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Einweihung der Großmarkthalle im Frankfurter Stadtteil Ostend, 25. Oktober 1928

Im Stadtteil Ostend wird die Großmarkthalle der Stadt Frankfurt am Main feierlich eingeweiht. Der kommunale Großbau dient dem Handel und der Versorgung des Rhein-Main-Gebietes mit Frischeprodukten, vor allem Obst und Gemüse. Die 220 Meter lange und 50 Meter breite Halle, die von zwei Kopfbauten mit jeweils 15 Metern Breite umschlossen wird,1 besitzt eine Höhe von 17 bis 23 Metern und bietet auf rund 13.000 Quadratmetern Grundfläche Platz für etwa 130 Verkaufsstände, die in erster Linie Großverbraucher und gewerbliche Wiederverkäufer bedienen. Das Bauwerk stellt zum Zeitpunkt seiner Eröffnung die weltweit größte stützenfrei in Stahlbeton überspannte Hallenkonstruktion dar. Die über 50 Meter frei gespannte Halle erhält von den Frankfurter Bürgern schnell Spitznamen wie „Gemieskirch“ oder „Gemüsedom“. Zum Bau der besonders dünnen Eisenbetonkonstruktion des Daches wurde erstmalig ein neuartiges, nach der ausführenden Firma „System Zeiss-Dywidag“ benanntes Verfahren angewandt. 15 querversteifte, zylindrische Schalengewölbe mit einer Trägerspannweite von 36,9 Metern und einer Gewölbespannweite von 14,1 Metern überspannen die volle Breite der Halle frei. Trotz dieser enormen Spannweite liegt die Stärke der Tonnenschalen bei nur etwa 7,5 Zentimetern. Das von dem Architekten Martin Elsaesser (1884–1957) entworfene Gebäude, das im Zweiten Weltkrieg von den Nationalsozialisten als Sammelstelle für Deportationen genutzt2 und 1944 bei einem Bombenangriff teilweise zerstört wird, gilt heute als richtungsweisender Zweckbau der expressiven Moderne und steht unter Denkmalschutz. Auf dem Gelände der Großmarkthalle entsteht ab 2010 der Neubau der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt. Damit wird das unter Schutz stehende Hallengebäude Veränderungen unterworfen, bleibt aber in seiner Substanz erhalten.3
(KU)


  1. Neben der eigentlichen Halle und ihren Kopfbauten, von denen der westliche die Büros der Marktverwaltung beherbergt, der östliche das Kühlhaus mit eigener Eisfabrik, gehören auch zwei Annexbauten zum Gesamtkomplex der Anlage. Hier finden sich Wohnungen für Betriebsangehörige, eine Sortierhalle, die Importhalle (mit den Räumen der Städtischen Schulkinderspeisung), Gleisanlagen und einige kleinere Nebengebäude, darunter das Wiegehäuschen und das Stellwerk.
  2. Von 1941 bis 1945 werden die Kellerräume der Großmarkthalle als Sammelstelle für jüdische Männer, Frauen und Kinder aus Frankfurt am Main und Umgebung genutzt. Vom benachbarten Güterbahnhof startet am 20. Oktober 1941 der erste Deportationszug aus Frankfurt nach Litzmannstadt (Łódź). Seit 1997 erinnert eine Gedenktafel an das Schicksal der aus Frankfurt am Main deportierten Juden.
  3. Die Annexbauten werden allerdings im November 2006 unter Zustimmung des Landesamts für Denkmalschutz aus dem Denkmalschutz entlassen und nach Beendigung eines Rechtsstreits mit den Erben Martin Elsaessers im Sommer 2008 abgerissen.
Weiterführende Informationen
Hebis-Klassifikation
545230, Messen und Märkte
Hebis-Schlagwort
Frankfurt, Großmarkthalle
Empfohlene Zitierweise
„Einweihung der Großmarkthalle im Frankfurter Stadtteil Ostend, 25. Oktober 1928“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/4575> (Stand: 25.10.2021)
Ereignisse im September 1928 | Oktober 1928 | November 1928
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