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Hessian Biography

Portrait

Rosa Dorothea Freifrau von Lindenthal
(1759–1833)

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GND-ID

1109069812

Lindenthal, Rosa Dorothea Freifrau von [ID = 2779]

* 29.7.1759 Biel (Schweiz), † 13.1.1833 Hanau, evangelisch
Other Names | Activity | Family Members | References | Life | Citation
Other Names

Other Names:

  • Ritter, Rosa
  • Ritter, Rosette Dorothea
Activity

Career:

Family Members

Father:

Ritter, Johann Georg, † 1725, aus Darmstadt, Einwohner in Biel, Apotheker

Mother:

Witz, Maria Magdalena

Partner(s):

Relatives:

References

Bibliography:

Life

Angeblich lernte der junge Erbprinz Wilhelm von Hessen Rosa Ritter in Biel auf der Durchreise kennen. Bereits im Dezember 1779 gebar Rosa Ritter in Hanau einen Sohn, der den Namen Karl Wilhelm erhielt und vom Erbprinzen anerkannt wurde. In den folgenden Jahren hatte Frau Ritterin, wie sie u.a. im Kirchenbuch genannt wurde, mit dem Kurfürsten mehrere Kinder und erhielt von ihm in Hanau das Haus Zur weißen Schlange geschenkt, wo sie wohnte.

1782 notierte der Erbprinz und spätere Landgraf Wilhelm IX. über seine Mätresse: “Meine geliebte Freundin hatte diesmal eine vorzügliche Niederkunft. Ich war darob entzückt über jeden Ausdruck und pries den Himmel tausendfach, sie abermals wohlbehalten und ohne die geringsten Folgen genesen zu sehen. Ich fuhr fort, mit ihr jedes erdenkliche Glück auszukosten. Ich ersetzte ihr überdies jede Gesellschaft. Das nichtswürdige Gebaren der geadelten Bourgeoisie – ich meine der Geheimräte und ihrer Frauen – gegen sie überstieg jeden Begriff. Diese prüde Sippschaft versagte sich nicht bloß jeden Verkehr mit ihr, sondern schickte sich sogar an, die Personen, die mit meiner Freundin verkehrten, zu schneiden.“1

Unter dem Datum des 17. März 1783 erhob der Kaiser in Wien Rosa Dorothea Ritter mit dem Privilegio denominandi in den Adelsstand des Reiches. Der Landgraf schenkte ihr das von ihm gekaufte Gut Lindenthal bei Wiesbaden, nach dem sie sich nun Freifrau von Lindenthal nannte. Der Landgraf trug in sein Tagebuch 1783 ein: „Am 16. Mai traf endlich der Adelsbrief für meine Freundin ein, welche nunmehr den Namen von Lindenthal annahm, den der Kaiser ihr bewilligt hatte. Tags darauf brachte ich besagten Brief mit in den Rat und den Herren von Berlepsch und von der Malsburg zur Kenntnis. Beide verhielten sich bei dieser Gelegenheit nicht – der eine so wenig wie der andere -, wie sie hätten sollen. Sie wollten so wenig als möglich damit befaßt werden. Am nämlichen Tag wurde die Standeserhöhung auf mein Geheiß der Noblesse von Hanau verlautbart. Die unterschiedlichen Mienen, die ich aus diesem Anlaß zu sehen bekam, lieferten mir den sicheren Beweis für die geringe Ergebenheit, die ich hier zu gewärtigen hatte. In der gleichen Woche stattete Frau von Lindenthal ihre Antrittsbesuche ab. Die Osterfeiertage schienen eine kleine Unterbrechung bei der Erwiderung der Visiten durch die Noblesse zu verursachen, ich schlug jedoch einen so harschen Ton an, daß alle Damen und Herren ihre Visitenkarten bei ihr abgaben. Frau von Ditfurth nahm die Gelegenheit wahr, den anderen den Rang abzulaufen, indem sie mit Frau von Lindenthal innige Bekanntschaft anzuknüpfen versuchte, was mir zwar weniger behagte, weil ich den intriganten Charakter der Ditfurth kannte. Falls man indes Gesellschaft wünschte, mußte man darüber hinwegsehen.“2

1785 begleitete die Freifrau von Lindenthal Wilhelm nach Kassel, als dieser die Regierung übernahm. Hier wurde ihr später bekanntester Sohn Julius geboren.

Die Freifrau von Lindenthal hatte sich während Wilhelms längerer Abwesenheiten mit dem Fähnrich Ferdinand von Wintzingerode, dem späteren Kaiserlich russischen General, die Zeit vertrieben. 1787 war Wilhelm seiner Mätresse bereits wieder überdrüssig. Er notierte in seinem Tagebuch: “sah ich mich wiederum dem schlechten Benehmen der Lindenthal als Zielscheibe ausgesetzt. Diesmal war die endgültige Trennung von ihr unerläßlich. Ich schickte sie auf das Schloß Babenhausen, wo ich ihr, ohne ihre Verfehlungen zu untersuchen, um der Liebe zu ihren Kindern willen eine recht stattliche Rente aussetzte. Einige Jahre später heiratete sie einen Artillerieoffizier, und ich habe sie samt ihren Lastern und ihrem Undank vergessen“3

In der Haft auf der Festung Babenhausen gebar die Freifrau von Lindenthal am 12. Juni 1788 noch einen Sohn Otto, dem Wilhelm allerdings seine Anerkennung versagte. Das Kind starb am 24. Mai 1792. Die Freifrau von Lindenthal wurde im Juni 1789 aus der Haft entlassen und heiratete am 13. Februar 1794 den Kriegsbaurat und späteren Kammerrat Johann Georg* Kleinhans, der 1803 Rentmeister in Babenhausen wurde. In den Geschäftsbüchern des Buderus von Carlshausen erscheint sie als Rentenempfängerin nun als „Kleinhansin“.4 Sie starb 1833, Kleinhans erst am 17. Februar 1835.

Lupold von Lehsten


  1. Wir, Wilhelm ..., S. 182/183
  2. Wir, Wilhelm ..., S. 201
  3. Wir, Wilhelm ..., S. 258 u. Anm. 472.
  4. F. W. Lothar Buderus von Carlshausen, Carl Friedrich Buderus. Das Leben eines kurhessischen Beamten in schwerer Zeit, in: Hessenland 42. Jg., 1931, 35.
Citation
„Lindenthal, Rosa Dorothea Freifrau von“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/1109069812> (Stand: 28.11.2023)