Contemporary History in Hessen - Data · Facts · Backgrounds

Sprengstoffanschlag auf das Jüdische Gemeindezentrum in Frankfurt, 18. April 1988

Auf das jüdische Gemeindezentrum in Frankfurt am Main wird ein Sprengstoffanschlag verübt, der großen Sachschaden verursacht. Auf dem Polizeipräsidium anwesende Beamte hören die Detonation um Mitternacht und rücken sofort zum Tatort aus. Anschließend wird in und um Frankfurt nach verdächtigen Fahrzeugen gefahndet.

Der Schaden am jüdischen Zentrum beläuft sich laut Vorstandsmitglied Hermann Alter auf 500.000 bis eine Million DM. Die Detonation zerstörte einen großen Teil der Glasfront, jedoch nicht die dahinter liegenden Panzerglasscheiben. Der Anschlag konnte nicht verhindert werden, obwohl zur Tatzeit ein mit Sicherheitsbeauftragter anwesend war. Hermann Alter kritisiert deshalb auch die mangelnde Aufmerksamkeit, die dem jüdischen Zentrum bei den Schutz- und Kontrollmaßnahmen der städtischen Polizei zukommt. Von der Jüdischen Gemeinde sei ein besserer Polizeischutz bereits gefordert worden, diesem sei aber nicht entsprochen worden. Der Frankfurter CDU-Vorsitzende Heinz Daum richtet sich in einem Schreiben an Ignatz Bubis (1927–1999), den Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde und zeigt sich erschüttert: „Wir erklären uns mit unseren jüdischen Mitbürgern in diesen, insbesondere auch für den Staat Israel besonders schwierigen Zeiten solidarisch“, heißt es in der Erklärung.

Die Ermittlungen der Polizei liefern derweil keine Ergebnisse, Bekennerschreiben oder Ähnliches bleiben aus. Die Ermittler vermuten politische Motive und eine Reaktion auf die jüngsten Ereignisse im Nahost als Tathintergrund. Dafür spricht auch eine weitere Sprengstoffzündung der gleichen Art zur gleichen Zeit, die auf die Deutschlanddirektion der Saudi Arabian Airlines gerichtet wurde.¹
(NT)

1. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.4.1988, S. 33: Großfahndung nach Frankfurter Bombenlegern. ↑