Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe
Wahl des 35. Landtages des Großherzogtum Hessen, 3. November 1911
Bei der 35. Landtagswahl der Zweiten Kammer vom 3. November 1911 ergibt sich folgende Stimmenverteilung:
Bauernbund: 24.858 Stimmen (15 %) mit 14 Mandaten (vorher 12)
Zentrum: 22.874 Stimmen (14 %) mit 8 Mandaten (vorher 7)
Nationalliberale: 29.078 Stimmen (18 %) mit 17 Mandaten (vorher 19)
Fortschrittliche Volkspartei: 30.130 Stimmen (19 %) mit 9 Mandaten (vorher 5)
Sozialdemokratische Partei: 54.452 Stimmen (34 %) mit 7 Mandaten (vorher 5)1
Wahlergebnisse
In den freien Städten der Wahlbezirken stellte der Bauernbund keinen Kandidaten auf. In allen Wahlkreisen stellten meist nur drei oder vier Parteien einen Kandidaten auf, da die restlichen Parteien sich geschlossen hinter einen Kandidaten dieser Partei stellten.
In den 14 Wahlkreisen der Provinz Starkenburg geht als Sieger die Sozialdemokratische Partei mit fünf Wahlkreisen (Höchst, Griesheim, Bischofsheim, Offenbach-Land, Offenbach-Stadt) hervor. Die Nationalliberalen gewinnen in den drei Wahlkreisen Wimpfen, Fürth, Bensheim, genauso viele Wahlkreise gewinnt das Zentrum (Dieburg, Heppenheim und Seligenstadt). Der Bauernbund gewinnt in Darmstadt Land, die Fortschrittliche Volkspartei in Darmstadt-Stadt.
In den zehn Wahlkreisen der Provinz Rheinhessen gehen die Nationalliberalen mit vier Wahlkreisen (Alzey, Wöllstein, Osthofen, Worms) als Sieger hervor, das Zentrum gewinnt in den drei Wahlkreisen Gonsenheim, Weisenau und Ingelheim. Die Fortschrittliche Volkspartei gewinnt in Wörrstadt sowie der freien Stadt Mainz. Der Bauernbund gewinnt in Nierstein, die Sozialdemokratie konnte kein Mandat gewinnen.
In den zehn Wahlkreisen der Provinz Oberhessen gewann in allen Wahlkreisen der Bauernbund, mit Ausnahme des Wahlkreises Vilbel (Sozialdemokratie) und Gießen (Fortschrittliche Volkspartei).
Stichwahl
In zwölf Wahlkreisen erfolgte eine Stichwahl am 17. November 1911, da bei diesen Kandidaten keine absolute Mehrheit errungen werden konnte. Dabei ergibt sich bei vier Wahlkreisen eine besonders knappe Mehrheit:
Wahlkreis Fürth: der Nationalliberale Friedrich Mergel gewinnt mit 46 Stimmen Vorsprung gegen den Bauernbundler Siefert.
Wahlkreis Bensheim: der Nationalliberale Louis Auler gewinnt mit drei Stimmen Vorsprung gegen den Sozialdemokraten Neumann.
Wahlkreis Wöllstein: der Nationalliberale Friedrich Schott gewinnt mit acht Stimmen Vorsprung gegen den Kandidat Eibach der Fortschrittlichen Volkspartei.
Wahlkreis Nierstein: der Bauernbundler Dr. von Helmolt gewinnt mit 56 Stimmen Vorsprung gegen den Nationalliberalen Schätzel.
Der 35. Landtag der Zweiten Kammer wurde am 19. Dezember 1911 eröffnet und endete am 9. Juli 1914. Dies waren die letzten Landtagswahlen im Großherzogtum Hessen, da während des Ersten Weltkrieges die Mandate dieser Wahl durch jährlich neu verabschiedete Gesetze bis zum Kriegsende verlängert wurden.
Gewählte Abgeordnete
Sozialdemokratische Partei
Adelung, Bernhard (1876–1943; Bürgermeister, Mainz)
Berthold, Heinrich (1856–1935; Buchhändler, Bischofsheim)
Busold, Heinrich (1870–1915; Arbeitersekretär, Vilbel)
Eißnert, Leonhard (1866–1949; Beigeordneter, Offenbach)
Fulda, Heinrich (1860–1943; Rechtsanwalt, Langen)
Hartmann, Friedrich (1859–1934; Maurer, Höchst)
Raab, Johann Georg* (1869–1932; Parteisekretär, Griesheim)
Fortschrittliche Volkspartei
Heerdt, Franz (1846–1935; Stadtverordneter, Mainz)
Henrich, Konrad (1864–1928; Staatsschuldenbuchführer, Darmstadt)
Korell, Adolf (1872–1941; Pfarrer, Wörrstadt)
Urstadt, Otto (1868–1945; Professor, Gießen)
Nationalliberale
Auler, Louis (1853–1922; Fabrikant, Bensheim)
Best, Franz (1853–1939; Ökonomierat, Osthofen)
Diehl, Edmund (1857–1923; Bürgermeister, Alzey)
Kredel, Johann (1856–1920; Bürgermeister, Wimpfen)
Mergel, Friedrich (1860–1921; Postsekretär, Fürth)
Schott, Friedrich (1871–1944; Bürgermeister, Wöllstein)
Stephan, Karl (1853-1927; Justizrat, Worms)
Zentrum
Brentano di Tremezzo, Otto von (1855–1927; Rechtsanwalt, Gau-Algesheim)
Molthan, Josef (1862–1920; Kommerzienrat, Nieder-Olm)
Singer, Richard (1865–1932; Bürgermeister, Seligenstadt)
Uebel, Philipp (1864–1929; Reichstagsabgeordneter, Dieburg)
Wiegand, Anton (1847–1925; Postmeister, Heppenheim)
Zuckermayer, Josef (1861–1919; Rechtsanwalt, Weisenau)
Bauernbund
Bähr, Wilhelm (1863–1938; Landwirt, Büdingen)
Brauer, Heinrich (1860–1945; Mühlenbesitzer, Homberg)
Breidenbach, Karl (1871–1944; Ökonomierat, Reichelsheim)
Dorsch, Wilhelm (1868–1939; Landwirt, Nidda)
Fenchel, Wilhelm (1873–1938; Landwirt, Lich)
Friedrich, Jakob (1861–1914; Landwirt, Gernsheim)
Helmolt, Georg von (1876–1946; Rechtsanwalt, Ober-Rosbach)
Korell, Gustav (1871–1935; Ökonomierat, Alsfeld-Land)
Leun, Johannes (1855–1940; Bürgermeister, Groß-Linden)
Wolf, Michael (1859–1929; Gutsbesitzer, Nierstein)
(SGr)
- Davon abweichend gibt der europäische Geschichtskalender folgende Mandatsverteilung an:
- Nationalliberale 16 (vorher 18)
- Bauernbund 16 (14)
- Freisinnige Volkspartei 9 (5)
- Zentrumspartei 8 (7)
- Sozialdemokraten 7 (4)
- Belege
- Darmstädter Zeitung, Nr. 263, 8.11.1911, Online-Ausgabe: Die amtlichen Wahlergebnisse der hessischen Landtagswahlen vom 3. November 1911
- Darmstädter Zeitung, Nr. 272, 18.11.1911, Online-Ausgabe: Stichwahlergebnisse der hessischen Landtagswahlen
- Rack/Vielsmeier, Hessische Abgeordnete 1820–1933, Darmstadt 2008, S. 19
- Schulthess' europäischer Geschichtskalender, 1911, S. 252
- Empfohlene Zitierweise
- „Wahl des 35. Landtages des Großherzogtum Hessen, 3. November 1911“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/5590> (Stand: 3.11.2021)
- Ereignisse im Oktober 1911 | November 1911 | Dezember 1911
-
Mi. Do. Fr. Sa. So. Mo. Di. Mi. Do. Fr. Sa. So. Mo. Di. Mi. Do. Fr. Sa. So. Mo. Di. Mi. Do. Fr. Sa. So. Mo. Di. Mi. Do. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30