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Grabdenkmäler

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Anna Auguste von Selle auf Friedelhausen geb. Wolff von Gudenberg, 1699 (Epitaph), Kirchberg

Kirchberg · Gem. Lollar · Landkreis Gießen | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Kirchberg

Gebäude / Areal:

Kirchberg, Evangelische Pfarrkirche.

Heutiger Aufbewahrungsort:

Kirchberg, Evangelische Pfarrkirche.

Im Inneren, an der Nordostwand des Chores.

Merkmale

Datierung:

12. April 1699

Typ:

Epitaph

Material:

Marmor (Hauptteil) · Sandstein (Aufsatz)

Erhaltung:

erhalten

Größe:

102 x 235 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

2-2,5 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Der Stein wird von Wappen und einem mittleren Feld mit Inschrift (A) bestimmt, welches dem gestreckten Format Rechnung trägt. Das Material, dunkler Marmor, gestattet dem sorgfältig arbeitenden Bildhauer die feinen und konsequent durchgeführten Abstufungen bei nur geringer Reliefhöhe sowie die Ausarbeitung einer Oberfläche mit detailreicher Wiedergabe der Gegenstände. Es ist ein erhabener, glatter und allseits umlaufender Rand zu erkennen, dem sich nach innen die leicht vertieften Randstreifen mit jeweils acht Vollwappen mit Namensinschriften (B) anschließen. Das mittlere Inschriftfeld ist erneut leicht vertieft und wird ober- und unterhalb der senkrechten Ränder mit halbrundbogig ausgearbeiteter Umrahmung versehen. Es wird bekrönt von zwei weiteren, größer wiedergegebenen Vollwappen mit Namensinschriften (B).

Unterhalb des mittleren Inschriftfeldes wurde der Reliefgrund bis zu den äußeren Umgrenzungen gepickt abgearbeitet, so daß sich vor diesem kontrastierenden Hintergrund ein Totenschädel auf einem Knochen mit beidseitigen Blütenranken in flachem Relief deutlich abzeichnen kann. Diese Bilder stehen für Tod und Vergänglichkeit. In Abwandlung der in diesem Zusammenhang bekannten Kornähren stehen hier die Blumen mit der Aussage, daß der Tod auch Beginn des Lebens ist. (Anm. 1).

In der Höhe des Steines wird die Wandfläche bis zum Einschnitt des Fensters ausgenutzt. Dies ist vergleichbar mit dem späteren Stein des Benedictus von Düring (gest. 1732). Von diesem erfolgte möglicherweise die Anregung zu dem oberen Aufsatz, der sich schon aufgrund des Materials, es ist vermutlich rötlicher Sandstein, abhebt. Dargestellt sind zwei Putten, welche sich von den Rändern nach der Mitte in bewegter Haltung vor dem Fenster abzeichnen. Sie umgeben ein mittleres Rosenornament. Ihre nach innen geführten Hände sind abgeschlagen, möglicherweise auch ein mittlerer Gegenstand.

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Anm. 1: Vgl. Gabriel Rollenhagen, Sinn-Bilder, Reproduktion des 1611/1613 entstandenen Werkes, 1983, S. 52 mit Abb. S. 53.

Geschlecht, Alter, Familienstand:

weibliche Person(en)

Stand:

Adlige

Enthaltene Wappen:

Das Epitaph zeigt insgesamt 18 Vollwappen mit Namenbeischriften.

Oben in der Mitte nebeneinander die Wappen Wolff von Gudenberg und von Selle. Unüblicherweise ist hier also das Wappen des Ehemannes rechts bzw. heraldisch links dargestellt.

Am linken und rechten Rand weitere 16 Wappen, die linken für die väterlichen, die rechten für die mütterlichen Ahnen der Verstorbenen stehend. Links von oben nach unten: 1) Wolff von Gudenberg (Vater), 2) von Buchenau (Vaters Mutter), 3) von der Malsburg, 4) von Haun, in der Beischrift mit weiblichem Vornamen WALPURG, 5) von Löwenstein, 6) Spiegel, 7) Riedesel und 8) von Schlitz genannt Görtz. Rechts von oben nach unten: 1) von Brand (Mutter), 2) von Schlammersdorff (Mutters Mutter), 3) von Zedtwitz, 4) von Königsfeld, 5) Pfreimder (Pfreumder) zu Bruck, 6) von Künsberg, 7) von Hirschaid (Hirschheid) und 8) von Sallzingen.

Dargestellte Personen:

Anna Auguste (Augusta) von Selle auf Friedelhausen (bei Staufenberg), eine geborene Wolff von Gudenberg, geboren am 12. Juni 1644, gestorben am 12. April 1699. An der Außenwand der Kirchberger Kirche hat sich auch ihre Grabplatte erhalten.

Die Verstorbene war eine Tochter des Thiel Wolff von Gudenberg und der Cordula Elisabeth von Brand. In der Stammtafel bei Buttlar-Elberberg ist sie fälschlich ihren Großeltern als Kind zugeordnet. Zu unbestimmter Zeit heiratete sie Burkhard von Selle (Sell), geboren in Marburg am 24. Juni 1622 als Sohn des Dr. Bertram Selle und der Anna Katharina geb. Hoffmann, gestorben in Berleburg am 27. November 1672, begraben in Nümbrecht. Er war gräflich nassau-saarbrückischer und sayn-wittgenstein-homburgischer Geheimer Rat und Oberamtmann zu Berleburg und seit dem Erwerb des Schlosses Friedelhausen auch dort ansässig. 1668 wurden er und sein Bruder in den Adelsstand erhoben.

Inschrift

Umschrift:

A:

HIER, /

RVHET, IN, GOTT, /

DIE, WEILAND, WOHLGEBOHR:(ENE) /

FRAV, FRAV ANNA AVGVST:(E) WITTIB /

VON SELLE, UND FRIEDELNHAUSEN, /

GEBOHRNE WOLFFIN. V.(ON) GÜTTENBERG /

WELCHE ANNO 1644 DEN · 12 · TEN /

IUNY, AUF DIE WELT GEBOHREN /

UND NACHDEME SIE IN DIESER /

MÜHSELIGKEID, VERBRACHT · 54 · IAHR, /

10 · MONATH, DEN · 1·2 · TEN APRIL 1699 /

IN IESU, IHREM ERLÖSER, SANFFT /

UND SELIG, ENTSCHLAFFEN · /

SELIG SIND DIE TODTEN DIE IN DEM /

HERREN STERBEN, VON NUN AN IA /

DER GEIST SPRICHT. DAS SIE RUHEN /

VON IHRER ARBEIT DEN IHRE WERCKE /

FOLGEN IHNEN NACH · APOCA(LYPSE) · 14 · V(ERS) · 13 · /

STEHE LESER STILL, WER DU AUCH BIST, /

BEDENCKE HIE ALLES EYTEL IST, /

DIE STUNT SO UNS DAS LEBEN BRINGT, /

ALSBALD WIDERUM ZUM TOTE TRINGT ·

B: (Namensbeischriften zu den Wappen)

(oben in der Mitte:)

V.(ON) GVTTENBERG ·

V.(ON) SELLE

(links von oben nach unten:)

W.(OLFF) V.(ON) GÜTENBERG

V.(ON) BÜCHENAV ·

V.(ON) MALSBURG.

WALPURG V.(ON) HAUN

V.(ON) LOWESTEIN

DIE SPIGEL.

DIE RIEDESELL

V(ON) · GÖRTZ

(rechts von oben nach unten:)

V.(ON) BRANDT

V.(ON) SCHLAMERSTORF

V.(ON) ZEDWITZ

V.(ON) KÖNIGSFELDT

PFREIMBT(ER) · Z(U) · PRÜCK

V.(ON) KÜNSBERG

V.(ON) HIRSHEIT

V.(ON) SALLZINGEN

Kommentar:

In Zeile 5 von Inschrift A scheint das Wort UND nachträglich in UF verbessert zu sein.

Schrift:

Kapitalis

Nachweise

Literatur:

  • Kettler, Rudolf: Die Stammfolge der Familie Selle - Frhr. v. Sell, in: Hessische Familienkunde Band 23, Heft 5 (März 1997), S. 6-11 (bzw. 130-135 der durchlaufenden Zählung des Bandes), hier S. 7 (131)
  • Buttlar-Elberberg, Rudolf von: Stammbuch der Althessischen Ritterschaft, Wolff von Gudenberg, Tafel 2
  • Walbe, Heinrich (Bearb.): Die Kunstdenkmäler im Freistaat Hessen – Provinz Oberhessen – Kreis Giessen, Band 1: Nördlicher Teil, Darmstadt 1938, S. 261

Personen:

Selle, Burkhard von · Selle, Bertram · Selle, Anna Katharina, geb. Hoffmann · Hoffmann, Anna Katharina, verheiratete Selle · Wolff von Gudenberg, Thiel · Wolff von Gudenberg, Cordula Elisabeth, geb. von Brand · Brand, Cordula Elisabeth von, verheiratete Wolff von Gudenberg

Orte:

Berleburg · Friedelhausen (bei Staufenberg) · Marburg · Nümbrecht

Sachbegriffe:

Wappen · Totenköpfe · Knochen · Blütenranken · Putten · Frauen · Adlige

Wappen:

Wolff von Gudenberg · Buchenau · Selle · Malsburg, von der · Haun · Löwenstein · Spiegel · Riedesel · Schlitz genannt Görtz · Görtz, von Schlitz genannt · Brand · Schlammersdorff · Zedtwitz · Königsfeld · Pfreimder zu Bruck · Pfreumder zu Bruck · Künsberg · Hirschaid · Hirschheid · Sallzingen

Bearbeitung:

Christa Benedum, Gießen, und Andreas Schmidt, HLGL

Zitierweise
„Anna Auguste von Selle auf Friedelhausen geb. Wolff von Gudenberg, 1699 (Epitaph), Kirchberg“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/993> (Stand: 2.6.2008)