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Die vom Europarat verliehene Plastik „La femme aux beaux seins“ von Joan Miro

Museumspreis des Europarates für Rüsselsheimer Stadtmuseum, 29. Januar 1980

Dem Rüsselsheimer Stadtmuseum und seinem Leiter Peter Schirmbeck (geb. 1943) wird in Straßburg der Museumspreis des Europarates des Jahres 1979 verliehen. Der mit 10.000 Franc dotierte Preis wird dem Museum auf Empfehlung des Europäischen Museumsforums und Initiative des englischen Industriearchäologen und Museologen Kenneth Hudson (1916–1999) zuerkannt. Eine Delegation der Stadt Rüsselsheim nimmt die Auszeichnung im Rahmen einer Tagung der Parlamentarischen Versammlung des Rates im Château de Rohan zusammen mit einer von Joan Miró (1893–1983) gestifteten Skulptur entgegen.

Innovative Verbindung von Technik- und Sozialgeschichte gewürdigt

Der zuständige Ausschuss für Kultur und Erziehung in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates begründet seine Entscheidung damit, dass das seit 1976 im Aufbau befindliche Stadtmuseum [...] einen besonders beachtlichen Beitrag zur Entwicklung und Bereicherung eines europäischen Bewußtseins geleistet [habe]. Es sei gegenwärtig eines der bedeutendsten und einflußreichsten Museen in Europa. In seiner Grundauffassung, seinem Aufbau, seinem erzieherischen Beitrag und seinem Sinn für soziale und moralische Verantwortung liefere das Museum der Stadt Rüsselsheim einen neuen und wertvollen Beitrag zum Geschichtsverständnis einer industrialisierten Gemeinschaft.1

Anders als andere Museen, deren Ausstellungen Industriegeschichte und Industriekultur bislang vor allem unter Aspekten des technischen Fortschritts abgebildet haben, versucht das Rüsselsheimer Museum insbesondere soziale Folgen und gesellschaftliche Auswirkungen der Industrialisierung des 19. und 20. Jahrhunderts in den Vordergrund zu stellen. Entsprechend widmet sich seine Sammlung nicht allein Maschinen und rekonstruierten Arbeitsplätzen, sondern auch der Illustration privater Lebensverhältnisse und Hintergrundinformationen zur Entstehung der Arbeiterbewegung. Diesen „emanzipatorischen Ansatz“, der als Pionierleistung in der Fachwelt starke Aufmerksamkeit erregt und zahlreiche Nachahmer gefunden hat, verdankt das Rüsselsheimer Stadtmuseum im wesentlichen der konzeptuellen Arbeit seines Leiters Peter Schirmbeck, der den Sammlungsbestand des ehemaligen Heimatmuseums in die Neuausrichtung der Ausstellung als Verbindung von Technik- und Sozialgeschichte integrieren konnte.

Seit 1977 – der Museumspreis des Europarates

Der Museumspreis des Europarates wird seit 1977 jährlich an ein Museum verliehen, das sich in hervorragender Weise um den Schutz des europäischen Kulturguts verdient gemacht hat. Der Preis besteht aus einem Geldpreis und einer kleinen Bronzefigur, die vom weltberühmten katalanischen Maler und Bildhauer Joan Miró geschaffen und gestiftet wurde. Die Nominierung erfolgt durch ein Preiskomitee unter maßgeblicher Beteiligung des Europäischen Museumsforums und wird vom Ausschuss für Kultur und Bildung im ständigen Ausschuss der Parlamentarischen Versammlung des Europarates (Parliamentary Assembly of the Council of Europe – PACE) getragen.

Der Preis des Europarates (Council of Europe Museum Prize / Prix du Musée du Conseil de l'Europe) ist nicht zu verwechseln mit der Auszeichnung „Europäisches Museum des Jahres“ (European Museum of the Year Award – EMYA), die seit 1977 direkt vom Europäischen Museumsforum verliehen wird.
(KU)


  1. Zitiert nach Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.1.1980, S. 25.
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„Museumspreis des Europarates für Rüsselsheimer Stadtmuseum, 29. Januar 1980“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/en/subjects/idrec/sn/edb/id/1425> (Stand: 29.1.2023)
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