Contemporary History in Hessen - Data · Facts · Backgrounds

Beginn der Feierlichkeiten zum 150. Geburtstag Goethes, 22. März 1982

Mit einem Festakt in der Frankfurter Paulskirche beginnen die Feierlichkeiten zum 150. Todestag Johann Wolfgang von Goethes.

Eingeläutet wird damit das Goethejahr der Stadt Frankfurt mit zahlreichen Veranstaltungen, Lesungen, Diskussionsrunden und Ausstellungen. Den Auftakt stellt das Symposium unter dem Titel „Diskurs zur Aktualität Goethes“ dar, Redner sind der Literaturwissenschaftler Pierre Bertaux (1907–1986), der Schriftsteller Wolfgang Hildesheimer (1916–1991) und Frankfurts neuer Theaterdirektor Adolf Dresen (1935–2001).

Bertaux setzt sich mit der Frage auseinander, was Goethe heute für eine Bedeutung habe und referiert über die Bedeutung des Dichters für ihn persönlich. Hildesheimer verweist wiederum auf das Wirken Goethes als Naturwissenschaftler, während er dessen psychologisches und literarisches Schaffen hinten anstellt. Adolf Dresen hingegen erläutert die Relevanz, die Goethes dramatisches Werk noch immer am Theater habe, betont die Aktualität seiner Dramen und illustriert dies daran, dass seine eigene Inszenierung des Stückes „Clavigo“ in Ost-Berlin verboten wurde. Dies, so Dresen, „aus Gründen, die gewiß mit dem Umstand zu tun haben, in den Figuren dieses Stücks mühelos auch sich selber wiedererkennen zu können: die Spannung zwischen privatem Anspruch und den gesellschaftlichen Gegebenheiten (und Beschränkungen), den Versuch der Selbstbehauptung in einer nichtentfremdeten Welt.“ Einen abschließenden Festvortrag hält der Literatursoziologe Leo Löwenthal (1900–1993), der an ein „zeitgemäßes Verständnis Goethes“ appelliert.

Diskussion, Dialog und Auseinandersetzung mit dem Lebenswerk Goethes anlässlich dessen 150. Todestags soll durch diese Eröffnungsveranstaltung eingeläutet werden.¹ Die Veranstaltungsreiche soll am 25. und 26. März an der Goethe-Universität Frankfurt mit Symposien zu den „Goethe und die Aufklärung“, „Modelle der Natur bei Goethe“ und „Goethes Reflexionen über die Architektur als verstummte Tonkunst“ fortgeführt werden. Für April sind die Veranstaltungen „Allerhand Goethe“ mit Themen wie Goethe als Bibelwissenschaftler, Goethe und die Wissenschaft von der Pflanze, Johann Wolfgang von Goethe und Bettina von Arnim, Goethe und die römische Liebeselegie sowie Goethe und die moderne Farbenlehre angesetzt. Die Stadt- und Universitätsbibliothek bereitet außerdem zwei Ausstellungen vor.²
(NT)

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1. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.3.1982, S. 25: Neinsager? Goethe-Feier in Frankfurt. ↑
2. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 5.2.1982, S. 47: Allerhand Goethe. ↑