahr versteigert. Der Neffe und Patensohn Georg, seit 1816 regierender Großherzog von Mecklenburg-Strelitz (1779–1860), war mit Prinzessin Marie von Hessen-Kassel verheiratet. In Neustrelitz ist Georg Carl zwei Jahre nach einem 1828 erlittenen Schlaganfall gestorben. Die Auseinandersetzungen um seinen Nachlass haben Regierung und Oberappellationsgericht in Darmstadt bis in die 1850er Jahre beschäftigt.

Eckhart G. Franz

(Text identisch mit: Franz, Das Haus Hessen, S. 333 f.)


Bibliography