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Contemporary History in Hessen - Data · Facts · Backgrounds

Der Vorsitzende des Landesverbands der CDU in Hessen, Werner Hilpert, legt sein Amt nieder, 5. Juli 1952

Der Christdemokrat Werner Hilpert (1897–1957) legt auf dem CDU-Landesparteitag in Limburg sein Amt als Vorsitzender des CDU-Landesverbands Hessen nieder. Der unmittelbar nach Kriegsende aus Sachsen zugewanderte und von der amerikanischen Militärregierung zum Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main ernannte ehemalige Zentrumspolitiker gehörte am 15. September 1945 zu den Gründern des CDU-Kreisverbands Frankfurt am Main und am 25. November 1945 zu den Gründern des Landesverbands. Hilpert stand inhaltlich für eine Orientierung der Hessen-CDU an den „Frankfurter Leitsätzen“ und damit konsequenterweise für einem „Sozialismus aus christlicher Verantwortung“. Der in Leipzig geborene und wegen seiner Gegnerschaft zum Nationalsozialismus (Hilpert war von 1932 bis 1937 Vorsitzender der „Katholischen Aktion“ in Sachsen) jahrelang im KZ Buchenwald inhaftierte Politiker trat zusammen mit anderen führenden Persönlichkeiten des hessischen CDU-Landesverbands für ein hohes Maß an staatlicher Wirtschaftslenkung, Sozialisierung und Mitbestimmung ein, die Notwendigkeit dieser Ausrichtung leitete er aus den wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen der Jahre 1945/46 ab.1 In den konservativeren CDU-Verbänden Nord- und Mittelhessens blieb diese Position sehr umstritten, sodass sich Hilpert mit seiner stark sozialpolitischen Ausrichtung nicht nur in ständigem Gegensatz zur Bundesspitze der CDU befand2, sondern auch mit erheblichen Widerständen im Inneren des Landesverbands zu kämpfen hatte. Die Nord- und mittelhessischen Kreisverbände opponierten insbesondere gegen die seit der ersten Landtagswahl 1946 bestehende Koalition mit der SPD und forderten angesichts des schlechten Abschneidens der Hessen-CDU bei den Wahlen zum Deutschen Bundestag am 14. August 1949 die Auflösung des Koalitionsbündnisses. Das schlechte Abschneiden der CDU bei der Landtagswahl von 1950 – von 30,9 Prozent (oder 28 Sitzen im Hessischen Landtag) bei der Wahl 1946 rutschte die CDU 1950 auf nur noch 18,8 Prozent (zwölf Sitze) ab – zwang die Spitzen der Hessen-CDU zum Einschwenken auf die bundespolitisch vorgegebene Linie der Partei. Insbesondere das innerparteilich mit wachsendem Nachdruck geforderte Zusammengehen mit der FDP, das Hilpert speziell auf Landesebene strikt ablehnt, trägt zu seiner Rückzugs-Entscheidung bei.2.
(KU)


  1. Vgl. Konrad Adenauer Stiftung: Geschichte der CDU: CDU: Landesverbände: CDU Hessen: Geschichte des Landesverbands (Stand: 16.8.2012).
  2. Überdies befürwortete Werner Hilpert die Bildung einer Großen Koalition auf Bundesebene und ging damit auf Konfrontationskurs zu Adenauer, der eine Regierungs-Zusammenarbeit mit der SPD strikt ablehnte. Adenauer betonte auf einer Sitzung der Partei-Landesvorsitzenden am 31. August 1949, dass gerade das schlechte Abschneiden der hessischen Union bei der ersten Bundestagswahl am 14. August gezeigt habe, dass sich eine große Nachgiebigkeit gegenüber der SPD nicht auszahle. Adenauer unterstützte die Linie der nordhessischen CDU-Kreisverbände, die in Opposition zur Politik der Partei-Landesspitze standen und eine Auflösung der hessischen Regierungskoalition mit der SPD wünschten. Vgl. Martina Neitzke, Die CDU Hessen 1950–1967. Politikentwicklung und Organisationsstrukturen, Wiesbaden 2010, S. 27 f., 31.
  3. Vgl. Martina Neitzke, Die CDU Hessen 1950–1967. Politikentwicklung und Organisationsstrukturen, Wiesbaden 2010, S. 59.
Records
Recommended Citation
„Der Vorsitzende des Landesverbands der CDU in Hessen, Werner Hilpert, legt sein Amt nieder, 5. Juli 1952“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/en/subjects/idrec/sn/edb/id/4737> (Stand: 5.7.2020)
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