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Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels an Astrid Lindgren, 22. Oktober 1978

Im Rahmen der Frankfurter Buchmesse wird die schwedische Schriftstellerin und Kinderbuchautorin Astrid Lindgren (1907–2002) mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Die Verleihung des seit 1950 (im ersten Verleihungsjahr als „Friedenspreis deutscher Verleger“, ab 1951 als Auszeichnung des gesamten Buchhandels durch den Börsenverein des Deutschen Buchhandels) vergebenen Friedenspreises findet im Rahmen einer Feierstunde in der Frankfurter Paulskirche statt. Die Laudationes halten der deutsche Jugendbuch- und Biografie-Autor Hans-Christian Kirsch (1934–2006; Alias: Frederik Hetmann) und der Erziehungswissenschaftler Gerold Ummo Becker (1936–2010).

Die engagierte Kinderbuchautorin

Astrid Lindgren, eigentlich Astrid Anna Emilia Ericsson, stammte aus der Nähe von Vimmerby, südschwedischen Provinz Småland (heute: Kalmar län). Sie beginnt nach Ende ihrer Schulzeit zunächst ein Volontariat bei der Lokalzeitung „Vimmerby Tidning“. Mit 18 Jahren erwartete sie 1926 ein Kind vom Chefredakteur der Zeitung, lehnte es aber ab, diesen Mann zu heiraten. Nach einem Ortswechsel nach Stockholm begann sie eine berufliche Ausbildung als Sekretärin, und schrieb nebenbei erste Erzählungen, die in Zeitungen veröffentlicht werden. Mitte der 1940er Jahre erscheinen die ersten Bände von Erzählungen, die ihr schließlich zu Weltruhm verhelfen: „Britt-Mari erleichtert ihr Herz“ (Britt-Mari lättar sitt hjärta, 1944), „Pippi Langstrumpf“ (Pippi Långstrump, 1945) und „Meisterdetektiv [Kalle] Blomquist“ (Mästerdetektiven Blomkvist, 1946).

Astrid Lindgren ist die erste Kinderbuchautorin, die mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet wird. Ihre engagierte Rede anlässlich der Verleihung hält sie unter dem Motto „Niemals Gewalt!“ und fordert darin eindringlich zur gewaltfreien Erziehung von Kindern auf.

Die Begründung der Jury

Die Verleihung des Friedenspreises an die Schwedin begründet der Stiftungsrat mit folgenden Worten:
Astrid Lindgren steht mit ihrem gesamten Werk beispielhaft für alle, die mit ihren Büchern Kindern in aller Welt als unverlierbaren Schatz die Phantasie schenken und ihr Vertrauen zum Leben bestärken. Neugier im Kind zu wecken, es kritisch zu machen gegenüber großen Worten und Parolen, ist genauso wichtig wie die Aufgabe, ihnen die Angst zu nehmen vor der Welt und der Zukunft.
Das Werk von Astrid Lindgren bedeutet keine Abkehr von der Wirklichkeit, keine Verführung zur Flucht in Träume. Sie führt ihren Lesern keine heile Welt vor, aber eine Welt, in der wie lachen und weinen, träumen, aber auch leben können. Ihre Bücher vermitteln Liebe und Wärme, bezaubern und verzaubern. Einer Autorin, die behutsam, aber nachdrücklich zu Toleranz, Fairness, Verständnis und Verantwortung erzieht, wird daher die höchste Auszeichnung, die der deutsche Buchhandel zu vergeben hat, zuerkannt
.“1
(OV/KU)


  1. Begründung der Jury zur Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 1978, zitiert nach: Börsenverein des Deutschen Buchhandels e. V.: Friedenspreis des Deutschen Buchhandels: Alle Preisträger*innen: 1978: Astrid Lindgren (eingesehen am 22.10.2020).
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„Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels an Astrid Lindgren, 22. Oktober 1978“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/en/subjects/idrec/sn/edb/id/2661> (Stand: 22.10.2020)
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