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Veranstaltung des 10. Hessentages in Wiesbaden, 26.-28. Juni 1970

In der Landeshauptstadt Wiesbaden findet der 10. Hessentag statt. Mehrere Zehntausend Besucher, die trotz regnerischen Wetters den Hessentag besuchen, erwartet besonders am Samstag ein ereignisreiches Veranstaltungsprogramm. Neben einer Vorführung von Pyramiden auf Motorrädern durch die Polizei gibt es ein Turmspringern der Schwimmvereine zu sehen. Für musikalische Einlagen sorgen die Bands der Schuljugend. Wie bereits in den vorangegangenen Jahren ziehen auch diesmal die Vereinsmeisterschaften des Hessischen Stenografenverbandes (HStV) besondere Aufmerksamkeit auf sich. Der am Sonntag ab 14.30 Uhr veranstaltete Festzug des Hessentags, an dem sich 265 Motivwagen hessischer Vereine beteiligen, steht in diesem Jahr unter dem Motto „Tradition und Fortschritt“. Ursprünglich hatte eine noch größere Zahl von Vereinen Interesse an der Teilnahme bekundet.1 Beteiligt ist zum wiederholten Mal auch der Theaterverein Philharmonie aus Fechenheim, der an allen drei Veranstaltungstagen jeweils um 20 Uhr im Schlosspark Wiesbaden-Biebrich das Volksstück „Der fröhliche Weinberg“ von Carl Zuckmayer zur Aufführung bringt.

Bereits am Freitag begrüßt der Wiesbadener Oberbürgermeister Rudi Schmitt (SPD) bei einem Empfang im Festsaal des Rathauses den amtierenden Hessischen Ministerpräsidenten Albert Osswald (SPD) sowie dessen Kabinett und die Oberbürgermeister der übrigen hessischen Kommunen. Anschließend tragen sich die Politiker in das Goldene Buch der Stadt ein. Der Hessentag, der erstmalig 1961 in Alsfeld stattfand, war vom damaligen Ministerpräsidenten Georg-August Zinn (SPD) ins Leben gerufen worden.

Im Zusammenhang mit der Hessentags-Finanzierung erhebt Anfang Juli der stellvertretende Vorsitzende der Jungen Union Westhessen, Hugo Jung (1943-2007), Vorwürfe, die sich gegen die Landesregierung richten. Die Ausrichtung des Hessentags verschlinge „in die Millionen Mark gehende Beträge“. Dem entgegnet Ministerpräsident Osswald, dass der diesjährige Hessentag rund 240.000 Mark gekostet habe, und diese Summe nicht aus Steuermitteln, sondern aus Lotto-Geldern aufgebracht worden sei. Dieser Betrag habe rund 300.000 Besucher an drei Tagen die kostenlose Teilnahme an über hundert Veranstaltungen ermöglicht.2 Tatsächlich ist der zehnte Hessentag in Wiesbaden in Hinblick auf die Besucherzahlen jedoch hinter den Erwartungen zurückgeblieben, man hatte im Vorfeld mit rund 400.000 Gästen gerechnet.3 Der nächste Hessentag findet vom 25. bis 27. Juni 1971 in Eschwege statt.
(KU)


  1. Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.6.1970, S. 26: Wiesbaden als „fröhlicher Weinberg“: Den Hessentag wollen zu viele mitmachen.
  2. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 4.7.1970, S. 29: Hessentag billig und recht.
  3. Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.6.1970, S. 24: Viel Jugend beim Hessentag.
Records
  • Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.6.1970, S. 22: Im Regen noch standhaft
  • Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.6.1970, S. 27
  • HeBIS Roland Koch (Hg.): Das große Fest der Hessen: die Geschichte der 50 Hessentage seit 1961, Frankfurt am Main 2010
  • HeBIS Heinz-Rudi Brunner: Volksfeste zwischen Rhein, Main und Neckar: Studien zum Folklorismus in der Gegenwart (Europäische Hochschulschriften. Reihe 19, Ethnologie, Kulturanthropologie. Abteilung A, Volkskunde 7), Bern u.a.] 1974.
Additional Information
Recommended Citation
„Veranstaltung des 10. Hessentages in Wiesbaden, 26.-28. Juni 1970“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/en/subjects/idrec/sn/edb/id/5393> (Stand: 27.11.2022)
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