Contemporary History in Hessen - Data · Facts · Backgrounds

Verleihung des Hessischen Kulturpreises an Adolf Dresen und Judith Rosenbauer, 24. Februar 1989

Die Verleihung des Hessischen Kulturpreises auf Schloss Biebrich in Wiesbaden durch den Hessischen Ministerpräsidenten Walter Wallmann (1932–2013; CDU) ehrt in diesem Jahr den Theater- und Opernregisseur Adolf Dresen (1935–2001). Dresen war vor seiner Ausreise an verschiedenen Theatern der DDR tätig, wo er unter anderem die skandalträchtige Inszenierung von „Faust I“ gemeinsam mit Wolfgang Heinz (1900–1984), dem Präsident des „Verbands der Theaterschaffenden“ in der DDR, leitete. Nachdem er 1977 von einem Gastspiel in Basel nicht mehr in die DDR zurückkehrte und seine Ausreise legalisierte, arbeitete Adolf Dresen an diversen Bühnen in Österreich und Deutschland und übernahm 1981 bis 1985 die Direktion des Schauspielhauses Frankfurt am Main.¹ Mit der Verleihung des Hessischen Kulturpreises wird Dresen für „eine langjährige mit Hessen verbundene künstlerische Arbeit ausgezeichnet“² und erhält ein Preisgeld in Höhe von 50.000 DM.³

Der mit 10.000 DM dotierte Förderpreis des Landes Hessen wird der Lehrerin und Schauspielerin Judith Rosenbauer verliehen. Die gebürtige US-Amerikanerin gründete 1979 das ENGLISH THEATER Frankfurt, das englischsprachige Stücke der Klassik und der Moderne aufführt.⁴

Die jährliche Verleihung des Hessischen Kulturpreises dient der Förderung und Auszeichnung von herausragenden Persönlichkeiten aus den Bereichen der Bildenden Kunst, Musik, des Filmes und der Wissenschaft, die einen Beitrag zu Hessischem kulturellem Leben leisten. Die diesjährige Auszeichnung zweier am Theater tätigen Persönlichkeiten erklärt Ministerpräsident Wallmann in seiner feierlichen Ansprache: „Wir haben in diesem Jahr ganz bewusst das Theater in den Mittelpunkt des Hessischen Kulturpreises gerückt. Dabei sind wir uns bewusst gewesen, dass sich das Theater, jedenfalls das sogenannte Sprechtheater, in einer schwierigen Situation befindet. [...] Viele spüren, dass das Theater in den letzten Jahren aus dem Zentrum der gesellschaftlichen Auseinandersetzung an den Rand geraten ist. [...] Ich denke, dass das Theater die notwendige Aufgabe hat, uns über uns selbst aufzuklären und zugleich Bilder eines gerechten und besseren Lebens zu entwerfen. Kunst, meine sehr verehrten Damen und Herren, muss mehr sein als ein Standortfaktor für Wirtschaftsansiedlungen, Kunst muss aber auch mehr sein als ein Palliativ für einen ansonsten nach eigenen Gesetzen ablaufenden gesellschaftlichen Modernisierungsprozess.“⁵ Zudem betont Wallmann die politische Dimension der Preisverleihung in deutscher und in internationaler Hinsicht: „Mit Adolf Dresen zeichnen wir heute einen deutschen Patrioten aus und mit Frau Rosenbauer eine Theaterarbeit, die eine Brücke zu einer anderen Kultur, zu einer anderen, uns freundschaftlich verbundenen Welt ist.“⁶
(NT)

1. Hessischer Kulturpreis: eine Dokumentation / Hessendienst d. Staatskanzlei. [Red.: Lieselotte Hinz], Wiesbaden, 1989, S. 40. ↑
2. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.2.1989, S. 47: Hessischer Kulturpreis an Adolf Dresen. ↑
3. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.2.1989, S. 47: Hessischer Kulturpreis an Adolf Dresen. ↑
4. Hessischer Kulturpreis: eine Dokumentation / Hessendienst d. Staatskanzlei. [Red.: Lieselotte Hinz], Wiesbaden, 1989, S. 42. ↑
5. Hessischer Kulturpreis: eine Dokumentation / Hessendienst d. Staatskanzlei. [Red.: Lieselotte Hinz], Wiesbaden, 1989, S. 59-60. ↑
6. Hessischer Kulturpreis: eine Dokumentation / Hessendienst d. Staatskanzlei. [Red.: Lieselotte Hinz], Wiesbaden, 1989, S. 61. ↑