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Hessian Biography

Portrait

Caroline Henriette Louise Landgräfin von Hessen-Darmstadt
(1721–1774)

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Hessen-Darmstadt, Caroline Henriette Louise Landgräfin von [ID = 1332]

* 9.3.1721 Straßburg, † 30.3.1774 Darmstadt, evangelisch
Other Names | Activity | Family Members | References | Life | Citation
Other Names

Maiden Name:

Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld, Caroline* Henriette Louise Prinzessin von

Activity

Career:

  • Die „große Landgräfin“
Family Members

Father:

Christian III., Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld, Herzog, GND, * Straßburg 7.11.1674, † Zweibrücken 3.2.1735, Graf von Rappoltstein, ab 1731 Herzog von Pfalz-Zweibrücken

Mother:

Nassau-Saarbrücken, Karoline Prinzessin von, 1704–1774, führte die Regentschaft für ihren Sohn Christian IV. Herzog von Pfalz-Zweibrücken

Partner(s):

Relatives:

References

Bibliography:

Image Source:

Die Chronik Hessens, S. 184

Life

Die in Goethes „Dichtung und Wahrheit“ als „große Landgräfin“ zitierte Karoline ist, zumindest in Hessen, fast so sehr zur Kultfigur stilisiert worden wie ihre Nichte Königin Luise in Preußen; wesentlichen Anteil daran hat zweifellos der vom ebenfalls „großen König“ Friedrich II. von Preußen gestiftete Grabstein mit der aus modernfeministischer Sicht recht chauvinistischen Aufschrift Femina sexu, ingenio vir / „Frau von Geschlecht, von Geist ein Mann“. Inzwischen hat die jüngere Forschung geklärt, dass Karoline trotz ihrer vielfältigen Verbindungen zum literarischgeistigen Leben der Zeit keineswegs Mittelpunkt, wenn auch in gewissem Umfang Patronin des gern mit dem Weimarer „Musenhof“ verglichenen Kreises der Darmstädter „Empfindsamen“ war, was freilich dem besonderen Reiz ihrer Persönlichkeit keinen Abbruch tut.

Der Geburtsort Straßburg, der Rappoltsteiner Hof (später: „Hôtel Deux-Ponts“) war die Winterresidenz der Pfalzgrafen von Birkenfeld. Hier, in Rappoltsweiler oder Bischweiler, verbrachte Karoline mit drei jüngeren Geschwistern ungetrübte Kinderjahre. Mit dem frühen Tod des Vaters, kaum ein Jahr nach dem Umzug in die Residenz des hinzu erworbenen Herzogtums Zweibrücken, übernahm die Mutter Regent- und Vormundschaft. Schon bald darauf, 1736/37, begann die Werbung des als Erbe der Nachbarherrschaft Lichtenberg in Straßburg studierenden Jung-Landgrafen Ludwig, die zwei Jahre nach dem zunächst geheimen Eheversprechen zur Hochzeit gedieh. Es war trotz der unterschiedlichen Interessen, der vom statistik-gläubigen Witwer nach Karolines Tod errechneten Tatsache, dass man kaum mehr als 13 der über 32 Ehejahre zusammen verbracht habe, sicher eine Neigungsehe, wofür wohl auch die ebenfalls sorgfältig registrierten 2555 Briefe sprechen, die Karoline ihm geschrieben hat.

Dass Ludwig aus dem zunächst gemeinsam bezogenen Buchsweiler schon nach zwei Jahren in seine Militärkolonie Pirmasens umzog, hatte sicher auch mit Eifersucht auf die enge Bindung Karolines zur Mutter, den häufigen gegenseitigen Besuchen zu tun. Die älteste Tochter Karoline blieb bei der Großmutter in Bergzabern, als die Landgräfin 1750 für die sieben preußischen Jahre mit ihrem Mann nach Prenzlau zog, wo die nächsten vier Kinder geboren wurden. Der jüngste Sohn Friedrich kam wieder in Buchsweiler zur Welt, ehe die Mutter 1764/65 auf Einladung des Schwiegervaters nach Darmstadt wechselte. Dass Karoline neben den in ihrer Korrespondenz belegten vielfältigen geistig-literarischen Interessen, den brieflichen und persönlichen Kontakten zu vielen Koryphäen der Zeit und der bis in die frühe Jugend zurückreichenden Liebe zur Gartengestaltung, die sie im „Boskett“ des Darmstädter Herrengartens umsetzen konnte, auch die Jagdleidenschaft des Schwiegervaters teilte und sich in der Begründung der Pfungstädter Krappfabrik zur Aufbesserung ihrer Finanzen, durchaus mit Erfolg, wirtschaftlich engagiert hat, ist weniger bekannt. Ihr weit gespanntes Netzwerk kam auch den Bemühungen ihrer letzten Jahre um die standesgemäße Unterbringung der Töchter zugute. Nach der ausführlich dokumentierten Russland-Reise zur Verheiratung der Tochter Wilhelmine mit Zarewitsch Paul, die letztlich unglücklich enden sollte, hat sich ihre schon vorher angeschlagene Gesundheit so verschlechtert, dass sie im März 1774 verstarb, wenige Tage nach der zu ihr nach Darmstadt gekommenen Mutter, die in der Landgrafengruft beigesetzt wurde. Karoline selbst wurde ihrem Wunsch entsprechend im Herrengarten begraben, allerdings entgegen der testamentarischen Verfügung mit dem vom Landgrafen angeordneten Trauergeläut.

Eckhart G. Franz

(Text identisch mit: Franz, Das Haus Hessen, S. 314 f.)

Citation
„Hessen-Darmstadt, Caroline Henriette Louise Landgräfin von“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/118560271> (Stand: 25.3.2024)