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Georg-Büchner-Preis an Peter Rühmkorf, 16. Oktober 1993

Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung zeichnet Peter Rühmkorf (1929–2008) im Rahmen ihrer Herbsttagung in Darmstadt für sein „vielstimmiges, alle Literaturgattungen umfassendes Œuvre von hohem artistischen Rang, das sowohl satirisch scharf wie poetisch zart sein kann“1 mit dem Georg-Büchner-Preis aus.2

Peter Rühmkorf ist Lyriker und Essayist und wurde vor 17 Jahren bereits mit dem Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay von der Akademie ausgezeichnet.3Von ‚Irdisches Vergnügen in g‘ (1959) über ‚Die Jahre, die ihr kennt‘ (1972) bis zu ‚Einmalig wie wir alle‘ (1989): Seit weit über dreißig Jahren hält uns dieser hochseilsichere Reim- und Strophenakrobat lyrisch bei Laune. Elegant, wie er die Tradition seines Gewerbes beherrscht – von Walther von der Vogelweide über Heine bis Benn, nichts ist ihm fremd. Verblüffend, wie er auch in räsonierenden Prosaarbeiten ernste Gedanken über Dichtung und Weltlauf mit heiterer Stilsicherheit zu verbinden weiß4, fasst ein Feuilletonartikel der F.A.Z. das prosaische Schaffen Rühmkorfs zusammen, das die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung nun neben seinen literaturkritischen Texten auszeichnet und mit einem Preisgeld in Höhe von 60.000 DM bedenkt. Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit tritt Rühmkorf auch als politisch engagierter Linksintellektueller in Erscheinung, und arbeitete unter anderem bei der linken Zeitschrift Konkret.5 Seinen Werdegang im politischen Aktivismus zeichnet Peter Rühmkorf in seiner Dankesrede selbst nach und spannt dann den Bogen zurück zu Georg Büchner, dem Revolutionär, Verfasser des „Landboten“6 und Namensgeber des von der Akademie verliehenen Preises.7 Eine Lobrede auf Rühmkorf hält der Philologe Peter Wapnewski.

Der Georg Büchner-Preis wurde 1923 von der Hessischen Regierung ins Leben gerufen um herausragende Persönlichkeiten Hessens zu ehren. Seit 1951 vergibt die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung den Preis an Schrift­stellerinnen und Schrift­steller, „die in deutscher Sprache schreiben, durch ihre Arbeiten und Werke in besonderem Maße hervor­treten und die an der Gestaltung des gegen­wärtigen deutschen Kultur­lebens wesentlichen Anteil haben“.8
(NT)


  1. Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung: Auszeichnungen: Georg-Büchner Preis: Peter Rühmkorf: Urkundentext.
  2. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.4.1993, S. 1: Peter Rühmkorf erhält Georg-Büchner-Preis 1993.
  3. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.4.1993, S. 33: Wieder gut.
  4. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.4.1993, S. 33: Wieder gut.
  5. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.4.1993, S. 33: Wieder gut.
  6. Der Hessische Landbote ist eine 1834 von Georg Büchner verfasste Revolutionsschrift, die die sozialen Missstände der Zeit anprangert und zur Revolte der Landbevölkerung gegen die adelige Oberschicht aufruft. Historisch wird der Hessische Landbote der Epoche des Vormärz zugerechnet, die der Märzrevolution 1848 vorausging.
  7. Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung: Auszeichnungen: Georg-Büchner Preis: Peter Rühmkorf: Dankrede.
  8. Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung: Auszeichnungen: Georg-Büchner Preis.
Records
Additional Information
Recommended Citation
„Georg-Büchner-Preis an Peter Rühmkorf, 16. Oktober 1993“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/en/subjects/idrec/sn/edb/id/5569> (Stand: 14.1.2022)
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